"Man lernt hier nie aus":Vom Zivi zum Stationsleiter

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Thomas Halir in der Palliativstation der Klinik Wartenberg, die er seit Mai dieses Jahres leitet. Er hat 15 Mitarbeiter und 15 Betten. (Foto: privat)

Thomas Halir hat mit nur 28 Jahren die Palliativabteilung der Klinik Wartenberg übernommen. Vor neun Jahren hat er dort erste Einblicke in die Pflege gewonnen und sein Studium danach ausgerichtet

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Als Thomas Halir 2008 am Anne-Frank-Gymnasium Abitur machte, hatte er noch keine rechte Ahnung, was er in seinem Leben einmal beruflich machen werde. "Ich hatte zunächst nach dem Abi die Wahl zwischen neun Monaten Wehrdienst oder Zivildienst. Zivi in der Klinik Wartenberg bot sich an, da ich aus Wartenberg komme", sagt der heute 28-Jährige. Neun Jahre später ist der damalige Zivi Leiter der Palliativstation an der Klinik und Chef von 15 Mitarbeitern.

"Als ich damals als Zivi anfing, hatte ich wenig Ahnung, was alles in einem Krankenhaus gemacht wird. Aber ich hab schnell gemerkt, dass mir die Arbeit dort gefällt", sagt Halir. "Ich wusste nach dem Abitur nur, dass ich später studieren will, aber ich hatte keinen konkreten Berufswunsch. Nachdem mir die Arbeit in der Klinik gefiel und es das Angebot zum dualen Studium in der Richtung Pflege in München gab, schlug ich diesen Weg ein." Gefunden habe er das Angebot im Internet, sagt der 28-Jährige. Bis zum Beginn machte er dann noch ein 14-monatiges Praktikum an der Klinik. Im Oktober 2010 begann er an der Berufsschule für Krankenpflege Maria Regina in München dann die studiumsbegleitende Ausbildung zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger. Von da an ging es Schlag auf Schlag: Im September 2015 beendete er das Studium "Pflege dual" in München mit dem Bachelor of Science und aus seiner Teilzeitstelle als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Palliativstation wurde ein Vollzeitjob. 2016 bildete er sich zur "Palliative-Care-Fachkraft" weiter. Und im Mai 2017 wurde er Leiter der Station.

"Als ich 2008 meinen Zivildienst machte, gab es noch keine eigenständige Palliativstation, es wurde mit der Onkologie zusammen gearbeitet. Getrennt wurde erst während meiner Ausbildung." Dass es für einen jungen Menschen eher ungewöhnlich ist, sich letztendlich bei Patienten auch mit dem Thema Sterben auseinander setzen zu müssen, ist dem 28-Jährigen bewusst. "Aber einerseits war es ein tolles Team und andererseits finde ich Palliativ sehr attraktiv bei der Pflege, weil der Pflegeschlüssel ein wenig höher ist. Man hat dadurch mehr Zeit für die Patienten als im Vergleich zu einem Akutkrankenhaus. Und dazu kommt, dass man sich bei Palliativ mehr mit dem Medizinischen beschäftigt. Also für mich recht attraktiv zum arbeiten." Trotz seines jungen Alters erhalte er von seinem Team viel Unterstützung. "Wir haben viele Mitarbeiter, die schon länger da sind, aber auch inzwischen einige junge Leute. Die Mischung macht es, aus Erfahrung und neuen Ideen. Man lernt in der Pflege nie aus, es gibt immer Neues." Zurzeit hat die Station 15 Betten. Überwiegend Einzelzimmer, wie Halir sagt. Zum 1. Juni erst habe die Klinik statt zehn zwölf Palliativbetten genehmigt bekommen. Deshalb suche er selber gerade nach neuen Kräften. Auch er erfahre derzeit den Fachkräftemangel in der Pflege.

Zum Job kam er über eine Stellenausschreibung, als seine Vorgängerin aufhörte. Eigentlich sei ihre Stellvertreterin Marianne Potsch an der Reihe gewesen. "Aber sie wollte in keine Leitungsfunktion mehr, sondern weiter in der Pflege bleiben. Von ihr erfahre ich sehr viel Hilfe, da sie schon Leitungserfahrung an anderen Orten hat, und ich keine." Und dann habe man ihn gefragt. Jetzt kommen ganz andere Aufgaben auf ihn zu als als Pfleger, wie er sagt. Unter anderem Büroarbeit, die Station im Haus bei Besprechungen vertreten, die Interessen der Kollegen, Gedenkgottesdienste organisieren und vieles mehr.

Seine Freunde seien anfangs schon ein wenig erstaunt gewesen über seinen Weg. "Der überwiegende Teil hat gesagt, dort könnte ich nicht arbeiten." Aber das habe sich gegeben. Wenn er denn mal Freizeit hat, kann es sein, dass man ihn auf dem Fußballplatz des TSV Wartenberg findet. Oder daheim. Denn der Mai hatte zwei freudige Ereignisse für den 28-Jährigen parat: die Ernennung zum Stationsleiter und die Hochzeit mit seiner Freundin, die als Krankenschwester ebenfalls im Gesundheitsbereich arbeitet

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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