Kinderliteratur für Flüchtlinge:Neuanfang in bunten Bildern

Lesezeit: 2 min

Mit ihrem Bilderbuch "Schön, dass du da bist!" wollen Laura Kieblspeck (links) und Tamara Stangl Flüchtlingskindern den Neustart erleichtern und zeigen in bunten Bildern typische Alltagsszenen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die beiden Sonderschullehrerinnen Laura Kieblspeck und Tamara Stangl haben ein Buch für Flüchtlingskinder geschrieben und illustriert, das ihnen helfen soll, sich in Deutschland besser zurechtzufinden

Von Katharina Aurich, Freising

"Schön, dass du da bist! Zusammen sind wir bunt", heißt ein neues Bilderbuch, das die Sonderschullehrerinnen Laura Kieblspeck und Tamara Stangl für Flüchtlingskinder geschrieben und gezeichnet haben. Der Kulturverein "Modern Studio" hatte die beiden eingeladen, anlässlich des "Literarischen Herbstes" ihr Werk im "Alten Gefängnis" vorzustellen. Auf die Idee, ein solches Buch zu schreiben und zu zeichnen, kamen die jungen Pädagoginnen während ihres Engagements in Gemeinschaftsunterkünften, wo sie begleitete und unbegleitete Flüchtlingskinder betreuen, ihnen vorlesen, mit ihnen spielen und wo sie versuchen, ihnen die Ankunft in Deutschland zu erleichtern.

Kieblspeck und Stangl fiel auf, dass es keine Bilderbücher gibt, die den Alltag dieser Kinder thematisieren. Deshalb begannen sie, selbst ein Buch zu schreiben und zu zeichnen. Es sei dann viel mehr Arbeit gewesen, als sie anfangs dachten. Vor allem Texte und Bilder passgenau zu konzipieren, sei sehr aufwendig gewesen, berichteten sie. Aber die Mühe hat sich gelohnt und die Autorinnen freuen sich besonders darüber, dass es ihnen nach langer Suche gelungen ist, den Scholastikaverlag in Obing im Chiemgau dafür zu gewinnen, das Buch herauszubringen und hoffentlich noch vor Weihnachten zu drucken.

Während ihrer Lesung im "Alten Gefängnis" zeigten die beiden nicht nur ein lebendiges, buntes Bilderbuch, mit dem sich Flüchtlingskinder ohne große Sprachkenntnisse in Deutschland ein bisschen besser zurechtfinden. Sie verstehen es auch als vielschichtige Aufforderung, sich mit dem Thema Flucht und Fremdsein auseinanderzusetzen. Protagonist des Buches ist Ali, ganz bewusst könne er seinem Aussehen nach aus verschiedenen Ländern stammen, schilderten Kieblspeck und Stangl. Auch sein Alter sei nicht eindeutig, er könne ein Kindergarten- oder junges Schulkind sein. Für die Szenen, die sie gemalt haben, schöpften die beiden aus den Erfahrungen mit den Flüchtlingen, die sich irritiert umdrehten, wenn sie ein küssendes Pärchen sahen oder auch eine Frau im Bikini beim Baden. In ihrem Bild am See ist auch ein Hund an der Leine zu sehen. Für viele Flüchtlingskinder sei es ungewohnt, Haustiere zu halten. Mit einfachen Worten und bunten Bildern erklärt das Buch auch, dass in Deutschland Männer und Frauen gleichberechtigt sind und jeder ein Recht auf freie Meinungsäußerung habe.

Das Buch soll nicht nur vorgelesen werden, sondern zur "dialogischen Bildbetrachtung" anregen, also ein Gespräch einleiten und die Kinder ermuntern, über ihre Gefühle zu sprechen. Eine Seite thematisiert auch die Ablehnung, die Flüchtlingskinder oftmals erleben. "Wir wollten nicht nur die positiven Dinge schildern, sondern realistisch sein", erläuterten die Autorinnen. Aber ganz oft geht es auf den Seiten vor allem um Freundschaft und Gemeinsamkeiten, die alle Kinder verbinden.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: