Leiter des Betriebshofs:Landwirt im Auftrag des Airports

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Jens Schegerer ist gelernter Landwirt. Für die Flughafen München GmbH leitet er heute den Betriebshof in der Oberdinger Ortschaft Schwaig. (Foto: Renate Schmidt)

Auf einem ehemaligen Bauernhof in Oberding verwaltet Jens Schegerer die Pachtflächen der Flughafen München GmbH

Von Regina Bluhme, Oberding

Jens Schegerer ist gelernter Landwirt. Als sich der kleine Betrieb nicht mehr rentierte, sattelte er 1992 auf Flugzeugabfertiger am Münchner Airport um. Mittlerweile ist er wieder im Bereich Landwirtschaft tätig - für die Flughafen München GmbH (FMG). In einem ehemaligen Bauernhof in der Oberdinger Ortschaft Schwaig leitet er heute den Betriebshof der FMG und verwaltet von dort aus unter anderem die insgesamt circa 1400 Hektar Pachtflächen des Flughafens und betreut rund 300 Landwirte.

In der Kirchenstraße 19 in Schwaig steht ein größeres Anwesen. Auf dem Bauernhof wurde laut Jens Schegerer einst Kartoffelbau betrieben. Die Zeiten sind lange vorbei. Seit 1998 ist in dem ehemaligen Wohnhaus die FMG-Verwaltung für Pachtflächen und Immobilien untergebracht. "Betriebshof" lautet die offizielle Bezeichnung. "Ein besserer Name ist uns noch nicht eingefallen", sagt der 56-Jährige und lacht. Offiziell ist der FMG-Angestellte laut seiner Visitenkarte zuständig für den "Geschäftsbereich Real Estate. Bestandsimmobilien Flughafenregion".

Insgesamt beschäftigt der Betriebshof zwölft Mitarbeiter. Hier werden die Flächen verwaltet, die irgendwann einmal für den Flughafen verwendet werden sollen. Außerdem kümmern sich die Angestellten um die rund 100 Immobilien der FMG, hauptsächlich Häuser, die zum Teil auch vermietet sind, wie Schegerer informiert. Circa 1400 Hektar insgesamt hat die FMG verpachtet. Die Flächen werden von rund 300 Landwirten bewirtschaftet. Allein 800 Quadratmeter sind für die den Bau der dritten Startbahn vorbehalten - so diese denn auch gebaut wird. Die Landwirte wissen, dass diese Flächen nur für bestimmte Zeit zu bewirtschaften sind. Die jährlichen Verträge verlängern sich zwar stillschweigend, können aber bei Bedarf gekündigt werden. "Auch wenn das manche nicht zu hundert Prozent wahrhaben wollen", formuliert das Schegerer vorsichtig. Es passiere immer wieder mal, dass ein Landwirt nach der Feldarbeit einfach mal im Büro vorbeischaut, "also fesch anziehen brauch ich mich nicht", sagt Schegerer, gekleidet in Jeans und Karohemd. Da gehe es dann um Gülleausbringung ebenso wie über Fragen bei der Hofübergabe.

Besonders am Herzen liegt Schegerer das gemeinsame Pilotprojekt des Bayerischen Umweltministeriums und der Flughafen GmbH zum Wiesenbrüterschutz. Hier werde versucht, auszuloten, inwieweit sich Landwirtschaft und Vogelschutz auf einer Fläche vereinbaren lassen, berichtet Schegerer. Es gibt zwei Versuchsflächen, 17 Hektar mit Grünland im Freisinger Moos und 30 Hektar mit Ackerland im Erdinger Moos. Im Landkreis Erding geht es vor allem um eine "kiebitzfreundliche" Ackerbewirtschaftung. Gelege zum Beispiel werden gekennzeichnet, sogenannte Thermologger melden den Schlupf oder den Verlust von Nestern. Zäune sollen natürliche Feinde abhalten. Das Projekt läuft noch bis 2020. Anfangs seien die Pächter skeptisch gewesen, räumt Scherer ein, "doch heute werde ich immer wieder mal von einem Landwirt gemeldet, dass er ein Nest entdeckt hat".

Neben dem Haupthaus sind in einer ehemaligen Stallung Arbeitsmaschinen und eine Werkstatt untergebracht. Dort steht auf einem Tisch ein grauer Sitz. Er stammt nicht aus einem Flugzeug, wie zu vermuten wäre. Es handelt sich um den Beifahrersitz aus Schegerers Wagen. Er braucht Platz für das große Spektiv. Damit fährt der FMG-Mitarbeiter regelmäßig die Felder ab und beobachtet die Tierwelt. Das Fernrohr hat eine 60-fache Vergrößerung, sagt Schegerer - "da entgeht Ihnen wirklich fast nichts."

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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