Landkreis:Ein dreckiges Geschäft

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Auf Druck der EU soll eine strengere Gülle-Verordnung in Deutschland eingeführt werden. Der Maschinenring Erding bringt Käufer und Verkäufer unter den Landwirten zusammen

Von Katharina Kausche, Landkreis

"Die Europäische Union hat uns am Wickel", sagt Jakob Maier, Kreisobmann des Bauernverbands Erding. Gemeint ist die neue Düngeverordnung, die gerade in Berlin verhandelt wird. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im vergangenen Jahr ist Deutschland im Zugzwang. Die Europäische Union macht Druck: Eine neue, strengere Düngeverordnung müsse her. Erding liegt bei den Nitratwerten unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter und ist deshalb erst mal nicht von einer Novellierung betroffen. "Wir haben also zurzeit kein Problem, aber das kann sich schnell ändern", sagt Maier.

Die Nitratwerte im deutschen Trinkwasser sind seit Jahren zu hoch. Ein Grund dafür ist die massive Überdüngung durch die Landwirtschaft. Der Boden kann die Menge an Stickstoff in Gülle aus Mastställen oder Biogasanlagen auf den Feldern nicht mehr aufnehmen, sodass der Anteil, den die Pflanzen nicht verbrauchen, ins Grundwasser geschwemmt wird.

In Erding sind die Trinkwasserwerte zurzeit im grünen Bereich. Zumindest laut der Nitrat-Karte des Bundesumweltministeriums. Mit Grün eingefärbt und der Bewertung "gut" versehen sind alle Bereiche, in denen der Nitratwert im Trinkwasser unter 50 Milligramm pro Liter liegt. Ab diesem Wert ist das Trinkwasser gefährlich für Säuglinge, laut Bundesumweltamt. Sie können eine sogenannte Säuglingszyanose entwickeln und nur noch reduziert Sauerstoff aufnehmen.

Erding ist mit zwölf Milligramm pro Liter "gut dabei", sagt Wassermeister Albert Mair von den Stadtwerken Erding. In den vergangenen Jahren sei der Wert lediglich um ein bis zwei Milligramm gestiegen. Auch in Taufkirchen und Isen liegt der Nitratwert im Trinkwasser mit 18,6 und 20 deutlich unter 50 Milligramm pro Liter, wie auf der Seite des Umweltamts zu lesen ist. Das Trinkwasser in Dorfen kann sogar Werte von weniger als ein Milligramm Nitrat aufweisen. Die befragten Wasserwerke gehen davon aus, dass ihre Versorgungsgebiete nicht von einer möglichen Preiserhöhung durch zu hohe Nitratwerte bedroht sind. Ab einem Wert von 35,5 Milligramm pro Liter müssten die Wasserwerke das Wasser reinigen, was die Preise hochtreiben würde. Jakob Maier sieht eine mögliche weitere Verschärfung der Regeln kritisch, denn erst 2017 seien die Bestimmungen schon einmal enger gezurrt worden. "Der Zeitrahmen ist zu gering", sagt er. "Wir sollten abwarten, ob die Neuerung von 2017 greift, bevor wir noch einen drauflegen." Viele Landwirte würden die Diskussion als direkten Angriff auf die Tierhalter verstehen. Denn schon jetzt haben sie Mehrkosten durch die Regelung von 2017. "Es gibt drei Optionen bei zu viel Dünger auf dem Hof", sagt Maier. Entweder müssen die Landwirte ihren Tierbestand reduzieren, mehr Acker pachten, um den Dünger auszubringen oder Kooperationsverträge mit anderen Höfen eingehen. Letzteres führe in der Summe dazu, dass es im Landkreis Erding keinen Düngeüberschuss gebe. Höfe mit vielen Tieren und wenig Ackerfläche geben ihren überschüssigen Dünger an Höfe mit wenig Tieren und viel Ackerfläche ab.

Der Maschinenring (MR), eine Selbsthilfeeinrichtung der Landwirtschaft, hat dafür bayernweit eine Art "Gülle-Börse" ins Leben gerufen. Allerdings sei die im Internet bisher eher selten genutzt worden, sagt Martin Haindl vom Maschinenring. Dafür bringe der Ring in Erding aber offline Käufer und Verkäufer zusammen. "Wir vermitteln dann über unser Büro die Kontakte."

Die neue Düngeverordnung soll besonders in den rot eingefärbten Teilen Deutschlands, in denen die Werte pro Liter über dem Grenzwert, und in Gebieten, die knapp unter 50 Milligramm liegen, greifen.

© SZ vom 25.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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