Mitten in Dorfen:Showdown im Isener Tor

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Manche Busfahrer verfügen über Kernkompetenzen, die endlich einmal gewürdigt werden sollten

Von THOMAS DALLER

Liebe Jury, die ihr jedes Jahr die Auszeichnung an den "Freundlichsten Busfahrer" verleiht: Könnt ihr euch mal einen Ruck geben und auch einen Preis für unfreundliche Busfahrer vergeben? Freundlichkeit ist doch keine Kernkompetenz für diesen Job. Da muss man Fahrgäste zusammenstauchen oder sie durch abruptes Bremsen oder Beschleunigen zu Fall bringen. Wir haben hier im Landkreis Erding immer wieder Hoffnungsträger, die ohne Anerkennung ihr Dasein fristen. Erinnert sei nur an jenen Busfahrer, der im vergangenen Jahr einen schwarzen Fahrgast einen "Affen" genannt hat und sich weigerte, ihn mitzunehmen, weil der Bus "nur für Weiße" sei. Ein weiteres Musterexemplar ist uns gestern auf der Heimfahrt in Dorfen am Isener Tor begegnet. Dort gilt Vorfahrt stadteinwärts und das Tor ist frei, also weiter geht's. Von der anderen Seite nähert sich ein Bus ohne Fahrgäste, der seine Fahrt verlangsamen könnte, um nach dem Tor noch eine Lücke zu lassen, durch die man passieren könnte. Aber nichts da. Ganz bewusst gibt der Fahrer Gas, schneidet einem den Weg ab und blockiert die Ausfahrt. Dabei sieht er einen an wie etwas, das die Katze ins Wohnzimmer geschleppt hat. Wir deuten auf das Vorfahrtsschild, aber er hat den Vorteil des größeren Fahrzeugs. Kopfschüttelnd setzen wir zurück und geben den Weg für ihn frei, für einen Streit sind wir zu gut gelaunt. Ganz anders der Busfahrer. Wie einen Pfropf fährt er seinen Bus in das Tor, steigt aus und kommt lautstark brüllend und gestikulierend auf uns zu. Mit dem Bus habe er immer Vorfahrt, lässt er uns wissen. Wir weisen ihn auf das Schild mit den weißen und roten Pfeilen hin und fragen zurück, ob er mit dieser freien Interpretation der Straßenverkehrsordnung im richtigen Job sei. Daraufhin droht er mit einer "Schell'n". Mit hochroter Birne krakeelt er minutenlang grundlos herum, während sich vor und hinter dem Tor bereits die Autos stauen. Erst der Hinweis, dass diese Fahrer alle Zeugen seien, bringt ihn dazu, heimzufahren in den nahegelegenen Betrieb.

Liebe Jury, das sind doch Prachtexemplare für eine Auszeichnung als unfreundliche Busfahrer. Mit den Berliner Verkehrsbetrieben können wir mithalten, wenn wir nur wollen.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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