Landkreis:Die Firmen verlieren das Interesse

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Großer Aufwand, hohe Kosten, sinkende Besucherzahlen - die Gewerbeschauen sind in Erding, Dorfen und Taufkirchen zum Auslaufmodell geworden. Nur im Holzland funktioniert das bisherige Konzept

Von Judith Issig, Landkreis

Die lokalen Messen im Landkreis Erding haben wohl keine Zukunft mehr. Im Oktober hatte der Vorsitzende des Förderkreises Dorfen, Stefan Tremmel, angekündigt, dass es 2016 keine Gewerbeschau mehr geben werde in Dorfen. "Ob irgendwann wieder eine stattfindet, wissen wir im Moment noch nicht", sagt Tremmel. Bei den Betrieben sei das Interesse sehr gering, an der Messe teilzunehmen. Auch in Erding und Taufkirchen steht zur Debatte, ob die nächsten Gewerbeschauen, die für 2017 geplant sind, überhaupt stattfinden. Bei diesen Lokalmessen konnten sich ortsansässige Firmen und Handwerksbetriebe bei potenziellen Kunden aus der Region vorstellen und zeigen, welche Produkte und Dienstleistungen im Landkreis Erding angeboten werden.

Besonders in Dorfen waren die Gewerbeschauen lange Jahre ein Besuchermagnet gewesen, mit etwa 20 000 Besuchern und mehr als 100 Ausstellern. 2004 hatte die erste Gewerbeschau in Dorfen stattgefunden. Aber: "Seither hat sich die Welt verändert", so Stefan Tremmel, "das Internet ist jetzt eine permanente Gewerbeschau." Die Kunden fänden die Informationen zu jeder Zeit im Internet und hätten keinen Grund, auf eine Gewerbeschau zu warten. Für die Aussteller sei der Stand auf der Messe ein großer Aufwand, der auch mit hohen Kosten verbunden sei und sich bei sinkenden Besucherzahlen nicht mehr lohne. Zur Erdinger Gewerbeschau im vergangenen Jahr waren weniger Besucher gekommen als erhofft. "Erding war ein relatives Fiasko", sagt Stefan Tremmel aus Dorfen, "das wollen wir vermeiden."

Auch der Erdinger Gewerbeverein sieht die vergangene Messe kritisch. Der Veranstalter, die Firma GARH, habe die Quadratmeterpreise für die Ausstellungsfläche unnötig hoch angesetzt, auch seien unter den Ausstellern kaum Firmen gewesen, die tatsächlich aus Erding kommen. "Wenn es wieder so läuft, werden wir nicht mitmachen", sagt der Vorsitzende des Erdinger Gewerbevereins, Anton Michl.

Man mache sich bereits Gedanken, wie sich die örtlichen Betriebe auf andere Art und Weise den Kunden präsentieren können. "Es ist nötig, dass wir für die Erdinger Gewerbeschau ein neues Gesicht kreieren", sagt Michl. Eine spezialisierte Messe könne er sich vorstellen, oder ein Aktionswochenende mit den Erdinger Gewerbetreibenden und den Geschäften in der Innenstadt. Auch in Taufkirchen hat man rückläufige Besucherzahlen festgestellt und denkt über eine neue Form der dortigen Innova nach. "Vielleicht in Zusammenarbeit mit den Schulen", sagt Christa Scholz vom Taufkirchner Gewerbeverein. In Dorfen wolle man schwerpunktmäßig an den Internetauftritten der örtlichen Betreibe arbeiten. "Die Leute wollen eigentlich regional kaufen, aber die Firmen müssen im Internet eben auch gefunden werden", sagt Stefan Tremmel. Im Frühjahr seien außerdem Events in der Dorfener Innenstadt geplant, eine Modenschau zum Beispiel. "Wichtig ist, dass die Leute mitbekommen, wie viel die Dorfener Betriebe zu bieten haben", sagt Tremmel.

Lediglich im Erdinger Holzland mit den Gemeinden Kirchberg, Steinkirchen, Inning und Hohenpolding funktioniert das bisherige Konzept. "Wir haben Anmeldungen von Ausstellern schon ein Jahr im Voraus bekommen", sagt Georg Strohmaier vom Gewerbeverein Holzland. Ihnen komme aber auch das schöne und kompakte Ausstellungsgelände im Heimatmuseum in Thal zugute. Etwa 5000 Besucher und 60 Aussteller im Jahr 2015, die Gewerbeschau im Holzland bleibt zwar klein, aber der Gewerbeverein und die teilnehmenden Aussteller sind zufrieden. Eine Seltenheit im Landkreis Erding.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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