Jugendzeltplatz am Notzinger Weiher:Jetzt werden Unterschriften gesammelt

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Idyllisch auch im Winter: Blick auf einen der drei Notzinger Weiher. Dass es mit der Idylle aber bald vorbei sein könnte, davor haben manche Angst - manche freuen sich aber auch drauf. (Foto: Renate Schmidt)

Nächste Runde im Streit um den geplanten Jugendzeltplatz an den Notzinger Weihern: Eine kleine Interessensgemeinschaft organisiert eine Unterschriftenaktion gegen die Pläne des Landratsamtes

Von Mathias Weber, Oberding

Lange hat sich kaum jemand für die Notzinger Weiher, süd-westlich vom Oberdinger Ortsteil Notzing gelegen, interessiert. Im Gegenteil: Die Notzinger und manche Besucher aus der weiteren Umgebung genießen die Abgeschiedenheit und Ruhe an den drei Weihern. Im Jahr 1923 wurde zuerst ein großer Weiher im Zuge der Kiesgewinnung für den Mittlerer-Isar-Kanal ausgebaggert, der später durch eine Zufahrtsstraße für Bauern zu zwei Weihern wurde; zu ihnen in den 70er-Jahren noch der "Neue Weiher" hinzu.

Mit dieser Idylle aber, so fürchten einige Bürger, könnte es bald vorbei sein. Der Landkreis Erding will an den Notzinger Weihern den lange geplanten Jugendzeltplatz anlegen. Badegäste aus dem Umland fürchten nun "Lärm, Krawall, Müll", wie es hieß, und drei von ihnen haben sich nun zu einer kleinen Interessensgemeinschaft zusammengetan, um den Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) zu überzeugen, den Landkreis-Jugendzeltplatz vielleicht doch an einem anderen Ort anzulegen. Ulrich Sixt und seine Frau Ingrid aus Oberding sowie Christine Hargasse de Castro aus Erding haben schon eine Unterschriftenaktion gestartet: Vier Wochen lang werden Unterschriftenlisten gegen den geplanten Zeltplatz ausliegen, in Notzing in der Metzgerei Lobmeier und im Gasthof Kandler, in Aufkirchen beim Friseur Fischer, in Goldach im Goldach-Markt und in Erding im Tagwerk-Laden sowie im Café Krönauer. Ingrid Sixt sagt, dass bisher schon 50 Unterschriften zusammengekommen seien; viele davon im Tagwerk-Laden, wo sich, wie Sixt vermutet, viele Kunden um die Umweltverträglichkeit des geplanten Zeltplatzes Sorgen machen.

Denn da gab es schon Probleme. Das Landratsamt hat in einer Hauruck-Aktion bereits Bäume und Sträucher am Neuen Weiher abholzen lassen, ohne Kenntnis der Fachbehörde und obwohl das Gelände ein Landschafsschutzgebiet ist. Grüne und der Bund Naturschutz haben sich überrascht gezeigt und auch für Heinrich Link hat die Aktion ein "Geschmäckle". Link betreibt seit mittlerweile 46 Jahren einen Kiosk zwischen den drei Weihern im Notzinger Moos und kennt sie wie kein zweiter; die Abholzaktion findet auch er fragwürdig, gegen den geplanten Jugendzeltplatz hat er allerdings nichts einzuwenden. Und zwar nicht nur, weil er, wie er zugibt, vielleicht ein wenig mehr Umsatz machen könnte; er erwartet sich eine Belebung des Erholungsgebietes und sieht auch Vorteile für die langjährigen Badegäste. Link geht davon aus, dass die neue Infrastruktur, also Toiletten und Umkleidekabinen, auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden, nicht nur den Nutzern des Jugendzeltplatzes.

Für die wütenden Bürger aus Oberding und Erding hat Link wenig Verständnis. "Das ist nicht deren Privatsee", sagt er mit Blick auf die wenigen Badenden, die zum Beispiel am Vormittag den See besuchen - fünf vielleicht, nicht mehr. "Eigentlich freue ich mich drauf", sagt er, dass mehr los sein wird an den Seen. Nur eine Sorge treibt den 66-jährigen Link um, der schon mit 21 Jahren seinen Kiosk eröffnet hat: Vandalismus. In 46 Jahren am Notzinger Weiher wurde in seinen Kiosk 57 Mal eingebrochen. "Wenn die Jugendlichen um zwei in der Nacht noch ein Bier wollen", fragt er, "was machen die dann wohl?"

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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