Markt Isen:Aufregung um einen Erholungsplatz

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Ein idyllischer Blick auf Isen, das freilich gar nicht friedlich ist, sondern wo gerade vehement gestritten wird. (Foto: Renate Schmidt)

Ein geplanter und genehmigter Waldspielplatz im Sollacher Forst erhitzt erneut die Gemüter in Isen. Der Verein Isenwerk möchte mit seinem Projekt Menschen Erlebnisse in der Natur ermöglichen. Kritiker fürchten Rodungen, Partys, Müll und Naturzerstörung.

Von Florian Tempel, Isen

Geredet wird nicht mehr. Die Debatte findet im Internet, auf den sogenannten sozialen Medien statt, auf Facebook, Instagram und per Online-Petition. Es geht um einen geplanten und mittlerweile auch genehmigten Walderholungsplatz im Sollacher Forst. Ende Oktober gab es nach einem umfangreichen Genehmigungsverfahren mit viel Öffentlichkeitsbeteiligung, Begutachtungen und Austausch von Argumenten die Baugenehmigung. Die Idee für das Gesamtprojekt kommt vom Verein Isenwerk, der auch den Bau durch Spenden und Sponsoren finanzieren wird. Im Januar machte der Verein die erteilte Baugenehmigung publik. Kurz darauf ging es mit vehementer Kritik los.

Der Isener Architekt Udo Rieger ist Mitglied bei Isenwerk und Mitinitiator des Projekts. Er sagt: "Wir sind wirklich erschüttert." Die Kritik, die man ihm und seinen Mitstreiterinnen an den Kopf wirft, trifft ihn als unerwarteten "Shitstorm". Was ihn perplex macht, ist nicht nur die Wucht der Anschuldigungen, sondern auch, dass die Kritikerinnen und Kritiker "keinerlei Dialogbereitschaft" zeigten.

Der Leiter des Staatsforstbetriebs sagt, es sei "ein guter Platz, warum soll man das da nicht machen"

Der Walderholungsplatz ist Ausgang- und Endpunkt für lehrreiche Walderlebniswege und somit eingebettet in ein umfassenderes Konzept. Es ist ein Platz im Wald mit Sitzgelegenheiten und Möglichkeiten zum Spielen. Drei Jahre lang wurde am Gesamtkonzept gearbeitet. Es gab eine öffentliche Vorstellung im Nebenraum des Gasthaus Klement und die Sache wurde im Gemeinderat diskutiert. Dann präsentierte die junge Forstwissenschaftlerin Franziska Kraus, die das Konzept, das auch ihre Bachelorarbeit ist, bei einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus.

Heinz Utschig, der Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Wasserburg, unterstützt das Vorhaben ausdrücklich. Der Platz im Sollacher Forst sei "ein guter Platz, warum soll man das da nicht machen - ich finde die Idee schön und richtig", sagte er vor einem Jahr der SZ. Im Ebersberger Forst habe man Ähnliches selbst gemacht, wie sollte man dagegen sein?

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Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hat sich die Pläne genau angeschaut und für gut befunden. Der Verein Isenwerk gab dennoch zusätzlich eine Begutachtung, eine sogenannte artenschutzrechtliche Einschätzung, beim Waldkraiburger Biologen Andreas Zahn in Auftrag. Auch der kam zu dem Ergebnis, dass geschützte Arten durch den Waldspielplatz nicht gefährdet werden. Der Isener Gemeinderat stimmte schließlich mehrheitlich für das Projekt.

Ende Januar wurden auf der Facebook-Seite "Isen aktuell" massive Vorwürfe und Bedenken publiziert. Die vehemente Kritik wurde von der Gruppe mit dem Namen "Wald- und Artenschutzgemeinschaft Sollacher Forst" mit vielen suggestiven Fragen vorgebracht. Unter anderem: "Wird durch den Bau des neuen Walderholungsortes im Sollacher Forst wirklich an das Kinderwohl gedacht?"oder "wie wird sichergestellt, dass der Spielplatz in den Dämmerungsstunden nicht als Partyort oder Drogenumschlagplatz genutzt wird?". Außerdem hieß es, es müsse ein "Areal, das mehrere Fußballfelder groß ist, gerodet werden". Und: "Der Lebensraum von mehreren gefährdeten Tierarten, wie der Gelbbauchunke, des sehr seltenen Wiedehopfs oder des hier nistenden Schwarzspechts, wird unwiederbringlich zerstört."

Begleitend wurde auf der Plattform change.org eine Online-Petition gestartet, die bislang 930 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden hat. Die Überschrift hier lautet: "Schützt den Sollacher Forst - keine Waldrodung für Isener Waldspielplatz!"

Für Udo Rieger sind das alles irreführende Falschbehauptungen. Von einer mehrere Fußballfelder großen Fläche könne keine Rede sein. Die "Eingriffsfläche" für den Walderholungsplatz sei 430 Quadratmeter groß, was umgerechnet sechs Prozent eines Fußballplatzes seien. Es würde zudem nur einzelne Bäume herausgenommen, von einer Rodung zu sprechen sei gewaltig übertrieben. Zum Artenschutz liegen Gutachten von Fachleuten vor.

Auf Facebook geht es dennoch hin und her, mit verbalen Angriffen und schriftlicher Verteidigung, Unterstellungen und Mutmaßungen. Einer schreibt, schon recht am Anfang der Debatte, er wünsche sich, einen "auf Fakten basierenden Austausch (...) lasst uns die Spaltung überwinden und wieder in einen respektvollen Dialog treten". Im April soll es eine öffentliche Veranstaltung geben.

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