Manchmal hat schnelleres Älterwerden auch Vorteile. Wer schon 60 Jahre alt ist, kann die Seniorenkarte des MVV erwerben. Die Isar-Card kostet dann sowohl in der Version für den Innenraum als auch für das Gesamtnetz je elf Euro weniger im Monat, das gesparte Geld kann man beim Seniorentanz verprassen. Wer aber erst zum oder nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 die sechs Jahrzehnte voll macht, kann erst mit 65 in den Genuss der Seniorenkarte kommen. Denn der MVV erhöht mit der dann in Kraft tretenden Tarifreform die Altersgrenze. Vorerst wirbt er in seiner neuen Kampagne noch mit der Isar-Card 60 "für Fortgeschrittene", was eine nette Formulierung ist.
Privilegien für ältere Semester sind im Prinzip angenehm und durchaus lohnend. Die Bahncard 25 für die zweite Klasse der Deutschen Bahn etwa gibt es Ü 60 für 41 Euro statt 61 Euro, die Bahncard 50 für 127 Euro statt 249 Euro. Nett gemeinte Alterstarife haben aber auch ihre Tücken. Unvergessenes Trauma eines Bekannten war sein Auftritt am Schalter im Skigebiet genau im Jahr, als er seine 50. Geburtstag feierte. Den Satz der Frau an der Kasse "Sie möchten doch sicher die Seniorenkarte" hat er bis heute nicht verdaut. Viel schöner dagegen das Erlebnis jüngst in der S 7. Ein Fahrkartenkontrolleur erscheint, Frau zeigt ihre Isar-Card 60 vor. Der Kontrolleur mustert die Fahrkarte, dann die Reisende ungläubig, und sagt: "Das kann nicht sein, Sie benutzen die Fahrkarte Ihrer Mutter. Ihren Ausweis, bitte."
Okay, zugegeben, dieses Szenario ist erfunden, aber die fortschreitende Jugend der Senioren ist mit Sicherheit einer der Gründe für die Anhebung der Altersgrenze bei der "Seniorenkarte". Wo der MVV nun gerade dabei ist, alles neu zu machen, sollte er sich auch einen passenderen Namen überlegen. Best-Ager- Karte vielleicht. Oder Junggebliebenen-Karte. Spaß-Karte. Chill-Karte. Junge Senioren mit Ideen, bitte melden.