Jugendzeltplatz:Abgespeckte Pläne für Notzinger Weiher

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Noch schnell ein Blick ins Manuskript: Landrat Martin Bayerstorfer hatte viele Fragen zu beantworten. Neben ihm Mitarbeiterin Nadia Fusarri. (Foto: Regina Bluhme)

Nach drei Stunden Diskussion bei einer Informationsveranstaltung steht fest: Es wird keine Terrasse am Ufer gebaut

Von Regina Bluhme, Oberding

Der Landkreis ist bei der Planung rund um den Notzinger Weiher zurückgerudert. Dort soll im Zuge des künftigen Kreisjugendzeltplatzes das gesamte Areal neu gestaltet werden. Nun steht fest: Es wird keine Terrasse am Ufer errichtet und es wird auch keine Buswendebucht direkt hinter dem Kiosk geben. Das sagte Landrat Martin Bayerstorfer am Montagabend den rund 200 Besuchern der Informationsveranstaltung in Oberding zu. Außerdem soll der ursprüngliche Masterplan weiter abgespeckt und erneut in einer Versammlung diskutiert werden.

Der Tenor des Publikums lautete: Der Zeltplatz im nördlichen Bereich des Geländes sei leider nicht mehr zu verhindern, "die Kröte wird gerade verdaut", hieß es von Seiten des Bund Naturschutzes. Aber rund um den Weiher selbst sollte möglichst wenig verändert werden. Schließlich gehe es hier um ein "Idyll", ein "Naturbadeparadies", ein "Juwel", einen "Diamant" - so beschrieben die Besucher den Weiher.

Viele der Wortmeldungen fürchteten um die Ruhe, sollten erst einmal Jugendliche nebenan ihre Zelt aufschlagen. Landrat Bayerstorfer (CSU) versuchte zu beruhigen: "Es wird keine Partyzone geben." Die Anlage sei auf höchstens 60 Personen ausgelegt. Es dürften nur Jugendgruppen aus dem Landkreis unter Aufsicht von Betreuern anreisen, das Höchstalter sei 16 Alter, es gelte ein striktes Alkoholverbot und "ab 22 Uhr ist Zapfenstreich." Halte sich der künftige Betreiber nicht an diese Bedingungen, "werden wir ihm kündigen", betonte Bayerstorfer. Noch stehe aber kein Betreiber für den Zeltplatz fest, es gebe mehrere Bewerber, darunter den Kreisjugendring. Im Haushaltsplan 2017 seien insgesamt 200 000 Euro für das Projekt bereitgestellt.

Auf wenig Gegenliebe stießen in Notzing die vier Gebäude, die im Zuge des Zeltplatzes gebaut werden: Eine Unterkunft für die Jugendlichen, falls es stark regnen sollte, ein Lagerschuppen, ein öffentliches Sanitärgebäude und eine Station für die Wasserwacht. Der Gemeinderat Oberding hat den Bauantrag kürzlich genehmigt. Die Gebäude würden sich gut in die Landschaft integrieren lassen, erklärte Planer Udo Rieger. Sie sollen eine Lärchenverschalung und ein rotes Ziegeldach erhalten.

Heinrich Link, seit 46 Jahren Betreiber des Kiosks am Weiher, kritisierte die Busbucht, die hinter seinem Gebäude geplant ist. Zudem sieht er den geplanten Naturlehrpfad am südlichen Rand des Geländes kritisch. "Da müsste man Bäume fällen ohne Ende." Die Natur solle nicht "mit Schildern zugekleistert" werden, hieß es von einer Vertreterin des Bund Naturschutz.

Heftig wandte sich Link gegen die geplante Terrasse am Ufer vor seinem Kiosk. Dort hätten Seerosen, Schwertlilien, Frösche und Lurche ihren Lebensraum, betonte er. Michael Klinger, Fachbereichsleitung Natur- und Umwelt im Landratsamt, stimmte ihm zu. Die Schilfräume an der Stelle seien sehr wertvoll "und sollten erhalten bleiben."

Christine Hargasser-de Castro, die Landrat Bayerstorfer im März 230 Unterschriften gegen die Planungen überreicht hatte, erteilte Bayerstorfer Aussage, er wolle das Gelände attraktiver gestalten, eine Abfuhr. "Ich glaube, wir haben verschiedene Vorstellungen von Attraktivität." Der Weiher solle so bleiben, wie er ist.

Johannes Maier betreut auf der Facebookseite "Notzinger Weiher" eine Umfrage. Wie er Montag mitteilte, lautet das Ergebnis nach einer Woche Laufzeit und 400 Teilnehmern: 70 Prozent seien gegen den Bau des Zeltplatzes. Er arbeite beim Bayerischen Rundfunk, fügte er hinzu, und habe mit den Redaktionen der Abendschau und des Umweltmagazins "Unkraut" gesprochen. "Sie wollen über den Weiher eine Sendung machen", kündigte Maier an. Nicht einig waren sich die Besucher über die geplante Wasserwachtstation, die im südlichen Bereiche des Weihers vorgesehen ist. Einige hätten sie lieber gegenüber auf der Liegewiese positioniert, andere wollten ganz auf eine Wacht verzichten.

Nach dreistündiger Debatte fasste Bayerstorfer zusammen: Buswendebucht und Terrasse kommen nicht. "Und wir überlegen, was man im Masterplan ein bisschen zurücknehmen kann." Den Naturlehrpfad finde er als "pädagogisches Element nicht ganz verkehrt", ein alternativer Standort soll geprüft werden. Ob und Wie es mit der Wasserwacht weitergeht, bleibt vorerst ungeklärt. Es wird eine weitere Infoversammlung geben, "mit neuen Vorschlägen und neuen Begründungen und dann schauen wir mal, was wir machen", kündigte Bayerstorfer an.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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