Landesgartenschau in Dorfen?:Mal schauen, was geht

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Entlang der Isen gibt es schon stadtnahe Grüngebiete für Freizeit und Erholung, die durch ein Gartenschau-Projekt ausgebaut werden könnten. (Foto: Florian Peljak)

Der Stadtrat diskutiert heute Abend, ob man sich um die Ausrichtung bewerben sollte

Von Florian Tempel, Dorfen

An diesem Mittwoch kommt es drauf an. Am Vormittag fährt Dagmar Voß nach Dorfen, um sich selbst ein Bild zu machen. "Ich schau mir immer das Gelände an, ob sich die Flächen eignen", sagt die Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen. Voß hat seit 1991 alle bayerischen Gartenschauen beruflich begleitet. Ihr Eindruck, ihre Meinung und ihr Votum ist wesentlich. Wenn sie sagt, das sehe gut aus, hat Dorfen entsprechend gute Aussichten Landesgartenschau-Stadt zu werden. Eine weitere wesentliche Voraussetzung ist dann freilich, dass der Stadtrat einige Stunden nach Voß' Besuch in der Sitzung im Sparkassensaal (Beginn 19 Uhr) einen Grundsatzbeschluss für eine Gartenschaubewerbung fasst.

Die Idee, Dorfen könnte in sechs bis acht Jahren eine Landesgartenschau ausrichten, ist neu und überraschend. Warum die Stadt so etwas machen sollte, war bislang kein Gesprächsthema. Von Landesgartenschauen hatte man zuletzt vor allem mitbekommen, dass in Traunstein und Erlangen die städtischen Bewerbungsinitiativen per Bürgerentscheid gekippt wurden. Und man hat natürlich auch mitgekriegt, dass die Große Kreisstadt Erding vor Jahren trotz eines eigentlich unschlagbar guten Konzepts nicht für die Gartenschau 2018 auserwählt wurde. Was will da jetzt Dorfen und warum so plötzlich?

Nachdem das Interesse an der Ausrichtung von Landesgartenschauen massiv nachgelassen hatte, wurde im Herbst vergangenen Jahres die Bedingungen der Bewerbungsverfahren geändert. Früher gab es abwechselnd eine große und im darauf folgenden Jahr eine eher kleine Gartenschau. Fortan gibt es diesen Unterschied nicht mehr. Ob Großstadt wie Würzburg, wo dieses Jahr die Landesgartenschau stattfindet, oder die 6000 Einwohner-Stadt Wassertrüdingen im Landkreis Ansbach, die 2019 die bayerische Gartenschau ausrichtet, "die Größe spielt keine Rolle mehr", sagt Dagmar Voß. Das wird man auch in Dorfen gern gehört haben. Das neue Bewerbungsverfahren verlangt aber auch Schnelligkeit. Bis Ende November 2017 musste man Interesse bekunden, bis Ende Januar muss man einen Stadtratsbeschluss vorweisen können.

"Zweck und Ziel" jeder Gartenschau ist "die dauerhafte Verbesserung der Naherholungsmöglichkeiten und (. . .) die Förderung einer integrierten und nachhaltigen Stadt- und Stadtumlandentwicklung", steht in den "Grundsätzen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren". Voß erklärt es etwas griffiger: Es geht in erster Linie darum, dass eine Stadt neue Parks und Grünanlagen schafft. Bereits bestehende Anlagen aufzuhübschen sei zu wenig, "das ist nicht Sinn und Zweck der Sache". Wenn neue Grüngebiete eingerichtet werden, dann unterstützt der Staat diese Investitionen finanziell mit großzügigen Zuschüssen. Die eigentliche Gartenschau, die über mehrere Monate läuft, sei dann "gewissermaßen das Eröffnungsfest" der neuen Stadtparks, sagt Voß. Und dabei werden dann auch neue Trends und Entwicklungen der Gärtnerei wie neue Blumensorten zu sehen sein. Die Beispiele früherer Landesgartenschau-Städte zeigen, was alles möglich ist. In Amberg wurden zur Landesgartenschau 1996 die dortigen Vilsauen als Naherholungs- und Freizeitgebiet neu gestaltet, wodurch letztlich aber auch unzugänglichere, natürliche Bereiche besser geschützt wurden, erklärt Voß. In Bayreuth habe man 2016 im Rahmen des dortigen Gartenschauprojekts landwirtschaftliche Flächen zu natürlicheren Wiesen umwandeln können.

Wenn der Dorfener Stadtrat heute Abend eine Bewerbung für die Landesgartenschau grundsätzlich befürwortet, muss dass konkrete Konzept von einem Landschaftsarchitekten ausgearbeitet werden. Dazu ist aber natürlich eines ganz wichtig, sagt Voß: "Die Stadt muss wissen, was sie will."

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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