Mitten in der Region:Appetit auf Tarifreform

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Die Unzufriedenheit mit der S-Bahn ist riesengroß. Wer die Kunden glücklich machen möchte, sollte sich mal in NewYork umsehen

Kolumne von Valentin Tischer

Was kann Erding von New York lernen? Nun, so einiges. Natürlich ist es nicht fair, den Landkreis mit einer Weltmetropole zu vergleichen, in der pro Stadtviertel mehr Leute leben als hier im gesamten Landkreis. Aber zumindest einige Einstellungen kann man doch übernehmen. Bei den Worten "öffentlicher Nahverkehr" und "S-Bahn" bildet sich bei vielen Schaum vor dem Mund. Verspätungen, schlechter Service, zu hohe Preise und die zu kurzen Züge treiben viele in den Wahnsinn. Man kann viel darüber streiten, was nun wirklich zu tun wäre. Mehr Busse, bessere Schienen, mehr Personal und billigere Tickets, alles gute Vorschläge, um den öffentlichen Verkehr deutlich angenehmer zu machen, aber die beste Alternative ist die Leberkäs-Preis-Bindung.

Die grundlegende Theorie dafür kommt aus der Weltstadt New York. Das ungeschriebene ökonomische Gesetz des "Pizza Principle" besagt, dass in New York der Preis eines Stückes typischer New Yorker Pizza an den Preis einer U-Bahn-Fahrt gekoppelt ist. Steigt der Preis der U-Bahn, steigt auch der Preis der Pizza und umgekehrt. Natürlich kann man bei uns nicht eine Pizza als Referenz verwenden, es muss schon eine Leberkässemmel sein. Würde eine Fahrt mit dem Bus oder Bahn genauso viel kosten wie ein Leberkäs, würde es erst einmal billiger werden. Üblicherweise kostet eine Semmel mit dem gebackenen pürierten Fleisch zwischen 2 und 2,50 Euro, eine Busfahrt von Erding nach Markt Schwaben kostet jetzt einfach 2,90 Euro.

Auch für die Zufriedenheit von Fahrgästen und Mitarbeitern des ÖPNV könnte viel getan werden. Der eine oder andere Busfahrer würde einen bestimmt mitfahren lassen, wenn man ihm statt des Fahrtpreises eine Leberkässemmel als Bezahlung in die Hand drückt. Und an den Bahnsteigen kann die Stimmung aufgehellt werden. Fahrgästen, die eine halbe Stunde oder länger auf die verspätete Bahn warten müssen, kann man viel Geld zurückzahlen, und sie sind immer noch unzufrieden. Dafür dürfte man aber in zufriedene Gesichter blicken, wenn am Bahnsteig frischer Leberkäs als Entschädigung verteilt wird. Der Zug ist dann immer noch zu spät, aber zumindest ist der Bauch voll und die Stimmung besser.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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