Nandlstadt:Saft von der Streuobstwiese nebenan

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Seit zehn Jahren betreibt Andrea Hofstetter ihr "Nandlstädter Marktladerl". Die Produkte sind überwiegend regional. Vor allem Stammkunden kaufen bei ihr, die hat sie während des Lockdowns per Rad beliefert

Von Sara Livadas, Nandlstadt

Mit ihrem "Nandlstädter Marktladerl" hat sich Andrea Hofstetter einen Traum erfüllt. Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail führt sie ihr Geschäft und vertreibt regionale Produkte in dem 5000-Einwohner-Ort Nandlstadt. Wie ein solches Unternehmen in der ländlichen Gegend funktionieren kann und auf was die Inhaberin besonders wert legt, verrät sie der SZ im Interview.

SZ: Wann entwickelte sich Ihr Laden zu Ihrem Hauptberuf?

Andrea Hofstetter: Die ersten Jahre habe ich den Laden parallel zu meinem Beruf als Krankenschwester in Freising geführt. Da waren die Öffnungszeiten, oder sind es immer noch, ziemlich eingeschränkt. Irgendwann hat es sich einfach weiterentwickelt und es sind immer mehr Produkte hinzugekommen und der Laden ist gewachsen. Dann hat sich herauskristallisiert, dass ich mich für eine Sache entscheiden muss. Am Anfang habe ich tatsächlich erst einmal unbezahlten Urlaub genommen. Offiziell gekündigt habe ich dann erst dieses Jahr im Januar, sodass ich mich jetzt zu hundert Prozent auf den Laden konzentrieren kann. Was ist Ihnen an Ihrem Laden und dem Konzept am wichtigsten?

Vor allem die hochwertigen Lebensmittel und der Kontakt zu den Direktvermarktern und Hofladenbesitzern. Dahinter steckt ja auch eine ganz besondere Philosophie: Selbst angebaute Erzeugnisse und eine eigene Verarbeitung. Das sind wirklich sehr hochwertige Geschichten. Man kann genau nachvollziehen, wie das gemacht wird. Sehr oft kann man sogar in die Küche hinein schauen und sieht was gerade frisch geerntet wurde. Zu fast hundert Prozent kann ich meinem Kunden sagen, woher die Produkte stammen. Auch die Zusammenarbeit mit den Behindertenwerkstätten ist für mich ein wichtiger Teil. Mein Angebot reicht ja von Lebensmitteln, über Spirituosen bis hin zu handwerklichen Arbeiten.

Wie erfolgreich kann denn ein so besonderer Laden in einem kleinen Ort laufen?

Es hat anfangs funktioniert, da ich ja nebenbei noch gearbeitet habe. Es hat wirklich Jahre lang gar nichts abgeworfen. Am Anfang habe ich nur so viel Umsatz gemacht, dass ich wieder neue Ware kaufen konnte. Im Vordergrund stand eher die Leidenschaft, die Freude an den Kontakten und das Soziale mit den Behindertenwerkstätten. Irgendwann war diese Leidenschaft für den Laden auch so groß, dass ich wusste, das will ich nicht aufgeben. Mit dem Wachstum bleibt mittlerweile auch etwas hängen. Aber meinen Lebensunterhalt könnte ich noch nicht komplett durch das Geschäft bestreiten. Aber ich glaube für den Ort ist es eine schöne Sache. Es schließen ja auch immer mehr Läden und die Geschäfte vor Ort sind halt noch ein Pendant zum Internet. Ich kann mir schon noch vorstellen, dass die Leute es genießen, wenn sie vor Ort etwas herumstöbern können. Das Persönliche und die kleinen Geschichten hinter jedem Produkt machen da das Einkaufserlebnis aus.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Produkte aus?

Am liebsten ist es mir, wenn die Produkte direkt vor Ort hergestellt werden. Dass man zum Beispiel weiß, der Bauer hat seine Streuobstwiese, da macht er seinen Saft und der Saft ist dann ohne irgendwelche Zusätze, auch nicht rückverdünnt oder mit Zucker gestreckt oder sonstiges. Dass Marmeladen ohne künstlichen Aromen sind und einfach nur das enthalten ist, was man auch wirklich benötigt. Es sollte so natürlich und regional wie möglich sein.

Haben Sie auch ein Lieblingsprodukt  ?

Das ist natürlich unser Bierlikör namens "Heiland". Der wurde von unserem Sohn entwickelt. In seinem Studium war er in München und hat nebenbei in ein paar Bars gejobbt. Durch den Laden und seinen Nebenjob ist er auch mit den Vermarktern in Kontakt gekommen und hat dann gesagt er möchte selber so etwas machen. Tatsächlich hat er dann diesen Doppelbock-Likör, den "Heiland" entwickelt. Wer zählt zu Ihren Kunden? Gibt es auch Laufkundschaft?

Es ist überwiegend Stammkundschaft. Laufkundschaft existiert eher wenig. Aber was sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, ist, dass sich die Vereine, die Gemeinden und so weiter, die Geschenkkörbe bei mir machen lassen. Es gibt ja fast immer Jubiläen oder andere Veranstaltungen, wie die Christbaumversteigerungen, Geburtstage und Goldene Hochzeiten. Das finde ich super, weil die dann auch wirklich hochwertige Geschenke bekommen und dann einfach mal was Besonderes haben und damit auch die Region unterstützen.

Vor ein paar Tagen haben Sie das zehnjährige Bestehen ihres Ladens feiern können. Hat sich Ihr Geschäft im Laufe der Zeit verändert?

Es hat sich insofern verändert, dass natürlich die Produkte viel mehr geworden sind als am Anfang. Deswegen ist es auch gut, dass ich mittlerweile in einen größeren Laden umgezogen bin. Man sieht jetzt einfach auch die Vielfalt besser. Schließlich gibt es ein unheimlich großes Angebot. Auch viele handgemachte Produkte, die von den Behinderten-Werkstätten hergestellt werden, finden sich darunter. Diese Werkstätte stellen wirklich viel her. Die einen haben Spielwaren im Angebot, die nächsten Gesellschaftsspiele und andere wiederum bauen Vogelhäuser. Ich fahre dann einmal im Jahr auf die Behindertenwerkstätten-Messe in Nürnberg. Da kann man die Produkte direkt vor Ort anschauen. Das gefällt mir sehr gut. Da suche ich mir dann Produkte aus, die ich gerne in meinem Laden vertreten möchte.

Wie hat sich Corona auf Ihr Geschäft und Ihren Arbeitsalltag ausgewirkt?

Als der große Lockdown kam, habe ich zwischenzeitlich sogar ganz zugemacht. Dadurch, dass der Laden so klein war und eigentlich nur reine Lebensmittelläden zu dieser Zeit aufhaben durften, wollte ich sicherheitshalber lieber schließen. Aber dann habe ich einfach einen eigenen kleinen Lieferservice aufgezogen. Meine Stammkunden kenne ich ja fast alle persönlich, die haben mir dann einfach eine WhatsApp-Nachricht mit ihrer Bestellung geschrieben. Dann bin ich mit dem Radl durch Nandlstadt gefahren und hab meine Sachen einfach ausgeliefert.

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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