Landkreis:Erding will "Bildungsregion" werden

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Regierungsvizepräsidentin Maria Els war auch nach Erding gekommen (Foto: Renate Schmidt)

Bürger entwickeln Konzepte für ein "passgenaues, umfangreiches und nachhaltiges" Bildungsangebot im Landkreis. Die fünf Arbeitskreise stellen beim 2. Dialogforum in der Stadthalle ihre Ergebnisse vor.

Von Jan-Hendrik Maier, Landkreis

Der Landkreis Erding bewirbt sich offiziell um das Qualitätssiegel "Bildungsregion" beim Bayerischen Kultusministerium. Etwa 250 interessierte Bürger und geladene Gäste stimmten der Bewerbung beim 2. Dialogforum in der Stadthalle Erding zu. Von Februar des vergangenen Jahres an hatten 172 Einwohner in fünf Arbeitskreisen konkrete Maßnahmen für ein "passgenaues, umfassendes und nachhaltiges" Bildungsangebot entwickelt. Am Dienstag präsentierten die Leiter ihre Ergebnisse. Einige Konzepte davon sind bereits Wirklichkeit.

Josef Sterr, Leiter des Kreises "Übergänge organisieren und begleiten", schlug eine intensive Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Grundschulen vor, um das Einschulungsverfahren zu vereinheitlichen. In den vierten Klassen sollen mit dem Projekttag "Aufbrechen mit Abraham" sowie gegenseitigen Besuchen Ängste vor dem Übertritt an die weiterführende Schule abgebaut werden. Besonderes Augenmerk gelte Jugendlichen, die beispielsweise vom Gymnasium an die Realschule wechseln. Paten sollen ihnen die Rückkehr erleichtern. Sterr plädierte für einen engen Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrern der verschiedenen Schulformen. Als "Leuchtturmprojekt" bezeichnete er, dass Dreizehntklässler der BOS an der Hochschule für angewandtes Management ein Seminar zu TTIP besuchten.

Der Kreis "Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Bildungsträger vernetzten" um Josef Biller setzt sich für die Schaffung eines Schülerparlaments und eines Bildungsportals auf Landkreisebene ein. Ferner müsse die Kooperation zwischen Mittelschulen und Betrieben verbessert werden. Um den Fachkräftemangel zu reduzieren, solle die Berufsausbildung in den Werkstätten des Fliegerhorsts erhalten bleiben. Erste Früchte trage das gemeinsame Projekt mit dem Rotary Club Erding, 16 junge Erwachsene aus Castiglione für eine Ausbildung in den Landkreis zu holen, sagte Klaus Zäpfel. Zwei Italienerinnen hätten bereits eine Zusage, für die anderen würden Anfang Juli die vierwöchigen Praktika beginnen.

Mehr Unterricht für Flüchtlinge

Die Gruppe um Jugendamtsleiter Peter Stadick befasste sich mit "Menschen in besonderen Lebenslagen". Aus dem Nachbarlandkreis Mühldorf werde man das Projekt "Integrationslotsen" übernehmen. Der Deutschunterricht für Asylbewerber und minderjährige Flüchtlinge solle ebenso wie die Jugendsozialarbeit an weiterführenden Schulen ausgebaut werden. Für die integrative, das heißt gemeinsame Betreuung von Menschen mit und ohne Behinderung in Kitas sollten einheitliche Standards gelten. Stadick erhofft sich eine "Lotsenfunktion" von Familienstützpunkten, die über den Landkreis verteilt an bestehende Beratungsstellen, Jobcenter und Mehrgenerationenhäuser angebunden werden sollen. Es existiere ein entsprechendes Förderprogramm des Freistaats.

Hans Peis, Leiter des Kreises "Bürgergesellschaft stärken und entwickeln", möchte den "generationenübergreifenden Dialog" und, in Kooperation mit dem Landratsamt, das Ehrenamt fördern. Beispiele dafür seien Patenschaften zwischen Schülern und Senioren und Berichte von angehenden Krankenpflegern über den Umgang mit Demenz, sagte Peis. Künftig sollten an Ganztagsschulen auch Jugendleiter-Kurse angeboten werden. Franz Hofstetter machte auf die "Herausforderungen des demografischen Wandels" aufmerksam. Einerseits müsse man über eine "effektive Nutzung" der Schulgebäude nachdenken, andererseits die "Hemmschwelle" junger Menschen für den MINT-Bereich abbauen. Das könne bereits im Kindergarten mit dem "Haus der kleinen Forscher" losgehen, so Hofstetter.

Regierungsvizepräsidentin Maria Els freute sich, dass der Landkreis Erding die "Herausforderungen von Migration, Inklusion und Demografie" anpacke und in seine Entscheidungen den Jugendhilfe- sowie den Ausschuss für Bildung und Kultur einbinde. Josef Erhard, "Pate" der Erdinger Initiative, sagte: "Mit der Idee der Bildungsregion besinnen wir uns wieder auf eine notwendige Selbstverständlichkeit: das gemeinsame Eintreten aller für die Gesellschaft." Die kommende Etappe ist eine gemeinsame Stellungnahme der Konferenz der Schulaufsicht, des Landesjugendamts sowie des Landesjugendrings.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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