Landwirtschaft in Erding:Das Jahr der kleinen Kartoffel

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Josef Schächter vom Amt für Landwirtschaft mit einer Niederschlagsstatistik (Foto: Renate Schmidt)

Regen, dann Regen, dann Regen dann Sonne: Die Landwirte leiden unter den Witterungsextremen dieser Saison und rechnen mit Ernteeinbußen. Wegen des vielen Regens bildeten die Pflanzen weniger Wurzeln - jetzt verdursten sie.

Von Thomas Daller

Die starken Wetterschwankungen der vergangenen Monate führen zu Einbußen bei der Ernte. Beim Mais sind es voraussichtlich dreißig Prozent, Kartoffeln werden deutlich kleiner ausfallen und teurer werden, und bei der Wintergerste schwankt der Ertrag je nach Standort und Boden "so enorm wie noch nie", sagte Josef Schächtl vom Amt für Landwirtschaft bei einer Ernteschau in Siglfing.

Besuch bei den Mayrs

Die Ernte wurde heuer auf den Feldern der Familie Mayr besichtigt, die zu viert einen Betrieb mit 50 Kühen und 60 Hektar bewirtschaftet. Die Böden sind tiefgründig, deswegen habe dort der Mais die anhaltende Trockenheit recht gut überstanden, erklärte Jungbäuerin Sabine. Das ist jedoch nicht überall so, sagte Josef Schächtl. Denn bislang war das Wetter aus Sicht der Landwirte alles andere als optimal: Bis in den April gab es Nachtfröste, wodurch es einen verspäteten Vegetationsstart gegeben hat. Dann gab es bis Ende Juni viel Regen. Das führte dazu, dass viele Pflanzen weniger Wurzeln ausbilden, weil genug Wasser vorhanden ist. Wenn sich dann wie heuer im Juli eine mehrwöchige Trockenphase anschließt, verlangsamt sich zudem auch noch das Wachstum.

Am deutlichsten werden sich die Ernteausfälle wohl am Mais zeigen, der im Landkreis auf 42 Prozent der Ackerfläche beziehungsweise 19 611 Hektar angebaut wird. Kreisbäuerin Elisabeth Mayr geht von 30 Prozent Verlust im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr aus. Da insbesondere viele Biogasanlagenbetreiber im vergangenen Jahr Vorräte angelegt hätten, könne man das aber zum Teil kompensieren.

Nach einer jahrelangen Ausdehnung des Maisanbaus sei heuer ein Rückgang zu beobachten, sagte Schächtl. Sorghum-Hirsen und mehrjährige Energiepflanzen wie Szarvasi-Gras werden als Rohstoff für Biogasanlagen erprobt. Bislang nehmen sie eine Fläche von 100 Hektar ein.

Den zweiten Platz in der Anbaubedeutung belegt mit 13 136 Hektar der Winterweizen, gefolgt von der Wintergerste mit 3208 Hektar. Insgesamt erreicht der Getreideanbau mit 19 158 Hektar annähernd die gleiche Dimension wie der Maisanbau. Bei der Sommergerste ziehen sich die Landwirte immer mehr aus dem Anbau zurück. Die Fläche hat sich im Jahr 2013 noch einmal um 13 Prozent auf nur noch 805 Hektar reduziert.

Ursache ist die schlechte Erlössituation für Braugerste. Nach Ansicht des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist die heimische Erzeugung des hochwertigen Grundstoffs für die Bierproduktion daher mehr gefährdet denn je.

Schöne Landschaft

Die gelbblühenden Rapsfelder haben das Landschaftsbild im Landkreis Erding 2013 dagegen wieder stärker bereichert. Die Anbaufläche von Winterraps wurde um etwa zehn Prozent auf 2011 Hektar ausgedehnt. Die Ölfrucht liefert bei der Verarbeitung wertvolles Rapsöl und Rapsextrationsschrot als Pressrückstand. Dieser ist als heimisches Eiweißfutter bei Milchviehhaltern sehr begehrt, da es eine Alternative zu Importsoja darstellt.

Der Trend zur stärkeren Nutzung heimischer Eiweißquellen zeigt sich auch durch vermehrten Anbau von Körnerleguminosen. Die Sojabohnenfläche im Landkreis Erding war noch nie so groß wie in 2013.

Seine Bedeutung als Kartoffel- und Feldgemüsehochburg konnte der Landkreis Erding beibehalten. Allerdings sind die 1258 Hektar Kartoffeln und 327 Hektar Gemüse durch das nasskalte Frühjahr und den anhaltenden Regen besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden. "Zuerst sind sie ersoffen und nun verdursten sie", sagte Schächtl.

Auch die Heuernte bleibt in diesem Jahr hinter den Erwartungen zurück. Den Schnitt der Wiesen, die beim Hochwasser überschwemmt wurden, mussten die Landwirte wegwerfen. Und was jetzt nachwächst, wächst aufgrund der Trockenheit langsamer als sonst.

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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