Neue Struktur:Förderverein ersetzt Chroma

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Vom Verein Chroma wurden als Veranstalter auch seit 2017 zwei Wartenberger Soafakistlrennen durchgeführt, die einen großen Anklang bei der Bevölkerung fanden. (Foto: Renate Schmidt)

Das soziotherapeutische Heim Haus Wartenberg unterstützt die Gründung eines Nachfolgers, der rechtlich besser abgesichert sein soll. Rechnungen für Arbeiten soll es nicht mehr geben, Spenden werden angenommen

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Als Ende Herbst 2018 bekannt wurde, dass der gemeinnützige Verein Chroma von dem soziotherapeutischen Heim Haus Wartenberg nicht mehr unterstützt wird, war das Unverständnis in der Marktgemeinde groß. Viele Bürger und auch die Gemeinde hatten die Leistungen des Vereins in Anspruch genommen. Positiver Nebenaspekt: Die Patienten hatten eine therapieunterstützende Tätigkeit und konnten sich ein paar Euro verdienen und die Bedenken gegen das Haus bei den Bürgern wurden weiter abgebaut. Jetzt scheint aber eine Lösung gefunden, die allen Seiten zugute kommen soll: Es soll ein Förderverein gegründet werden, der rechtlich besser abgesichert die Tätigkeiten weiter führen soll und die Trennung zum Träger des Haues, der STZ Heide GmbH, verdeutlicht.

Das Haus Wartenberg besteht aus einem soziotherapeutischen Heim für chronisch mehrfach beeinträchtigte Alkoholabhängige mit Heimplätzen sowie einer angeschlossenen Übergangseinrichtung. Seit Juni 2012 gibt es auch eine therapeutische Wohngemeinschaft und seit 2017 eine intensiv betreute Soziotherapie. Ziel der Soziotherapie ist, die Betroffenen dabei zu unterstützen, ein Leben ohne Alkohol zufrieden gestalten zu können. Sie sollen Zeit bekommen, wieder stabil abstinent und so weit wie möglich gesund zu werden.

Teil der Therapie war bisher auch die Arbeit in den Werkstätten. Da das Haus selber wirtschaftlich nicht tätig sein darf, wurde der gemeinnützige Verein Chroma gegründet. Ziel war, die Patienten eine sinnvolle Tätigkeit ausführen und gleichzeitig ihnen einen gewissen, wenn auch geringen Lohn zukommen zu lassen, indem die erzeugten Produkte verkauft und Arbeitsleistungen nach außen vergeben wurden. Gewinne waren kein Ziel.

Der Verein war schnell kaum mehr aus der Marktgemeinde wegzudenken. Sei es als Helfer in der Gemeinde auf dem Friedhof, als Gärtner, Schreiner, Bügler oder auch seit 2017 als Veranstalter mit den Wartenberger Soafakistlrennen. Auch Bürgermeister Manfred Ranft fand nur lobende Worte.

Im Oktober 2018 hatte aber das Leitungsteam des Hauses gewechselt und plötzlich hieß es, dass für die Menschen in der Gemeinde Wartenberg nicht immer klar ersichtlich sei, "ob eine Aktivität oder Dienstleistung nun vom Verein oder von den Bewohnern und Arbeitstherapeuten der STZ durchgeführt wurde", schrieb STZ Heide-Geschäftsführer Jürgen Hörschläger. Therapieaufgaben könnten aber niemals an einen externen Verein übertragen werden. Zudem sah man Probleme wegen der Einkünfte des Vereins.

Der Förderverein soll nun alle Probleme lösen, "offen und transparent", wie der neue Leiter des STZ Wartenberg, Michael Pflügl, sagt. Der größte Unterschied sei, dass der Verein nur mehr dafür da sei, Spenden einzunehmen, die dem Haus und seinen Patienten zugute kommen sollen. Um eine klare Trennung von der Therapieeinrichtung zu bekommen, die vom Bezirk Oberbayern finanziell unterstützt wird, werde der Verein auch keine Leistungen gegen Rechnungen mehr bringen. Für die Gemeinde und die Wartenberger bedeute dies, dass auch weiterhin Tätigkeiten wie Gartenarbeiten durchgeführt werden können - auf Anfrage an den Verein. Ob man und in welcher Höhe dies dann dem Förderverein vergüten wolle, liege bei jeden Einzelnen und werde als "Spende" behandelt. Die Steuerung der Arbeiten liege beim Verein. Die arbeitenden Patienten würden von der STZ einen Stundenlohn bekommen, in Höhe von 30 bis 80 Cent. Fielen Materialkosten an, müssten diese vom Auftraggeber übernommen werden.

Zehn Wartenberger haben laut Pflügl bereits Interesse an einer Mitarbeit angemeldet und die Gründung soll in den nächsten Wochen sein. Im Gegensatz zu Chroma soll die Mitgliedschaft allen Bürgern offen stehen, die Satzung soll sich aber an der des Vorgängervereins orientieren.

Pflügl will bei der Gründung des Fördervereins eng mit dem Bezirk zusammen arbeite. Der hat zwar Kenntnis über die Gründungsabsicht, wird sich aber nicht einmischen, noch sieht es der Bezirk als notwendig an, sich zu beteiligen. "Sobald die Vereinsgründung erfolgt ist, wurde uns vom Träger zugesagt, uns über die Tätigkeiten und Vereinsziele zu informieren. Eventuelle Schnittstellen zwischen dem Verein und den bestehenden Leistungsvereinbarungen können dann gegebenenfalls geprüft werden", teilt Susanne Büllesbach mit, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bezirk Oberbayern.

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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