Kurzzeitpflege:Der Platz wird knapp

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Immer mehr pflegebedürftige Menschen brauchen vorübergehend einen Pflegeplatz. In der Urlaubszeit steigt der Bedarf besonders stark, die Heime können den Ansturm kaum bewältigen

Von Sophia Belliveau, Erding

Der steigenden Nachfrage nach Kurzzeitpflege-Plätzen stehen im Landkreis zu wenig freie Zimmer in Altenheimen gegenüber. Immer wenn pflegende Angehörige ausfallen, sind Kurzzeitpflege-Einrichtungen gefragt. Die Einrichtungen kümmern sich von einem Tag bis zu vier Wochen um Senioren und behinderte Menschen. In der Urlaubszeit steigt die Nachfrage besonders. Die Heime haben aber oft nicht genügend Zimmer frei. So etwa im Heiliggeist-Stift in Erding.

In dem Seniorenheim sind alle fünf Kurzzeitpflegeplätze belegt. Das Heim würde gerne mehr Plätze anbieten, "wir sind aber baulich beschränkt", sagt Heimleiter Georg Edenhofer. Um einen Kurzzeitpflegeplatz zu erhalten, müssen sich Familien im Voraus anmelden: "Vor allem in den Sommerferien kommen immer viele Anfragen." Seit elf Jahren bietet die Stiftung bereits ein derartiges Programm an. Dabei "kommen oft ältere Menschen, die nach Krankenhausaufenthalten oder einer Reha nicht sofort nach Hause können". Laut dem Heimleiter werden in Zukunft mehr Menschen Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen, weil die Bevölkerung immer älter wird.

Auch in der Städtischen Einrichtung für Altenhilfe, dem Marienstift in Dorfen, ist laut Einrichtungsleiterin Marion Prey "eine Voranmeldung dringend nötig", falls Familien einen der "sechs eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze" erhalten möchten. Prey bestätigt die hohe Nachfrage: Pro Monat fragen etwa 20 Angehörige nach freien Plätzen. In der Regel würden Krankenkassen ungefähr 20 Tage Kurzzeitpflege finanzieren, bei längerem Bedarf werden nochmals 20 Tage genehmigt.

Die Pichlmayr-Seniorenzentren haben im Landkreis vier Standorte: Erding, Wartenberg, Taufkirchen und Isen. Im Erdinger Zentrum sind die Pflegeplätze meist ausgebucht. "Wir kriegen immer wieder Anfragen für Kurzzeitpflege", sagt eine Mitarbeiterin des Seniorenzentrums. Familien, die diese Unterstützung bei der Pflege benötigen, sollen sich "immer mal wieder bewerben", da es keine festen Bewerbungstermine gibt. "Eine Kurzzeitpflege gibt es bei uns schon immer", sagt sie weiter. Die Nachfrage sei in vergangenen Jahren konstant hoch gewesen. Diesen Monat sei nur deswegen niemand bei ihnen in der Kurzzeitpflege, weil alle Plätze von Dauerpatienten belegt sind.

Im Isener Pichlmayr-Zentrum gibt es keine expliziten Kurzzeitpflegeplätze. Jedoch stelle man Zimmer zur Verfügung, sobald Kapazitäten frei würden. So gebe es im Seniorenzentrum "eigentlich durchgehend" eine Kurzzeitpflege.

Öfter fehlt für kurzfristigen Pflegebedarf auch einfach das Personal. Das ist schon mit den Patienten ausgelastet, die dort permanent leben. "Kurzzeitpflege bieten wir nur an, wenn es sich ergeben sollte", sagt eine Mitarbeiterin des Seniorenheims Villa Moosen in Taufkirchen. "Wir haben eigentlich nur Dauerpflege." Wenn es Plätze für Kurzzeitpflege gebe, seien diese jedoch sehr schnell ausgebucht.

Zeitweise Betreuung ist aber nicht nur für Senioren dringend nötig. Die Lebenshilfe in Erding ist ein Verein für erwachsene Menschen mit Behinderung, deren Angehörige sowie Freunde und Förderer. Auch in dem Wohnheim der Lebenshilfe gibt es die Möglichkeit, Pflegebedürftige anzumelden, wenn die Angehörigen im Urlaub oder anderweitig verhindert sind. "Wir haben eigentlich zwei Plätze, von denen wir nur einen durchgehend belegen können", sagt eine Betreuerin des Wohnheims. Die Kollegen seien durch die Dauerpflege bereits überstrapaziert. "Die Nachfrage ist konstant. Familien müssen sich lange im voraus anmelden."

Die Einrichtung Pflegestern hat mit den Seniorenzentren in Finsing und Oberding zwei Standorte im Landkreis Erding. In Oberding gibt es speziell für Kurzzeitpflegefälle "ein kleines Zimmer, weil wir auch nur ein kleines Haus sind", so eine Sprecherin. Dieses sei immer besetzt. "Für kommendes Jahr sind wir sogar jetzt schon so gut wie ausgebucht." Familien müssen sich somit bereits mehr als zwölf Monate im Voraus bewerben. Im Pflegestern Finsing ist die Situation ähnlich: "Wir haben zwei Plätze zur Verfügung stehen, die immer ausgebucht sind."

© SZ vom 24.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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