Kriminalität:Kripo warnt vor Betrugsmasche

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Unternehmen am Flughafen sollte um 790 000 Euro geprellt werden

Ein Betrüger hat versucht, von einer Logistikfirma im Bereich des Flughafens 790 000 Euro zu ergaunern. Eine aufmerksame Mitarbeiterin hat die Überweisung auf ein chinesisches Konto aber rechtzeitig verhindert. Die Kriminalpolizei Erding warnt vor dieser Masche, die als "CEO-Fraud" oder Chef-Trick bezeichnet wird.

Der Betrugsversuch wurde Mitte Oktober von einem Unbekannten gestartet, der bei einer Mitarbeiterin der Buchhaltungsabteilung anrief und sich als Rechtsanwalt ihres Chefs ausgab. Dieser wollte angeblich eine Firmenübernahme anbahnen. Um Mails senden zu können, erfragte der Betrüger die Mail-Adresse der Mitarbeiterin. Im weiteren Verlauf erhielt die Mitarbeiterin eine Mail über einen amerikanischen Free-Mail-Anbieter, die den Eindruck erweckte, sie sei von ihrem Chef. Darin wurden Kontostände erfragt und auch der Überweisungsauftrag an die Buchhaltung erteilt. Als Begründung für die Verwendung des amerikanischen Mail-Kontos wurde die besondere Vertraulichkeit der Zahlung vorgeschoben.

Nachdem die Mitarbeiterin bei der ungewöhnlichen Bankverbindung misstrauisch wurde, nahm sie persönlichen Kontakt zu ihrem Chef auf. Erst jetzt flog der Schwindel auf. Eine Zahlung erfolgte nicht. Die Kriminalpolizeiinspektion Erding hat die Ermittlungen aufgenommen.

Die Betrugsmasche ist bei den Ermittlern unter dem Begriff "CEO-Fraud" bekannt. Die Vorgehensweise ist regelmäßig die gleiche. Mitarbeiter mit Befugnissen werden gezielt unter anderem auch mit Schmeicheleien angesprochen, ein besonderes Vertrauen wird hervorgehoben. Der Anrufer hat sich bereits vorher über die Firmenorganisation und Führungsstruktur informiert und setzt dieses Wissen gezielt ein, um Vertrauen aufzubauen. Dann wird der Mitarbeiter gebeten, eine dringende, vertrauliche Überweisung auszuführen, die für die Firma sehr wichtig ist. Der Mitarbeiter hält sich an die Geheimhaltung und überweist das Geld auf das Betrügerkonto.

Die Kriminalpolizei rät daher, im Umgang mit Mails von ungewisser Herkunft misstrauisch zu bleiben. Bei Unklarheiten über den Absender der E-Mail sollte man den Absender anrufen, wobei man allerdings die Telefonnummer aus dem eigenen Telefonverzeichnis verwenden sollte, und nicht diejenige, die in der verdächtigen Mail angegeben wird. Organisatorisch biete es sich an, gerade bei hohen Zahlungsbeträgen einen verpflichteten Genehmigungsschritt einzusetzen, rät die Kriminalpolizei. Auch das "Vier-Augen-Prinzip" und ein Berechtigungsmanagement könnten solche Betrüger daran hindern, mit ihrer Masche Erfolg zu haben. Nach Angaben des Bundeskriminalamts wurden mit diesem Trick schon mehrere Millionen Euro erbeutet.

© SZ vom 27.10.2016 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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