Neue Ortsumfahrung:In Langengeisling dreht sich der Wind

Lesezeit: 3 min

Die Bürger im Erdinger Stadtteil Langengeisling finden Gefallen an der bislang abgelehnten Nordumfahrung. Zusätzlicher Maßnahmen sollen den Ort komplett vom Durchgangsverkehr befreien - wenn alles klappt.

Von Florian Tempel

Grünes Licht für die Nordumgehung - damit soll es praktisch keinen Durchgangsverkehr mehr in Langengeisling geben (Foto: Renate Schmidt)

Der Widerstand in Langengeisling gegen die geplante Nordumfahrung auf der vor einem Jahr vom Stadtrat beschlossenen Streckenführung ist weitgehend gebrochen. Das wurde bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Turnhalle Langengeisling deutlich. Der ausschlaggebende Grund für den Stimmungswechsel: Die geplante Parallelstraße zur Alten Römerstraße verspricht zusammen mit weiteren Maßnahmen eine enorme Verkehrsentlastung für Langengeisling. Die für den Stadtteil so wohltuende Nordanbindung, die den kompletten Nord-Süd-Durchgangsverkehr aufnehmen soll, kann es jedoch nur mit der Nordumfahrung auf genau dieser Trasse geben.

Oberbürgermeister Max Gotz (CSU), der sich "Rückenwind" für den Bau der Nordumfahrung erhofft hatte, durfte nach knapp drei Stunden Bürgerversammlung vollkommen zufrieden sein. Die im Erdinger Rathaus in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsplaner Helmuth Ammerl vom Planungsbüro Obermeyer erarbeiteten Vorschläge, wie Nordumfahrung und Nordanbindung im Zusammenspiel zu einer weitgehenden Verkehrsberuhigung Langengeisling führen können, überzeugten die Zuhörer. Dass die Nordanbindung Verkehr von der Alten Römerstraße abziehen kann, war schon länger bekannt.

Nur acht Bürger sind gegen die Sackgasse

Doch mit der neuen Idee, die Alte Römerstraße im Norden von Langengeisling als Sackgasse enden zu lassen, entfaltet die Umfahrung eine noch stärkere Wirkung. Wenn es auf der Alten Römerstraße nicht mehr Richtung Berglegern weitergeht, "haben Sie damit den Durchgangsverkehr aus Langengeisling raus", erklärte Ammerl. Auf der Alten Römerstraße würden dann nur noch Autofahrten stattfinden, die in Langengeisling beginnen oder enden, während sich mehrere tausend Fahrten Durchgangsverkehr mit Sicherheit auf die Nordanbindung verlagerten. Bei einer Abstimmung der etwa 250 Bürger, die zur Versammlung in der Turnalle der Langengeislinger Grundschule gekommen waren, stimmten nur acht gegen die Sackgassen-Idee.

In der Diskussion brachte der Langengeislinger Josef Hupfer allerdings einen wichtigen Hinweis ein. Er wollte von OB Gotz wissen, ob es denn überhaupt klappe, dass Nordumfahrung und Nordanbindung gleichzeitig realisiert werden - "denn sonst haut das ja alles nicht hin". Auch Max Tauber pochte darauf, es müsse schon sicher sein, dass die Nordanbindung, die zu einem großen Teil auf bestehenden Straßen des Fliegerhorstes verlaufen soll, auch tatsächlich verwirklicht werden kann. Gotz räumte ein, dass bislang nicht bekannt sei, "wann die Bundeswehrflächen freigegeben werden".

Erst muss der Flugverkehr aufhören

Und der Kommandant des Fliegerhorstes, Oberst Michael Rethmann, ergänzte: "Bevor wir hier mit dem Flugbetrieb nicht aufgehört haben, geht diese Straße nicht." Gotz versicherte jedoch, "ich werde jegliche Energie hineinsetzen, dass wie die Nordanbindung bekommen". In den Vorgesprächen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgabe (Bima), die nach Abzug des Bundeswehr das Fliegerhorstgelände vermarkten wird, habe er aber schon "intensiv über diese Straße gesprochen. "Es schaut gut aus, denn wir brauchen sie" - eine Aussage, die der Bima-Vertreter Hans-Peter Fehr mit Lächeln und Kopfnicken bestätigte.

Nach Ansicht von Verkehrsplaner Ammerl gehört es zur "konsequenten Verkehrsberuhigung" Langengeislings auch dazu, die Fehlbachstraße als Sackgasse enden zu lassen. Über die geplant Anbindungsstraße zwischen Nordumfahrung und Kronthaler Weiher könnte sonst Schleichverkehr nach Langengeisling gezogen werden. Hierbei waren sich die Bürger, wie sich in der Diskussion und in einer weiteren Abstimmung zeigte, allerdings uneinig. Landwirte sagten, sie müssten unbedingt über den Fehlbach auf ihre Felder fahren können.

OB Gotz versicherte, für die Landwirtschaft werde sich eine Lösung finden lassen, auch wenn der normale Autofahrer dort nicht mehr durchfahren könne. Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Anbindungsstraße zum Kronthaler Weiher plädierten einige dafür, diese Wegbeziehung für den Individualverkehr offen zu halten. Gotz vertrat hingegen den Standpunkt, die Straße von und zur Nordanbindung sollte am Kronthaler Weiher enden und nicht mehr wie bisher bis in die Freisinger Siedlung südlich des Badegeländes führen. Der Zweck dieser Straße liege ja vor allem darin, die Lastwagen vom und zum Kieswerk am Kronthaler Weiher aus der Stadt, insbesondere der Freisinger Siedlung, heraus zu halten. Außerdem würde so auch ein Teil des Freizeitverkehrs - alle die aus Norden kommen und an den weihe wollen - abgeleitet.

Im März wird der Stadtrat die bei der Bürgerversammlung vorgestellten Ideen beraten und grundsätzlich weitere Planungen beschließen - oder ablehnen. Die voraussichtlichen Kosten der einzelnen Maßnahmen seien erst danach zu ermitteln, sagte Gotz.

© SZ vom 23.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: