Mobilität:Magnet für Autointeressierte

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Bei den Automobilausstellungen in Dorfen und Erding wird mit Zehntausenden Besuchern gerechnet. Die Autobegeisterung scheint ungebrochen. Hersteller locken mit SUVs und Elektroautos

Von Sara Maria Behbehani, Erding /Dorfen

Von einer Krise der Automobilwirtschaft ist in Erding und Dorfen nichts zu merken. Zumindest legen das die Automobilausstellungen nahe, die an den kommenden Wochenenden im Landkreis stattfinden. Bei der Erdinger Automobilschau am 28. und 29. September werden in diesem Jahr 31 Händler rund 500 Fahrzeuge präsentieren. Und in Dorfen denkt man sogar noch größer: An diesem Wochenende, 14. und 15. September, findet erstmals auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Meindl eine Ausstellung statt, die sich in ihrer Größe im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat und damit die größte Automobilausstellung des Landkreises ist. 45 Händler stellen ihre Fahrzeuge aus. Darunter sind neben den handelsüblichen Personenwagen auch Landmaschinen, Nutzfahrzeuge und Motorräder ausgestellt. Zudem spielt auch die E-Mobilität eine Rolle - bei Autos, Motorrädern, Rollern und Fahrrädern.

Josef Jung organisiert in diesem Jahr mit seiner Tochter die Autoschau in Dorfen und beide sind daran interessiert, die Schau als Event mit Live-Musik, Kinderkarussell und Biergarten zu gestalten. Von einer Autoverdrossenheit in der Gesellschaft oder einem Umdenken weg vom eigenen Auto hat Jung bisher nichts gemerkt. "So lange nicht mehr Alternativen da sind, brauchen wir die Autohändler und ihr Angebot wurde in den letzten Jahren von den Menschen auch gut angenommen", sagt er. Außerdem will er die Händler der Region unterstützen und ihnen eine Plattform bieten, ihre Modelle vorzustellen.

Das Interesse an neuen Autos bleibt groß. Die Automobilausstellung in Dorfen hat sich in ihrer Größe in diesem Jahr sogar verdoppelt. Das liegt daran, dass das neue Gelände der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl viel Platz bietet - neben Autos auch für Biergarten und Kinderkarussell. (Foto: Privat)

In Erding hat Günther Lassak von 1971 an die Automobilausstellung geleitet und organisiert. Er ist, wie er selbst sagt, ein Mensch, der "Benzin um Blut" hat. Dementsprechend wenig überzeugt zeigt er sich bisher von Elektrofahrzeugen. Der Trend, der in den vergangenen Jahren Automobile mit verschiedenen Motoren wie Elektro- oder Hybridantrieb hervorgebracht hat, schlage sich zwar auch auf der Autoschau in Erding nieder. Allerdings seien "E-Autos nach wie vor eine Randerscheinung". Dies erklärt Lassak zum einen damit, dass Elektroautos wesentlich teurer sind als Benziner oder Dieselfahrzeuge, zum anderen aber auch damit, dass es in Erding keine ausreichende Möglichkeit zum Laden der Fahrzeuge gibt: "Was nützt mir da das E-Auto?"

Dem pflichtet auch Stefan Rupertus bei, der in diesem Jahr die Organisation der Erdinger Ausstellung von dem mittlerweile 83-jährigen Lassak übernommen hat. Mit einem Elektroauto sei man schlicht eingeschränkter: "Händler haben es derzeit schwer. Man weiß noch nicht, wo die Reise hingeht."

Dennoch bleibt das Interesse an den Automobilausstellungen hoch. Verkauft wurden in Erding zuletzt zwischen 50 und 70 Autos, sagt Lassak. "Die Autoschau macht Erding zu einem Magnet für Autointeressierte." Bei trockenem Wetter seien zwischen 12 000 und 15 000 Menschen auf den Volksfestplatz gekommen. Rupertus rechnet in diesem Jahr bei gutem Wetter sogar mit 20 000 Besuchern. Ganz so euphorisch möchte Jung noch nicht denken. Er wertet in Dorfen - wo die neue Größe der Autoschau erst noch zeigen muss, wie viele Besucher sie anlockt - alles über 5000 Gäste als Erfolg.

Dann wird es viel um Elektromobilität gehen, doch die scheint trotzdem mehr Aushängeschild und Vorführmodell zu sein als eine echte Kaufalternative. Besonders beliebt bleiben bei Kunden SUVs. Lassak zeigt sich genervt von der hitzig geführten Debatte um diesen Fahrzeugtyp. Eine Entscheidung für einen SUV sei erst mal eine Entscheidung für eine bequemere Karosserie. Immerhin eine, die bei den Neuzulassungen zu einem Marktanteil von inzwischen mehr als 30 Prozent führt. Den SUV auch nach dem tragischen Unfall in Berlin zu verteufeln, sieht Lassak als nicht gerechtfertigt an. Dort starben vier Menschen als ein schwerer Porsche auf einen Fußweg raste. "Denselben Schaden hätte auch ein alter VW-Bus mit H-Kennzeichen angerichtet", sagt Lassak.

Elektroantrieb und die Freude der Kunden am SUV vereint das Autohaus Maier, verantwortlich für VW und Audi auf der Automobilausstellung in Erding. Dort stellt man den Audi E-tron vor - das erste vollelektrische Modell der Marke. Ein Auto mit einem stolzen Preis, von dem das Autohaus dennoch schon "überraschend viele verkauft" hat, wie Geschäftsführer Andreas Maier sagt. Daneben wird er mit SUVs wie dem Audi Q7, dem VW T-Cross oder Touareg vertreten sein. Besonders gefragt seien bei Kunden die kleineren SUVs, sagt Maier. Doch auch E-Fahrzeuge will er in den Vordergrund rücken. Ein Golf mit Elektroantrieb soll ausgestellt werden, und den VW ID.3, der ab 2020 der Golf unter den Elektroautos werden soll, möchte er vorstellen. Für diesen habe er auch schon einige Reservierungen entgegen genommen. "Es ist nicht die Masse, die Elektroautos fahren will", sagt Maier. "Aber der Trend geht dahin, dass Kunden sie sich zumindest anschauen."

In Erding sollen außerdem Wohnmobile ausgestellt werden. "Damit schafft man vielleicht auch eine neue Zielgruppe", sagt Rupertus. "Campen ist ja in aller Munde."

Jedenfalls will man, dass für jeden etwas dabei ist.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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