Landwirtschaft:Bauern spüren Klimawandel immer stärker

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Um zu zeigen, wie sich das Klima ändert, hat Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Grafik mitgenommen. Links Landwirt Thomas Bachmaier auf seinem Sojabohnenfeld. (Foto: Renate Schmidt)

Trotz zunehmender Temperaturen und weniger Regen erwarten die Landwirte gute bis durchschnittliche Ernten. Der Mais, der die größte Anbaufläche einnimmt, profitiert sogar von der Hitze. Stark im Kommen ist die Sojabohne

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Landwirte im Landkreis Erding sind vorsichtig optimistisch, was die Ernteerträge in diesem Jahr betrifft. Die Auswirkungen des Klimawandels seien aber immer stärker zu spüren, die Temperaturen würden auch heuer rund zwei Grad Celsius über dem Durchschnitt, die Regenmengen darunter liegen, sagte Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bei der jährlich stattfindenden Erntepressefahrt. Bei der Gerste habe man trotzdem überdurchschnittliche Erträge erzielt, bei Weizen, Mais und Kartoffeln hofft man derzeit auf durchschnittliche Ernten.

Mit dem Klimawandel teilt sich der Landkreis aber noch stärker in zwei Teile auf: die tiefgründigen Böden im Osten, im tertiären Hügelland, kommen mit den wenigen Niederschlägen sehr gut zurecht, nur die etwa 20 Prozent landwirtschaftliche Flächen im Westen, die bereits in der Schotterebene liegen, jedoch weniger, da sie nicht Regenwasser so gut speichern können, wie Mitterer erklärte. Der April sei in diesem Jahr extrem trocken gewesen mit nur 20 Liter Niederschlag. Regne es 14 Tage lang nicht, seien die Kies- und Schotterböden trocken. Die Trockenheit und höheren Temperaturen haben aber auch Vorteile: der Krankheitsdruck sinke. Bei der Gerste habe man diesem Jahr nur ein- statt zweimal gegen Pilze sprühen müssen. Pflanzen wie Mais oder Soja, das immer häufiger angebaut werde laut Mitterer, würden sogar von der Hitze profitieren, da sie mit wenig Wasser auskommen. Zudem weite sich die Vegetationsperiode aus. Man könne sowohl im Frühjahr wie im Herbst früher das Saatgut ausbringen, und die Pflanzen haben mehr Zeit für das Wachstum. Nur der Weizen sei jetzt durch die hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad in Mitleidenschaft gezogen worden, da Weizen dann das Wachstum einstelle. Der Fachmann spricht von "Notreife".

Aussagen, die auch Thomas Bachmaier bestätigen konnte. Er bewirtschaftet mit seiner Familie im Nebenerwerb in Wambach einen landwirtschaftlichen Betrieb. Auf 30 Hektar baut er Soja, Mais, Weizen und Gerste an und hat zudem eine Bullen-und Kälbermast. Mit Soja liegt Bachmaier im Trend, da der Anbau von Körnerleguminosen im Landkreis zunimmt. Die Spitzenreiterin unter den Eiweißpflanzen ist mit 593 Hektar die Sojabohne. Dem gegenüber ist der Anbau von Ackerbohnen (120 Hektar) und Körnererbsen (39 Hektar) rückläufig. Die Sojabohne wird überwiegend als heimische Eiweißquelle zur Fütterung eingesetzt. Aber Soja habe noch eine weitere gute Eigenschaft, sagte Mitterer: "Sie brauchen keinen Dünger, sie holen sich den Stickstoff aus der Luft". Sogar Pflanzen, die nach dem Sojaanbau auf dem Feld wachsen, würden davon noch profitieren. Nach Angaben des AELF werden im Landkreis 58 857 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Spitzenreiter im Ackerbau ist mit annähernd gleicher Fläche wie im Vorjahr der Mais, der auf 19 207 Hektar angebaut wird. Wird die gesamte Pflanze geerntet, wird er vor allem als Futtermittel genutzt sowie in Biogasanlagen. Bei rund einem Viertel werden nur die Kolben, beziehungsweise Körner geerntet. Bei den Getreidearten wird überwiegend Winterweizen angebaut, der auf 11 650 Hektar als Brot- oder Futtergetreide wächst. Den dritten Platz in der Anbaubedeutung belegt mit 3486 Hektar (im Vorjahr 2983 Hektar) weiterhin die Wintergerste. Bei der für die heimische Bierproduktion notwendigen Sommer- und Braugerste ist die Fläche mit 996 Hektar fast identisch geblieben. Hafer wird nur auf 646 Hektar angebaut. Insgesamt erreicht der Getreideanbau mit knapp 18 000 Hektar nicht ganz die gleiche Dimension wie der Maisanbau. Der Anbau von Kartoffeln nimmt 1529 Hektar ein, von Zuckerrüben 421 und von Karotten 166 sowie von Roter Beete 118 Hektar, was zeigt, dass der Feldgemüseanbau zunimmt.

23 Prozent (13 378 Hektar) der Flächen im Landkreis sind Dauergrünland, vor allem Wiesen. Mitterer sieht mit Sorge, dass sich im Landkreis das Kreuzkraut ausbreitet. Die Pflanze ist für Rinder giftig, aber vor allem Pferde können daran sterben, würde die Pflanze im Heu mitverfüttert.

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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