Mehr Gewerbe in Erding:Oberding wartet auf Rezept gegen Verkehrsinfarkt

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Die Zahl der Fahrzeuge auf den Erdinger Straßen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Rein rechnerisch kommt auf jeden Erdinger ein zugelassenes Fahrzeug. (Foto: Stephan Görlich)

Gemeinderat fürchtet Mehrverkehr durch Bebauungsplan und vermisst konkrete Lösungsvorschläge

Von Regina Bluhme, Oberding

Auf wenig Begeisterung stoßen in Oberding die Pläne der Großen Kreisstadt Erding für das Gebiet westlich Sigwolfstraße, südlich Dachauer Straße. Den Bebauungsplan Nr. 225, der mehrere Gewerbehallen, Bürogebäude, ein Parkhaus und einen Recyclinghof an der Grenze zur Oberdinger Ortschaft Aufkirchen vorsieht, hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig abgelehnt. Besonders vermissen die Räte konkrete Vorschläge, wie das Problem des Ausweichverkehrs in den Ortschaften gelöst werden kann. Der Gemeinderat war sich einig: Oberding steht vor einem Verkehrskollaps, vor einer Umsetzung muss der Ausbau der Flughafentangente Ost (FTO) abgeschlossen sein, das Gewerbegebiet sollte eine Zu- und Abfahrt zur FTO erhalten und auf keinen Fall soll ein Logistiker angesiedelt werden.

Laut den Oberdinger Sitzungsunterlagen sieht der Bebauungsplan Nr. 225 folgendes vor: Circa 58 000 Quadratmeter Grundfläche für Gewerbehallen, 7000 Quadratmeter für Kleingewerbe, circa 16 200 Quadratmeter für Büros, circa 2870 Quadratmeter für ein Parkhaus mit circa 600 Stellplätzen und circa 5000 Quadratmeter für einen Recyclinghof. Die Oberdinger sind sauer: "Die Stadt Erding ist der Zusicherung vom März 2019 nicht nachgekommen, ein Verkehrskonzept zu erstellen", heißt es von Seiten der Verwaltung. Die Verkehrsuntersuchung vom November 2018 zeige "keine Lösungen auf, wie die bereits jetzt unbefriedigende Verkehrssituation zu verbessern ist". Das angeführte geschätzte neue Verkehrsaufkommen von 2330 Autos pro Tag und etwa 430 Lkw-Fahrten pro Tag ist nach Ansicht der Gemeinde zu gering angesetzt. Aus dem Gutachten gehe zudem nicht hervor, woher sich diese Zahlen ableiteten. "Sollten die unfundierten Zahlen von dem geplanten Investor stammen, sind diese nach Ansicht der Gemeinde nicht geeignet, als Grundlage für ein Gutachten zu dienen". Auf Nachfrage der SZ erklärt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding, dass es sich um "ein ganz reguläres Verfahren" im Rahmen der ersten Auslegung handle. Das Verkehrsgutachten stamme von Obermeyer Planen und Bauen, "ein renommiertes Büro", mit dem die Stadt schon oft zusammengearbeitet habe. Das Gutachten kommt unter anderem durchaus zu der Feststellung, dass zum Beispiel die Rampenanbindungen der FTO an die Dachauer Straße "in der Abendspitzenstunde" überlastet sind. Das zu erwartende Verkehrsaufkommen "infolge B-Plan 225" spiele jedoch im Vergleich zum prognostizierten Verkehrsaufkommen der übrigen Bebauungspläne keine entscheidende Rolle. "Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte und zur Verbesserung des Verkehrsflusses" seien folgende Ausbaumaßnahmen erforderlich: Der Kreisverkehr Am Kletthamer Feld soll einen Bypass zur Anbindung an die künftigen Gewerbehallen erhalten. Die Einmündung zum Kaufland soll als ein einstreifiger Kreisverkehr umgebaut werden und die beiden Rampen von der FTO sollen entweder als Kreisverkehr ertüchtigt werden oder eine Ampelanlage erhalten.

Von einem "konkreten Verkehrskonzept", wie es im März diesen Jahres von der Stadt zugesichert worden sei, könne keine Rede sein, heißt es in der am Dienstag beschlossenen Stellungnahme von Oberding. Knackpunkt bleibe die FTO, hier sollte das Gebiet eine eigene Zu-und Auffahrt erhalten, waren sich die Gemeinderäte einig. Außerdem soll der Bebauungsplan erst umgesetzt werden, wenn der drei- beziehungsweise vierstreifige Ausbau der FTO abgeschlossen ist.

Vor knapp einem Jahr waren die Erdinger Pläne schon einmal Thema in Oberding. Im Rahmen der Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplans hatte Oberding damals erklärt, dass verkehrsintensive Logistikbetriebe ausgeschlossen werden sollen. Hier vermisste die Gemeinde am Dienstag "eine konkrete Stellungnahme" von Seiten Erdings. Laut Christian Wanninger steht derzeit noch nicht fest, wie die Hallen und Gebäude künftig genutzt werden.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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