Landkreis:Ansprechpartner in Krisenzeiten

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Gerontopsychiatrische Fachberatung der Caritas bietet älteren Menschen Hilfe

Von Thomas Daller, Landkreis

Oft ist es der Tod des Lebenspartners, der bei älteren Menschen zu psychischen Problemen führt. Zuerst hat die Frau ihren Mann jahrelang gepflegt. Nachdem er starb, blieb sie als Witwe zurück, deren Trauer sich dann zu einer handfesten Depression entwickelte. Wenn Angehörige, der Hausarzt oder ein Seelsorger solche Veränderungen bemerken, bietet sich die Caritas als Ansprechpartner an. Deren gerontopsychiatrische Fachberatung bietet für ältere Menschen, deren psychische Gesundheit gefährdet ist, Beratung und Unterstützung an. Diese Gefährdung muss nicht durch einen Schicksalsschlag gegeben sein. Oftmals spielen Einsamkeit, Verwirrtheit, Verlust von Lebensfreude, Ängste oder andere Schwierigkeiten eine Rolle.

Im Gegensatz zu Therapeuten, bei denen die Wartezeiten in der Regel zwischen vier und sechs Monaten liegen, hilft die gerontopsychiatrische Fachberatung der Caritas schnell: Die Wartezeiten liegen bei drei, maximal vier Wochen, sagte Alfons Kühnstetter, Fachdienstleiter Sozialpsychiatrische Dienste. Bei einer akuten Suizidgefahr reagiere man noch am selben Tag und vermittele jemand dann beispielsweise in eine Klinik, damit man einen geschützten Raum schaffe. Aber die Vermittlung in eine psychiatrische Fachklinik ist eine Ausnahme, in der Regel sind es niederschwellige Angebote. "Oft genügen drei bis vier Gesprächseinheiten, um eine akute Problematik zu entschärfen", sagte Kühnstetter. "Manchmal ermutigen wir zu einer stationären Reha oder Kontakt mit einem Facharzt für Psychiatrie aufzunehmen." Bei Bedarf besucht einer der drei Fachkräfte auch jemand zu Hause oder führt auf Wunsch auch ein gemeinsames Gespräch mit den Betroffenen und deren Angehörigen. Rege genutzt wird auch das Seniorenfrühstück, das die Caritas immer freitags zwischen 9.30 und 11.30 Uhr sowohl in Erding als auch in der Außenstelle Dorfen anbietet. Dieses Angebot richtet sich an Senioren ab 60 Jahren, die aufgrund schwieriger Lebenssituationen psychisch belastet sind, sowie ältere Menschen, die unter Ängsten, Einsamkeit oder Isolation leiden. "Es geht darum ein Netzwerk aufzubauen, soziale Kontakte für Menschen, die sehr einsam sind", sagte Sozialpädagogin Irina Hausen. Das Seniorenfrühstück sei ein präventives Angebot, um einer Depression entgegen zu wirken. In Erding findet das Seniorenfrühstück in der Münchener Straße 44 statt, in Dorfen am Johannisplatz 10.

Darüber hinaus bietet die Caritas auch Gruppentreffen für Menschen mit Demenz an. Sie finden in Erding, Taufkirchen und Dorfen statt. Dabei steht auch ein Fahrdienst zur Verfügung, der die Teilnehmer kostenlos zu Hause abholt und abschließend wieder nach Hause bringt. "Und in diesen Gruppen sind derzeit noch Plätze frei", sagte Sozialpädagogin Christine Reger. Die Kosten für die Teilnahme an diesen Nachmittagstreffs können von den zuständigen Pflegekassen erstattet werden.

Insgesamt stellt die Caritas fest, dass diese Angebote überwiegend von älteren Frauen wahrgenommen werden. Männer seien "eher zurückhaltend", sagte Kühnstetter. Bei den Gründen bewege man sich im "spekulativen Bereich": "Frauen tun sich leichter, Hilfe zu suchen und über Probleme zu sprechen. Männer versuchen nach außen hin zu funktioniere und keine Schwäche zu zeigen", sagte Kühnstetter. "Gerade die ältere Generation, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen ist, schämt sich, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht. Sie brauchen jemand, der sie versteht und dem sie sich auch anvertrauen können."

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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