Kommentar:Vorgang mit Signalwirkung

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Es zeugt von politischer Naivität und Selbstüberschätzung der Jusos, wenn sie sich einer Podiumsdiskussion mit Vetretern der Jungen Alternative verweigen

Von Thomas Daller

Andrea Hafner, Leiterin des Gymnasiums Dorfen, hat eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Jugendorganisation jener Parteien abgesagt, die Umfragen zufolge nach der Wahl im Herbst in den Bundestag einziehen könnten. Sie befürchtete eine Eskalation der Konflikte, nachdem es bereits bei den Vorbereitungen Schwierigkeiten mit den Jusos gegeben hatte, die gefordert hatten, Vertreter der Jungen Alternative wieder auszuladen. Das Organisationsteam, das aus Schülern der Q12 besteht, erhebt nun Vorwürfe wegen dieser kurzfristigen Absage: Man bedauere, dass die Schulleitung nicht die Courage besessen habe, besagten Konflikten offen zu begegnen und das Risiko für eine politische Erziehung von Kindern und Jugendlichen einzugehen. Diesen Satz sollte man nun noch einmal lesen und gedanklich dabei den Begriff "Schulleitung" gegen "Jusos" tauschen. Das ergibt ein stimmigeres Bild. Denn es spricht sehr wohl für Hafners Courage, so ein Projekt zu unterstützen. Es gibt nicht viele Schulleiter, die sich Vertreter der Jugendorganisation beispielsweise der Linken oder der AfD ins Haus holen, denn das, so die Befürchtung, könnte der eigenen Karriere schaden. Dennoch hielt sie eine moderierte Diskussion zu sachlichen Themen wie Bildung oder Digitalisierung für machbar. Torpediert wurde dieser Versuch von den Jusos, die der Schule ihre Vorstellungen von "gewinnbringender Demokratieerziehung" aufnötigen wollten. Es zeugt von politischer Naivität und Selbstüberschätzung der Jusos, bei so einem sensiblen Projekt der Schulleitung die Spielregeln diktieren zu wollen. Und dieser Vorgang wird eine parteipolitische Diskussion in Schulen, die so wichtig und wertvoll sein könnte, künftig erschweren, weil er Signalwirkung in die Direktorate haben wird. Und besonders verfehlt wäre es dabei, nun auch noch Hafner den Schwarzen Peter zuzuschieben.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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