Landwirtschaft:Gewinner und Verlierer der Trockenheit

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Uneinheitliche Erntebilanz im Landkreis: Tiefgründige Böden im Osten bescheren gute Erträge, Betriebe in der Schotterebene verzeichnen Ausfälle. Die größten Verluste entstehen beim Grünlandschnitt

Von Nadja Gabrych, Landkreis

Das Bayerische Landesamt für Statistik rechnet heuer landesweit mit einem Ernteeinbruch von 10,8 Prozent beim Getreide im Vergleich zum Vorjahr. Regional können die Zahlen stark variieren. Während die Ernteeinbußen in nördlicheren Regierungsbezirken, wie Ober- und Mittelfranken insgesamt schwerwiegend sind, ist im Landkreis lediglich der Ertrag beim Grünland deutlich geringer als im Vorjahr. Dennoch gibt es im Umkreis Landwirte, die sich aufgrund einer schlechten Ernte, nicht nur beim Grünland, in einer Notsituation befinden. Die stark variierenden Zahlen ergeben sich zum einen aus der Beschaffenheit des Bodens und zum anderen aus dem örtlichen Niederschlag.

Der Landkreis Erding sei mit den Ernteerträgen heuer "glimpflich davongekommen", sagt Jakob Maier, Kreisobmann des bayerischen Bauernverbands. Trotzdem gäbe es punktuell Betriebe, die sehr stark vom langen und trockenen Klima des Sommers betroffen seien. Die Lage der einzelnen Höfe sei "total unterschiedlich und relativ unübersichtlich", so Maier. Es komme darauf an, ob der Regen "zur rechten Zeit" gekommen sei. Die größten Ernteverluste gibt es im Landkreis mit 50 Prozent im Grünland. Besonders für Viehhalter entstehen dadurch unmittelbare Konsequenzen. "Die Silos sollten immer gut gefüllt sein. Das wird heuer allerdings schwierig, wenn der dritte, vierte und fünfte Schnitt ausfällt", so Maier. Trotz der vorsorglichen Reserven, die oftmals den Umfang an Futter für ein Jahr umfassen, kann es dann auch finanziell knapp werden. Ackerbauern können geringe Erträge durch höhere Preise ausgleichen. Landwirte, die Kühe oder andere Tiere halten, brauchen jedoch in erster Linie Futter. Wenn sie das nicht ausreichend bekommen, müssen sie ihre Rinder verkaufen. Dadurch kann ein Überangebot entstehen, wodurch wiederum die Verkaufspreise sinken. Laut Maier seien nicht bei jedem Betrieb die Silos immer gut und vorsorglich gefüllt. Für solche stelle der Ernteverlust beim Grünland zunehmend ein Problem dar. Zudem wird der Landkreis mit den neuen finanziellen Hilfen des Bundes nur "pauschal" unterstützt, so Maier, da er lediglich als Gebiet mit 30 Prozent Ernteverlust eingestuft ist.

Anton Mitterer ist im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forstern Erding in der Pflanzenbauberatung tätig. Er sieht vor allem den deutlich geringeren Niederschlag im Vergleich zum Vorjahr als ausschlaggebenden Faktor für die mancherorts geringen Erträge. Es komme aber auch auf die Bodenart an. Tiefgründige Böden würden das Wasser besser halten und gute Erträge erzielen. Leichte Böden, wie beispielsweise Schotter, könnten Niederschläge nicht so gut speichern. Daher hätte sich die lang anhaltende Trockenheit besonders auf solche Äcker ausgewirkt und für "höhere Einbußen als sonst" gesorgt, sagt Mitterer. Trotzdem sei der Landkreis insgesamt "mit einem blauen Auge davon gekommen", ergänzt er. Die Erntezeit hätte dagegen überall früher begonnen. So wurde das Getreide 14 Tage vor dem eigentlichen Beginn der Saison abgeerntet und der Mais knapp vier Wochen früher als sonst. Da Mais mit viel Sonne schneller wächst, sei er laut Mitterer trotz der frühzeitigen Ernte gut. Mit dem überdurchschnittlich heißen April sei dennoch "eine Jahreszeit abhanden gekommen", sagt er weiter. "Wir hatten nach dem Winter praktisch direkt Sommer, da spielt die Vegetation komplett verrückt", ergänzt Mitterer.

Dass das besonders warme Frühjahr der Grund für den ungewöhnlich frühen Erntebeginn in allen Regionen sei, sagt auch Markus Peters, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbands. "Wir hatten heuer den wärmsten und trockensten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen", so Peters. "Durch die kurze Blütezeit waren da keine Spitzenerträge zu erwarten", sagt er weiter. Aufgrund der regionalen Unterschiede sei es schwierig, eine allgemeine Bilanz zu ziehen. So hätte beispielsweise ein Landwirt in Dorfen 60 Prozent Einbußen bei den Grünlandschnitten verbuchen müssen, "der muss jetzt schon schauen wie er die Tiere ernährt", so Peters. Dadurch könnten Engpässe entstehen. "Die finanziellen Einbußen werden sich in den laufenden Wochen konkretisieren", so Peters.

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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