Mitten in der Region:Next Generation muckt auf

Lesezeit: 2 min

Die Protagonisten von "Aufgemuckt" trauen dem Münchner OB Dieter Reiter nicht so recht

Von Johann Kirchberger

Er ist zwar bisher noch nie von der Aussage abgewichen, nur bei einem signifikanten Anstieg der Flugbewegungen über einen längeren Zeitpunkt ein Ratsbegehren zur dritten Startbahn einleiten zu wollen, trotzdem trauen die Protagonisten von "Aufgemuckt" dem Münchner OB Dieter Reiter nicht so recht. Zum einen, weil man nicht so genau weiß, was er unter einem signifikanten Anstieg versteht, zum anderen, weil sich auch Ministerpräsident Seehofer 2015 in Attaching so ähnlich ausgedrückt hatte und dann plötzlich aufgrund nicht näher definierter Prognosen doch umgeschwenkt ist und das Münchner Rathaus aufgefordert hat, jetzt ganz schnell ein Ratsbegehren einzuleiten. Bekannt ist auch, dass Teile der CSU-Landtagsfraktion der Meinung sind, die Stadt München ließe sich mit großzügigen Zuschüssen für Großprojekte "einkaufen" und gefügig machen. Politik nach Gutsherrenart nennt man so etwas wohl.

Auch die Freundschaft zwischen Flughafenchef Michael Kerkloh und Reiter macht die Startbahngegner misstrauisch. Die beiden spielen bekanntlich in einer Band zusammen, die "Next Generation". Mit dabei ist auch noch Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, dort wären die Startbahnpläne bestimmt einmal gut aufgehoben. Aber das ist Zukunftsmusik, vorerst schwebt das Damoklesschwert weiter über der Region. Momentan allerdings fühlen sich Reiter und die Münchner SPD noch an den Bürgerentscheid von 2012 gebunden, und damit liegen die Startbahnpläne zum Ärger der CSU weiterhin auf Eis. Doch Eis kann schmelzen. Daher rüsten sich Bürgerinitiativen, Bund Naturschutz, Schutzgemeinschaft und die anderen Aktivisten, um einem Ratsbegehren des Münchner Stadtrats Paroli bieten zu können. Sie wollen gegen die Millionen der Flughafenbetreiber und der Wirtschaft kämpfen. Und weil dies schon einmal so gut geklappt hat, sind die "Aufgemuckten" recht zuversichtlich, die Mehrheit der Münchner auch bei einer erneuten Abstimmung auf ihre Seite zu ziehen.

Es ist nun schon gut drei Jahre her, da hat sich Kerkloh in einem Spiegel-Interview darüber ausgelassen, dass vorwiegend die Rentnergeneration gegen den Bau der Startbahn protestiere. Gemünzt war das vor allem auf den damaligen Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner. Der hat sein Amt inzwischen in jüngere Hände gelegt, und wenn sich der Flughafenchef vergangenen Sonntag den Lichterzeichenmarsch angesehen hätte, wäre ihm aufgefallen, dass da besonders viele junge Leute mitmarschierten und für die Bewahrung der Schöpfung eintraten. Organisiert wurde der Marsch von der katholischen und der evangelischen Jugend, der "Next Generation" also, die sehr wohl daran interessiert ist, dass Natur und Landschaft nicht zerstört werden. Und zwar von Leuten, die selbst bald das Rentenalter erreicht haben werden.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: