Landkreis:Entlastung durch den Bezirk

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Das Landratsamt sucht zwar nach wie vor neue Flüchtlingsunterkünfte. Da aber die Regierung von Oberbayern selbst große Wohnanlagen betreiben wird und zwei weitere plant, ist die Lage etwas entspannter

Von Regina Bluhme und Florian Tempel, Landkreis

Die Grenzen in Südosteuropa sind dicht, in Bayern kommen nur wenige Flüchtlinge an. Das bedeutet zwar nicht, dass in den Landkreisen sofort weniger Bedarf an Flüchtlingsunterkünften bestünde. Nach wie vor weist die Regierung von Oberbayern dem Landkreis Erding jede Woche circa 30 Menschen zur Unterbringung zu. Seit Anfang des Jahres hat sich die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis um etwa 260 auf 1370 erhöht. "Die Akquise für neue Unterkunftsobjekte läuft kontinuierlich flächendeckend im gesamten Landkreis weiter", teilt das Landratsamt mit. Dennoch ist die Lage entspannter. Ein Grund: Die Regierung von Oberbayern wird bald zwei große Unterkünfte selbst betreiben und plant in der Stadt Erding zwei weitere staatliche Wohnanlagen. Ein Wohnheim für 80 Menschen soll gegenüber dem Bahnhof, östlich der Gleise auf einem städtischen Grundstück entstehen. Außerdem wird an der Sanierung einer alten Fliegerhorst-Mannschaftsunterkunft an der Rotkreuzstraße geplant, wo etwa 150 Menschen wohnen könnten.

Knapp hinter der Erdinger Stadtgrenze auf Oberdinger Flur, gleich neben der Flughafentangente Ost (FTO), sowie im ehemaligen Gasthaus Stiller in Lindum bei Dorfen sind zwei große staatliche Unterkünfte schon bald fertig. In Lindum sollen etwa 110 Menschen Platz finden, in Oberding wird für 108 Personen gebaut. Beide Unterkünfte sind Projekte des Dorfener Immobilienunternehmers Georg Scharl und werden nach dem Bezug direkt von der Regierung von Oberbayern angemietet und betrieben - und nicht wie die mehr als 80 bereits bestehenden Unterkünfte vom Landsratsamt Erding.

In zwei Abschnitten hat Scharl das ehemaligen Ausflugslokal in Lindum umgebaut. Der erste Teil sei bereits an die Bezirksregierung übergeben worden, "der zweite Bauabschnitt wird Mitte Mai übergeben", teilt Scharl mit. Die Regierung von Oberbayern rechnet mit einer "sukzessiven Belegung in den nächsten Wochen", ist von Pressesprecher Martin Nell zu erfahren. Bis das frühere Gasthaus voll belegt sein wird, werden jedoch wohl mehrere Monate vergehen.

Neben dem Erdinger Postverteilzentrum - das Grundstück gehört schon zur Gemeinde Oberding - errichtet Scharl einen Neubau. Die vier Gebäude in Containerbauweise werden künftig ebenfalls direkt von der Regierung von Oberbayern angemietet. "Oberding können wir sukzessive ab Anfang April übergeben", sagt Scharl. "Ein Belegungszeitpunkt steht noch nicht fest", lautet jedoch die Auskunft der Bezirksregierung.

In Oberding steht ein Helferkreis bereit, der sich schon vor Monaten gebildet hat. Bislang gibt es in der Gemeinde noch keine Flüchtlinge. In Lindum wird der Verein Flüchtlingshilfe Dorfen mit ehrenamtlichen Helfern aktiv werden, der sich bereits um etwa 160 Geflüchtete kümmert. In beiden Unterkünften sind auch Schulungsräume vorhanden, in denen Deutschkurse stattfinden könnten.

Nach langem Vorlauf ist zudem in Forstern eine Unterkunft des Landratsamts für 40 Menschen fertiggestellt. In dem zweistöckigen Containerbau am Rand des Forsterner Gewerbegebiets sollen noch vor Ostern die ersten Bewohner einziehen. In Forstern leben bislang 14 Flüchtlinge, und auch hier gibt es einen ehrenamtlichen Helferkreis. Aber noch mehr: Die Gemeinde Forstern hat zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Forstinning einen Sozialpädagogen in Vollzeit angestellt. Mathias Weigl ist wohl der erste und einzige kommunale Sozialarbeiter, der sich hauptamtlich - nicht nur, aber schwerpunktmäßig - um Flüchtlinge kümmert.

Die Realisierung einer weiteren großen Unterkunft auf Langenpreisinger Gemeindegebiet ist derzeit völlig unklar. Der Langenpreisinger Investor Alois Angermaier will auf einem eigenen Grundstück eine Wohnanlage mit zwei Häusern in Holzständerbauweise für zusammen 102 Menschen bauen. Das Areal liegt auf Langenpreisinger Flur, ganze nahe am nördlichen Rand von Wartenberg. Angermaiers Bauantrag liegt seit Oktober beim Landratsamt. Wenn eine Genehmigung erteilt würde, könnten die Gebäude nach einem halben Jahr bezugsfertig sein. Die Regierung von Oberbayern weist jedoch daraufhin, dass sie bei diesem Projekt bislang nicht involviert sei. "Wir verfügen über keine weitergehenden Erkenntnisse zu dem angeblichen Vorhaben", heißt es aus der Pressestelle.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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