Mitten in der historischen Altstadt:Wo viel Rauch ist, ist nicht unbedingt Feuer

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Einsatz in der historischen Altstadt: Die Freiwillige Feuerwehr Dorfen ließ am Montagabend mächtig Rauch aufsteigen. (Foto: Rosa Tempel/oh)

Zwei Tage, bevor die Abrissarbeiten starten, wird das Dorfener Rathaus verqualmt - zu Übungszwecken

Von Florian Tempel, Dorfen

Wer am Montag kurz vor 20 Uhr durch die Dorfener Innenstadt kam, für den war es doch ein kleiner Schreck in der Abendstunde: das Dorfener Rathaus schien in Brand geraten zu sein, zumindest rauchte es ziemlich heftig aus den Fenstern im ersten und zweiten Stock heraus. Flammen waren aber nicht zu sehen. Zum Glück war die Feuerwehr zur Stelle, Feuerwehrmänner mit Atemschutzgeräten schon ins Innere vorgedrungen und ein großes Feuerwehrauto mit Drehleiter stand einsatzbereit vor dem rauchenden Haus. Alle Feuerwehrleute waren konzentriert, aber ganz ruhig bei der Sache. Ein gutes Zeichen, das doch alles nur halb so schlimm war. Das war es tatsächlich und noch weniger als das: es war nur eine Übung der Dorfener Feuerwehr.

Es wäre ein äußerst sonderbarer Zufall gewesen, wenn es noch in den letzten Tagen des Rathauses wirklich gebrannt hätte. Schon an diesem Mittwoch kommen die Arbeiter der Firma TG Umwelttechnik aus Büren - das ist bei Paderborn - um mit den Abbrucharbeiten anzufangen. Das Rathaus und das linker Hand angrenzenden kleiner Haus müssen weg. Die Stadt bekommt ein neues, modernes Rathaus, auch weil das alte in Sachen Brandschutz schon lange nicht mehr tragbar war. Der absolut mangelhafte Brandschutz war ein mitentscheidender Grund, warum sich eine Sanierung des etwa 150 Jahren alten Hause nicht rentierte und der Stadtrat den Abriss und Neubau beschloss. Der Sitzungssaal im zweiten Stock war bereits seit August 2011 aus feuerpolizeilichen Gründen gesperrt. Mehr als 15 Personen durften sich dort nicht mehr gleichzeitig aufhalten. Weil der einzige Fluchtweg nach unten über ein Treppenhaus aus Holz führte, weil es im Rathaus keine Brandmeldeanlage gab und auch kein Rauchschutztüren, keine Rauchabzugslüftung und keine Notstromversorgung für die automatische Schiebetür am Eingang. Die Sitzungen des Stadtrats und der Stadtratsausschüsse finden deshalb seit mehr als fünf Jahren im Sparkassensaal statt, im dritten Stock des kaum 80 Meter Luftlinie vom Rathaus entfernten Sparkassengebäude am Unteren Markt

Das leer geräumte alte Rathaus war trotz all seiner Unzulänglichkeiten wenigstens noch einmal für die Feuerwehrübung am Montagabend ideal. Das Gebäude war mit Absicht vollgeräuchert worden. Die Dorfener Feuerwehr hatte das natürlich mit ganz ungiftigen Schwaden getan, die auch gar nicht nach Rauch und Feuer rochen, aber eben doch eine ganz realistische Anschauung eines völlig verrauchten Gebäudes gaben. In den kommenden vier Wochen wird das alte Rathaus nun komplett entkernt, jede Stromleitung, jeder Lichtschalter abgebaut und fachgerecht entsorgt. In vier Wochen soll der Bagger mit der Abrisszange anrücken. Er wird sich dann von hinten durch das Haus knabbern, sehr sorgsam, weil ja die Gebäude nebenan unbeschädigt stehen bleiben sollen.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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