Neue Nachbarn nicht erwünscht:Votum gegen Nachverdichtung

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Taufkirchener üben bei Umfrage heftige Kritik

Allein in Bayern verschwinden Tag für Tag 13,1 Hektar unter Beton und Asphalt, das sind rund 25 Fußballfelder. Dieser Flächenfraß gilt als eines der drängendsten Umweltprobleme. Darunter leiden nicht nur Artenvielfalt und Landwirtschaft, es erhöht auch das Hochwasserrisiko, weil Niederschläge auf versiegelten Flächen nicht versickern können. Die Bayerische Staatsregierung hat daher bereits an Städte und Gemeinden appelliert, weniger freie Flächen zu verbauen, als vielmehr den Bestand an Wohnungen nachzuverdichten. Das ist allerdings nicht so einfach, wie eine Umfrage der Gemeinde Taufkirchen ergeben hat. Dort hat die Gemeindeverwaltung den Bewohnern von zwei Siedlungen in Taufkirchen und Moosen Fragebögen zugesandt, ob sie mit einer Nachverdichtung einverstanden wären. Im Bauausschuss wurde das Ergebnis nun vorgestellt. Lediglich zehn Eigentümer stimmten zu. 29 lehnten das Vorhaben strikt ab, weitere 18 hatten erhebliche Bedenken.

Bei den Siedlungen handelte es sich um das Baugebiet Zugspitzstraße in Taufkirchen und im Oberfeld in Moosen. Die Bebauungspläne beider Gebiete stammen aus den 1980er Jahren. Vereinzelte Bauvoranfragen aus diesen Gebieten hatten den Bauausschuss dazu bewogen, generell bei den Anwohnern nachzufragen, wie sie zu einer Nachverdichtung stünden. Mit Ausnahme derer, die selbst anbauen wollten, fielen die Reaktionen teils sehr heftig und ablehnend aus. Ein häufig genanntes Argument war, dass man die lockere Wohnbebauung beibehalten wolle, weil Wohnanlagen als Fremdkörper empfunden würden. Außerdem wolle man keine "Überfremdung" der Siedlung durch Neubürger. Manche argumentierten, ein Aufstocken der Gebäude würde zu einer Verschattung der Nachbarhäuser führen, was insbesondere bei Niedrigenergiehäusern oder Gebäuden in Passivhausbauweise zur einer schlechteren Energiebilanz führen würde. Ein weiterer, häufig genannter Punkt war, dass eine Nachverdichtung dazu führen würde, dass mehr Autos auf den Straßen in der Siedlung parken würden. Das könne zu Konflikten führen, wenn kein Durchkommen mehr für Müllabfuhr oder Feuerwehrfahrzeuge möglich sei. Etliche Bewohner wetterten auch gegen die "Profitgier von Bauherren und Bauträgern". Ein Großteil der Eigentümer hat den Fragebogen jedoch nicht zurückgesandt. Im Anschreiben hatte die Gemeinde darauf hingewiesen, dass dies als stillschweigendes Einverständnis gewertet werde. Die Gemeindeverwaltung war nach diesem Rücklauf aber vorsichtig, dies so auszulegen: "Manche haben das Schreiben möglicherweise ungelesen weggeworfen", mutmaßte Sachbearbeiter Hans Baumgartner.

© SZ vom 13.10.2017 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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