"Konsenslösung":Neues Konzept und neue Fragen

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Abgespeckte Planung für das Areal des Notzinger Weihers stößt bei Bürgerversammlung nicht auf ungeteilte Begeisterung

Von Regina Bluhme, Oberding

Es ging hoch her bei der Infoveranstaltung zum Jugendzeltplatz am Notzinger Weiher am Montag im Bürgerhaus Notzing: Einheimische versus auswärtige Badegäste, Wasserwachtfans gegen den Bund Naturschutz. Dabei hatte ein paar Stunden zuvor der Ausschuss für Bauen eine abgespeckte Version für das Areal beschlossen und nahezu alle Forderungen aus der Bürgerversammlung vom letzten Jahr berücksichtigt. Am Thema pro und contra Wasserwachtstation entzündete sich eine heftige Diskussion. Womöglich wird die Planung doch um eine Station erweitert, womöglich auch um eine Einstiegshilfe am Ufer. Unabhängig davon soll bis zur Saison 2019 der Zeltplatz stehen.

Entgegen der ursprünglichen Planung sind nun keine Stege, kein Schwimmfloß, keine Terrasse und auch kein Wasserwachhäuschen am südlichen Ufer vorgesehen. Bei zwei Gegenstimmen hatte der Ausschuss für Bauen die überarbeitete Planung beschlossen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sprach von einer "Konsenslösung", die die Forderungen aus der Infoversammlung vom Juli 2017 berücksichtige. Er musste aber erfahren, dass man es eben nicht allen recht machen kann.

Gabriele Betzmeir, BN- Kreisvorsitzende, musste sich Kritik anhören. (Foto: Renate Schmidt)

Zwei Stege hätten schon bleiben können, betonten Zuhörer. Ein weiterer bedauerte, dass auch ein neugestalteter Spielbereich aus der Planung herausgefallen sei. "Wir Notzinger wollen doch für unsere Kinder auch was haben", erklärte er. Es könne nicht angehen, dass allein auswärtige Badegäste hier Erholung suchten. Er kenne die Kennzeichen, so der Landrat: "Freising, Weilheim, Ansbach." Kinder hätten doch genügend Platz, erwiderte dagegen eine Zuhörerin. An welcher Stelle nun am besten ein Familienbereich einzurichten sei, darüber gab es unterschiedliche Ansichten.

Einige Zuhörer bedauerten sehr, dass die Wasserwachtstation weggefallen ist. Dies sei eine zentrale Forderung des Bund Naturschutz gewesen, "und wir wollten alles tun, damit der Naturschutz seine Klage weiter ruhen lässt", erklärte Bayerstorfer. Daraufhin hagelte es Kritik am BN: Naturschutz dürfe nicht vor Sicherheit gehen, hieß es. Hier seien "Verhinderer" zugange, die immer "nur fordern, aber keine Alternative bilden". Bei einem Notfall pfeife er auf den Naturschutz, so ein weiterer Besucher. Nun ergriff Gabriele Betzmeir, die Kreisvorsitzender des BN, das Wort. Sie sei seit 35 Jahren Badegast am Weiher und der einzige Todesfall habe sich vor vielen Jahren nach 19 Uhr ereignet, da wäre ohnehin keine Wacht vor Ort gewesen. Der Weiher sei an höchsten fünf Sommertagen stark frequentiert. Sonst herrsche wenig Betrieb. Sie verwies darauf, dass sich hier ein Landschaftsschutzgebiet befinde.

Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke versuchte die Wogen zu glätten. (Foto: Renate Schmidt)

Dann rief eine Zuhörerin in die Runde: Sie melde sich schon eine halbe Stunde und sei immer noch nicht zu Wort gekommen. "Ob das dran liegt, dass die am Tisch des Bund Naturschutz sitze?" Da platzte dem Landrat der Kragen: "Diesen Blödsinn nehmen Sie jetzt zurück", herrschte er die Frau an. Die Zuhörerin lenkte ein. Sie wolle nur sagen, dass viele Bürger "total froh" über die abgespeckte Version seien.

Christine Hargasser de Castro hatte im vergangenen Jahr per Unterschriftenaktion gefordert, der Weiher solle so bleiben wie er ist. Nun überraschte sie mit dem Vorschlag, am Ufer doch eine Einstiegshilfe zu errichten, "nur zwei Geländer und ein paar Stufen".

Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) versicherte, er werde mit dem Notzinger Ortsausschuss und den Gemeinderäten sprechen und dann die Anliegen dem Landrat übermitteln. Im Übrigen sei sehr viel von den Forderungen der Bürger umgesetzt worden.

Laut Bayerstorfer soll nun geprüft werden, ob ein kleiner Anbau am geplanten öffentlichen Sanitärgebäude von der Wasserwacht genutzt werden könne. Auch über eine Einstiegshilfe und einen Familienbereich auf dem Areal "werden wir noch reden." Der künftige Jugendzeltplatz sei davon unabhängig zu sehen. "Wir haben Baurecht und können jederzeit mit dem Bau beginnen", betonte Bayerstorfer. Einen Eilantrag gegen das Vorhaben von Seiten des BN gebe es nicht, sagt er mit Blick auf BN-Kreisgeschäftsführer Manfred Drobny. "Bislang nicht", erwiderte dieser. "Aber ich sehe die neuen Pläne hier zum ersten Mal."

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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