Internet:Erding hängt am Bayern-Wlan

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Landrat Martin Bayerstorfer, Staatsminister Markus Söder und Gemeindetagssprecher Johann Wiesmaier beim symbolischen Start des Hotspots. (Foto: Renate Schmidt)

Staatsminister Markus Söder schaltet einen Hotspot im Landratsamt frei. Geplant ist ein dichtes Netz von kostenlosen Spots im Freistaat, um die digitale Chancengleichheit im ländlichen Raum zu steigern

Von Thomas Daller, Erding

Im Foyer des Landratsamtes gibt es seit gestern einen Wlan-Hotspot, mit dem man kostenlos, rund um die Uhr, ohne Begrenzung, sicher und mit Jugendschutzfilter im Internet surfen kann. Der Hotspot verbindet die Nutzer mit dem Bayern-Wlan, ein ambitioniertes Projekt, das Staatsminister Markus Söder (CSU) bei der symbolischen Inbetriebnahme per rotem Druckknopf vorstellte. "Bayern wird das erste Bundesland mit einem eigenen Wlan-Netz. Bis 2020 wollen wir das kostenfreie Bayern-Wlan mit 20 000 Hotspots aufrüsten. Ausgestattet werden insbesondere Kommunen, Hochschulen, Behörden und Tourismusziele. Im öffentlichen Nahverkehr sollen Pilotprojekte zum Bayern-Wlan starten", teilte Söder mit.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wies bei seiner Begrüßung darauf hin, dass der Landkreis Erding bereits vor zehn Jahren mit einer Breitbandmesse versucht habe auszuloten, wer im ländlichen Raum Interesse habe, die Bürger anzuschließen. "Das war anfangs ein schwieriges Unterfangen." Mittlerweile hätten die Städte, Märkte und gemeinden im Landkreis aber schon mehrere Millionen Euro in den Breitbandanschluss investiert. Er freue sich, dass Staatsminister Söder persönlich nun die Freischaltung im Landratsamt übernehme.

Seit Start der Initiative Anfang 2015 seien bereits mehr als 1500 Zugangspunkte ins Bayern-Wlan realisiert worden, sagte Söder. Das Bayern-Wlan biete für jedermann ein offenes und kostenfreies Wlan-Angebot. Es seien keine Passwörter und keine Anmeldedaten erforderlich, eine Registrierung sei ebenfalls nicht nötig, der Jugendschutz sei durch Filter garantiert. "Mit einem dichten Netz von kostenlosen Hotspots über ganz Bayern schaffen wir die digitale Chancengleichheit auch für den ländlichen Raum", sagte Söder.

Söder bezeichnete die Digitalisierung als eine der spannendsten Fragen der Landesentwicklung. 96 Prozent aller bayerischen Städte und Gemeinden wären bereits in einem Förderprogramm. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe man bayernweit 900 000 Haushalte angeschlossen und den Anteil des schnellen Internets im ländlichen Raum von 15 auf 30 Prozent verdoppelt. Außerdem werde man gezielt überlegen, ob man Gewerbegebiete mit noch höheren Bandbreiten anbinde.

Die Digitalisierung sei wichtig für die Wirtschaft, für Bildung und Technologie, aber auch für die öffentliche Verwaltung. Man wolle von der Steuer bis zur Kfz-Anmeldung möglichst alles online abwickeln können. Darüber hinaus seien die digitalen Gesundheitsmöglichkeiten völlig unterschätzt. So werde es möglich sein, Operationen zu scannen und sie in eine Robotokstruktur zu übertragen. So werde es möglich sein, schwierige Operationen, die sonst nur Universitätskliniken ausführen würden, auch auf andere Kliniken zu übertragen, kündigte der Staatsminister an.

Söder wies ferner darauf hin, dass das Landratsamt keine rechtlichen Probleme

mit dem Bayern-Wlan haben werde: "Wir sind von der Störerhaftung befreit." Ohnehin sei diese Rechtssituation absurd: "Das ist, wie wenn der Landrat dafür verantwortlich wäre, was jemand auf der Kreisstraße macht." Außerdem gelte für das Bayern-Wlan der Jugendschutz: "Eltern müssen sich keine Sorgen machen." Die Kennung des Bayern-Wlan sei auch überall die gleiche, das Smartphone wähle sich immer automatisch ein, wenn es in den Bereich des nächsten Hotspots gerate.

Das Bayern-Wlan sei ein exklusives Angebot des Freistaates: "Das macht sonst keiner." Söder sagte, es handele sich um eine Bandbreite von 50Mbit/s; es gebe bereits mehr als 700 Gemeinden, die dieses Wlan-Angebot annehmen wollten.

Aber man müsse auch bei der IT-Sicherheit aufrüsten, fügte Söder hinzu, und alle Gemeinden dabei stärker einbinden. Allein in Bayern gebe es täglich 40 000 Angriffe aus dem Netz. Etliche Gemeinden seien bereits gekapert worden. Dabei würden die Hacker die Daten nicht stehlen, sondern verschlüsseln und für die Entschlüsselung Geld erpressen. Auch deshalb habe man das neue Landesamt für Informationssicherheit gegründet. "Wir wollen alle Gemeinden dazu bringen, unter diesen IT-Schutzschirm des Freistaats zu gehen."

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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