Kurz vor dem Besuch des Petitionsausschusses:"Es wird halt teuer"

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Ein Bohrzug der Bahn bei der Untersuchung der Ausbaustrecke. Undurchlässige Tonschichten, die Druck auf das Grundwasser ausüben, erschweren in Dorfen die Tieferlegung der Gleise. (Foto: Renate Schmidt)

Bahn stellt Ergebnis ihrer Bohrungen und Bodenuntersuchungen vor: "Gespanntes Grundwasser" in Dorfen würde Tieferlegung der Gleise technisch anspruchsvoll machen

Von Thomas Daller, Dorfen

Wenige Tage bevor der Verkehrspetitionsausschuss nach Dorfen kommt, um sich über den geplanten Bahnausbau zu informieren, hat die Bahn das Ergebnis ihrer Baugrundbohrungen und Erkundungen bei einem Pressegespräch vorgestellt. Bei einer Tieferlegung der Gleise, wie es die Dorfener Bürgerinitiative fordere, müsse man damit rechnen, dass das Projekt um mehr als 100 Millionen Euro teurer werde. Die Bohrungen hätten ergeben, dass der Grundwasserhaushalt nur mit technisch aufwendigen Mitteln in den Griff zu bekommen sei. "Wenn wir jemanden finden, der das bezahlt, bau ich gerne", sagte Klaus-Peter Zellmer, Gesamtprojektleiter für den Streckenausbau.

Zellmer sagte, die Bodenerkundung sei im April abgeschlossen worden, dabei seien zwischen Markt Schwaben und Ampfing 2000 neue Bohrungen gemacht worden. Mit den bereits vorhandenen habe man nun 3000 Bohrungen auf 40 Kilometern Strecke: "alle 100 Meter eine Bodenprobe". Im relevanten Bereich zwischen Rutzmoos und Kloster Moosen sei man in Tiefen zwischen vier und sieben Metern auf grundwasserundurchlässige Tonschichten gestoßen. Das darunter liegende Grundwasser stünde unter Druck. "Wenn man die Tonschicht durchstößt, gibt es einen Druckausgleich und das Wasser steigt innerhalb eines Tages fast bis auf Geländekante an", sagte Zellmer. "Gespanntes Grundwasser" sei der Fachbegriff; zugleich ein Synonym für hohe Baukosten. "Das ist nichts, was wir nicht beherrschen würden, aber es wird halt teuer."

Im Gegensatz zur Tieferlegung in Unterföhring und Ismaning, wo man in der wasserdurchlässigen Schicht der Münchner Schotterebene bauen konnte, würde die Tieferlegung in Dorfen erheblich mehr Kosten verursachen: "Für Bauingenieure ist Wasser das Schlimmste, das es gibt." Man müsse teilweise unter Wasser betonieren, mit Gelinjektionen Kunststoffschichten aufbauen und mit aufwendiger Pumptechnik die Baugrube trocken halten. Ferner müsse bei so einer Grundwasserabsenkung wie in Dorfen die Stabilität der umliegenden Gebäude und deren Fundamente sichergestellt werden. Das erfordere ein aufwendiges technisches Verfahren, denn es gebe unterschiedliche Böden, die alle unterschiedlich auf Wasser reagieren würden: "ein unglaublich aufwendiges Rohrleitungssystem, damit man hier klarkommt mit den Nachbarn."

Zellmer umriss, wie so eine Tieferlegung in Dorfen aussehen würde: Man müsste bei einem zweigleisigen Ausbau einen zwölf Meter breiten und zehn Meter tiefen Graben ausheben. Bei den Doppelstockwagen müsste man bereits sechs Meter zwischen Schiene und Oberleitung zugrundelegen. Unter den Bahngleisen benötige man Düker, Druckleitungen, um den Grundwasserfluss zu gewährleisten. Darauf komme eine etwa einen Meter dicke Bodenplatte aus Beton und darauf das Gleis. Zellmers überschlägige Berechnung für einen zweieinhalb Kilometer langen Trog mit jeweils 600 Metern Einfahrts- und Ausfahrtsrampe sieht so aus: Etwa 450 000 Kubikmeter Bodenaushub, der sich beim Ausgraben um 20 Prozent auflockert und daher zu 550 000 Kubikmetern wird, "macht bei 20 Euro pro Kubikmeter schon elf bis zwölf Millionen Euro nur für das Loch". Hinzu kämen 100 000 Kubikmeter Beton, die mit Schalung verbaut auf 200 bis 300 Euro pro Kubikmeter kämen: weitere 30 Millionen Euro. Dann benötige man noch an Material 120 000 Quadratmeter Spundwände zum Quadratmeterpreis von 200 Euro. Kosten: 24 Millionen Euro. Hinzu kämen noch Fluchttreppenhäuser, Kabelkanäle, Planungskosten, Gutachten, Ingenieurskosten, Entwässerungsbecken und insbesondere noch ein Risikotopf, der im Falle Dorfens nicht zu klein ausfallen würde: "Ich will mich nicht auf eine Million festlegen", sagte der Projektleiter. "Aber da komme ich locker weit über 100 Millionen Euro, die zusätzlich hinzu kommen. Wenn wir einen finden, der das zahlt, baue ich das gern."

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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