Landtagswahl:Die letzten absoluten Mehrheiten

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Erst nach der Auszählung der Stimmen im Landkreis Erding werden die Besonderheiten dieser Wahl deutlich. In vielen Gemeinden gibt es Abweichungen von den großen Trends. (Foto: Renate Schmidt)

Eine mögliche Koalition aus CSU und FW spiegelt sich im Stimmverhalten der Erdinger wider. Aber auch andere Wahlergebnisse im Landkreis sind einen genaueren Blick wert

Von Julian Zieglmaier, Erding

Freie Wähler und CSU streben ersten Aussagen ihrer Parteivorstände zu Folge eine Regierungskoalition an. Im Landkreis Erding erzielen sie in fast allen Gemeinden eine klare Mehrheit, auch wenn nicht alle Wähler der beiden Parteien diese Konstellation anstreben. In Fraunberg mit 59,6 Prozent, in Hohenpolding mit 61,3 Prozent und in Steinkirchen mit 63,2 Prozent sind die gemeinsamen Mehrheiten der möglichen Bündnispartner am deutlichsten. Nur die Wähler von sechs Gemeinden des Landkreises unterstützen die möglichen Regierungsparteien zusammen mit weniger als 50 Prozent. Dabei handelt es sich um die Städte Erding mit 46,7 Prozent und Dorfen mit 47,8 Prozent sowie Ottenhofen mit 49,8 Prozent, die einzige Gemeinde des Landkreises mit einer sozialdemokratischen Bürgermeisterin, und Wörth mit 45,8 Prozent, dem Heimatort der SPD-Bezirkstagskandidatin Ulla Dieckmann und der Kommune mit dem besten SPD-Ergebnis von 9,7 Prozent. Auch in Wartenberg und Walpertskirchen haben Freie Wähler und CSU mit je 49,5 Prozent keine gemeinsame absolute Mehrheit.

Das sind sechs der acht Kommunen, in denen die Grünen am besten abschneiden. Sie erreichten in Dorfen, der Heimatstadt ihrer Spitzenkandidatin Ulli Frank-Mayer, die dort auch als Fraktionsvorsitzende der Grün-Alternativen Liste im Stadtrat sitzt, mit 18,9 Prozent ihr viertbestes Ergebnis. 20,1 Prozent der Erdinger Zweitstimmen, 20,5 Prozent der Ottenhofener Zweitstimmen und 21,4 Prozent der Wörther Zweitstimmen entfielen auf die Grünen. In Wartenberg erzielten sie 16,8 Prozent und in Walpertskirchen immer noch 16,2 Prozent Zweitstimmenanteil.

Das schlechte Abschneiden der SPD ist niemandem verborgen geblieben. Doch ginge es nach den Wählern im Stimmbezirk 2 von Berglern, dann wäre das Ergebnis noch deutlicher ausgefallen. Auf den ersten drei Plätzen liegen die Freien Wähler, die CSU und die AfD, gefolgt von den Grünen auf Platz vier. Deutlich abgeschlagen ist die FDP mit nur noch 3,9 Prozent und 13 Stimmen. Hinter der FDP folgen die Linke mit 11 und die Bayernpartei mit 10 Zweitstimmen. Erst dann reiht sich die SPD gemeinsam mit der Tierschutzpartei ein, die jeweils 8 Stimmen erhalten haben.

Ginge es hingegen nach den Wählern im Stimmbezirk Schönbrunn-Gatterberg in der Gemeinde St. Wolfgang, dann würde diese Wahl nur wenig im Freistaat verändern. Die CSU konnte ihre 74,9 Prozent aus dem Jahr 2013 zwar nicht halten, erzielte hier aber immer noch 59,8 Prozent der Zweitstimmen und verteidigte damit ihre absolute Mehrheit.

Zwar liegt die CSU im Landkreis mit 37,2 Prozent der Zweitstimmen auf dem gesamtbayerischen Niveau, aber die Verluste sind mit 13,6 Prozentpunkten höher ausgefallen als landesweit mit 10,5. In Hohenpolding, der Heimatgemeinde des Landrats und CSU-Kreisvorsitzenden Martin Bayerstorfer, erzielte die CSU ihr bestes Ergebnis mit 49,1 Prozent. Hier erhielt auch Direktkandidatin Ulrike Scharf die meisten Erststimmen aller Gemeinden mit 50,2 Prozent, gefolgt von ihrem Wohnort Fraunberg, in dem sie 48,5 Prozent erzielte.

Große Verluste erlitt die CSU in den Gemeinden Kirchberg, Moosinning, Neuching und Oberding, wo die Zweitstimmenanteile um jeweils zwischen 19,1 und 19,9 Prozentpunkte abnahmen. Übertroffen wird das nur in der Gemeinde Eitting, die vom Bau der dritten Startbahn besonders betroffen wäre. Hier verlor die CSU 20,6 Prozentpunkte der Zweitstimmen. Gleichzeitig gelang den Freien Wählern in Eitting mit 19 Prozent das drittbeste Ergebnis im Landkreis. Am besten schnitten sie in der von der dritten Startbahn ebenfalls stark betroffenen Gemeinde Berglern ab. Im Gegensatz zum restlichen Landkreis landeten die Freien Wähler hier noch vor der CSU, sie legten um 11,7 Prozentpunkte auf 32,9 Prozent zu. Zudem bescherten die Berglerner der CSU das schlechteste Ergebnis im Landkreis, sie kam auf 20,5 Prozent.

Beim Blick auf die kleineren Parteien fällt auf, dass Dorfen seinem Ruf als gallisches Dorf des Landkreises, in dem die Einwohner dem Ausbau der A94 jahrzehntelang entschlossen entgegentreten sind, gerecht wurde. Abgesehen von dem guten Ergebnis der Grünen, erzielte auch die Linke hier ihr mit Abstand bestes Ergebnis. Mit einem Anstieg um 2,2 Prozentpunkte wurden immerhin 3,8 Prozent erreicht. Fünf Stimmbezirke im Zentrum von Dorfen sind neben zwei Stimmbezirken im Zentrum von Erding die Einzigen, in denen die Linke über die 5-Prozent-Hürde und damit in den Landtag befördert worden wäre.

Die FDP sitzt wieder im bayerischen Landtag, bleibt aber im Landkreis insgesamt unter 5 Prozent. Lediglich in Wartenberg, dem Wohnort des Spitzenkandidaten Christian Korn, und der Stadt Erding gelang der Sprung auf 5,4 beziehungsweise 5,3 Prozent.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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