Kommentar:Grundsätzlich unausgegoren

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Wenn niemand so recht weiß, für was man eigentlich stimmt, kann man leicht dafür sein.

Von Florian Tempel

Wer könnte schon gegen schöne neue Naherholungs- und Freizeitgebiete in seiner eigenen Stadt sein? Natürlich niemand. Da ist jeder dabei. Auch in Dorfen, wo nicht immer alle so abstimmen, wie es der Bürgermeister gerne hätte. Doch die seltene Einstimmigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dorfener Bewerbung für eine Landesgartenschau noch völlig unausgegoren ist. Wenn niemand so recht weiß, für was man eigentlich stimmt, kann man leicht dafür sein. Als ob nicht gerade Grundsatzbeschlüsse besonders gut durchdacht sein sollte.

Bürgermeister Grundner durfte zurecht erstaunt sein, dass alle der Gartenschau-Idee zustimmten. Denn Heiner Müller-Ermann hatte zurecht beklagt, dass ein Großthema, das eigentlich weitreichende Überlegungen erfordert, dem Stadtrat so kurzfristig zur Entscheidung vorgelegt worden ist. Zurecht stimmten deshalb viele nur unter Vorbehalt zu, weil zum Beispiel zu den Kosten gar nichts bekannt ist. Auch in diesem Nichtwissen zeigt sich, wie hohl dieser Grundsatzbeschluss eigentlich ist.

Noch mehr aber zeigen die Argumenten pro Gartenschau, die die CSU-Stadträte vorgebracht haben, wie inhaltslos sie über das Projekt nachgedacht haben. Wer neue Stadtparks und Naherholungsgebiete anlegen möchte, müsste sich doch erst mal Gedanken darüber machen, auf welchen Flächen das gehen könnte - und nicht damit anfangen, daran zu denken, dass 50 Prozent Zuschüsse winken. Notwendig wäre auch eine zumindest grundsätzliche Idee, welcher Art die neuen Grünanlagen sein könnten - statt in Allgemeinplätzen zu faseln, wer nichts wage, der werde nichts gewinnen. Die Überlegungen, dass der lokale Einzelhandel und die örtliche Gastronomie bei einer Gartenschau gewinnen werden, sind zwar sicherlich nicht falsch. Doch auch sie sind so grundsätzlich nachrangig, dass man grundsätzlich baff ist.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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