Neue Förderung macht's möglich:Erstes Mieterstrommodell im Landkreis

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Im Keller des Hauses in der Zinniengasse stehen die beiden Tesla-Powerwalls, die die Energie speichern. (Foto: Neumeier/oh)

Bauträger Robert Decker realisiert in der Zinniengasse in Dorfen ein Konzept, das zukunftsweisend sein kann

Von Thomas Daller, Dorfen

Photovoltaikanlagen können den Stromnetzen unerwünschte Spannungsschwankungen bescheren, die die Netzbetreiber stabilisieren müssen. Daher ist es sinnvoll, als Hauseigentümer den Strom vom Dach zuerst selbst zu nutzen und nur die Überschüsse ins Netz einzuspeisen. Bei einer Mietwohnungsanlage galt das bislang aber als unwirtschaftlich. Mit der Einführung der Mieterstromvergütung Anfang des Jahres 2018 sollte sich das ändern. Die Firmengruppe Robert Decker Immobilien und Bauträger hat umgehend darauf reagiert und das Mieterstrommodell in ihrem Projekt in der Zinniengasse 2 in Dorfen realisiert. Nach Angaben der Firmengruppe sind sie damit die ersten im Landkreis.

Zusammen mit Michael Feckl von der Firma HeimatEnergie+GmbH und einem Vertreter der Firma Tesla, die die beiden leistungsstarken Energiespeicher geliefert hatte, stellte Robert Decker mit seinem Team das Projekt in der Zinniengasse vor. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt eine Höchstleistung von 27 Kilowatt, den die Tesla-Powerwalls speichern und über digitale Zähler an die Endverbraucher im Haus liefern. Durch das Portal hat jeder Mieter einen Überblick über Verbräuche, Rechnungen oder Erzeugung. Ist der Speicher voll, wird Solarstrom ins Netz eingespeist. Erzeugt die Solaranlage zu wenig Strom, wird Ökostrom aus dem Netz bezogen. Im Fall der Zinniengasse soll der Tarif für den aus dem Netz bezogenen Strom mindestens zehn Prozent günstiger sein als der ortsübliche Grundversorgungstarif.

Decker erläuterte, dass die Anforderungen an die Datensicherheit enorm gewesen seien: "Die Verschlüsselung ist höher als beim Onlinebanking." Die beiden Ingenieure Florian Lesch und Michael Feckl hätten dabei nicht nur die Schnittstelle hervorragend programmiert, sondern auch eine App entwickelt, mit der man per Handy, Tablet oder am PC immer den Überblick behalte. Damit könne man beispielsweise auch "Stromfresser" identifizieren und erhalte Monat für Monat verbrauchsgenaue Abrechnungen anstatt Abschlagszahlungen zu leisten.

Und das sei erst der Anfang: Decker zielt damit bereits in Richtung von "Smarthomes", in denen man beispielsweise die vorher befüllte Waschmaschine so programmiert, dass sie erst um die Mittagszeit startet, wenn die Photovoltaikanlage den meisten Strom erzeugt. Bei so einer Konstellation könnte man beispielsweise den Strom günstiger beziehen und gleichzeitig die Netze entlasten.

Bei jedem neuen Baugebiet will Decker künftig solche Versorgungskonzepte ins Auge fassen. Das gelte insbesondere für das Meindl-Areal, wo der Bauträger seine Vision von "Timber Town Dorfen" realisieren will: "Strom, der dort erzeugt wird, soll auch dort verbraucht werden." Ihm schweben dabei auch Ladestationen für Elektromobilität vor und eine kleine Flotte von Elektrofahrzeugen, die den künftigen Siedlungsbewohnern von Timber Town zur Verfügung gestellt werden sollen.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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