Jahreshauptversammlung:Weiterhin Unterstützungsbedarf

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Der Verein Flüchtlingshilfe Dorfen passt seine Hilfsangebote den geänderten Umständen und Bedingungen an

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Zahl der Mitglieder liegt stabil bei 140 und etwa ein Viertel von ihnen war auch zur Jahreshauptversammlung der Flüchtlingshilfe Dorfen gekommen. Franz Leutner, einer der drei Sprecher des Vereins, freute sich über das seiner Ansicht nach erstaunlich zahlreiche Erscheinen und thematisierte doch gleich mal die Auflösung des Vereins: "Wenn man optimistisch denkt, ist die Flüchtlingshilfe etwas, das irgendwann auslaufen sollte." Ein vorerst aber nur sehr theoretischer Gedanke, wie Leutner umgehend klarstellte.

Der größere Teil der etwa 250 Kinder, Frauen und Männer, die in den vergangenen Jahren als Flüchtlingen nach Dorfen gekommen sind, haben ihr Asylverfahren mit einer Anerkennung abgeschlossen, sagte Leutner. Von diesen circa 150 Menschen lebten etwa 90 nicht mehr in Asylunterkünften, sondern in normalen Wohnungen. Bei ihnen "lässt der Unterstützungsbedarf spürbar nach, das ist eine ganz gute Entwicklung."

Die anderer Seite sieht aber so aus: Mehr oder weniger alle, die nicht anerkannt worden sind, klagen dagegen. Das mag einigen doch noch ein Bleiberecht bringen, für viele andere aber eben die Bestätigung der Ablehnung ihres Asylantrags. Für die Flüchtlingshilfe stelle sich dann die Frage, "was sollen wir empfehlen?" Man müsse sich verstärkt damit auseinander, manchen zu einem staatlichen Rückführungsprogramm zu raten, "denn es gibt schon Fälle, die wir auch als chancenlos einschätzen", sagte Leutner.

Grundsätzlich habe sich die Arbeit der Dorfener Helfer "weg von der aufsuchenden Hilfe" hin zu einer Beratung in der Geschäftsstelle des Vereins gewandelt. Eine zweiter Punkt, der wichtiger werde, sei die stärkerer Einzelunterstützung von Familien. Der Verein Flüchtlingshilfe möchte versuchen, vermehrt "Paten" für Kinder und somit Familie zu finden. Mehrere Mitglieder berichteten, wie sich aus solchen Einzelbetreuungen intensive persönliche Beziehungen entwickelt haben. Ein anderer gab zu bedenken, dass sich Familien, die keinen persönlichen Ansprechpartner hätten, benachteiligt fühlten. Solche "Eifersüchteleien" seien freilich nicht zu vermeiden, sagte Georg Schweiger. Und Anton Empl befand: "Mit jeder Hilfe wecke ich Begehrlichkeiten, aber das kann doch nicht heißen, dass ich gar nicht mehr helfe." Christine Langwieder bekräftigte, "man kann und muss sich abgrenzen". Ein griffiges Beispiel brachte Martine Driessen. Sie sagte, sie fahre nur mit dem Fahrrad in die außerhalb der Stadt gelegene Unterkunft in Lindum, damit sie nicht in die Verlegenheit komme, gewissermaßen als Taxifahrerin ausgenutzt zu werden.

Die Geschäftsstelle, die der Verein von der Stadt Dorfen kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommt und in der auch zwei junge Frauen im Bundesfreiwilligendienst mitarbeiten, werde sehr stark von Flüchtlingen aufgesucht. "Zu den Öffnungszeiten kommen ständig Leute", sagte Franz Leutner, "es sind lauter Einzelfälle und jede Sache ist anders." Eine besonders schwierige Aufgabe sei die Suche nach Wohnungen. Und selbst, wenn man welche gefunden habe, gelte es mitunter bürokratische Hindernisse zu überwinden: "Eine Wohnung steht für eine Familie seit Oktober zur Verfügung, aber die Leute dürfen noch nicht aus der Asylunterkunft raus." Weil ihre Pässe gerade beim Landeskriminalamt zu Untersuchung liegen.

Wer bei der Flüchtlingshilfe mitmachen möchte oder Interesse hat, Pate für ein Kind und dessen Familie zu werden, erreicht den Verein unter info@fluechtlingshilfe-dorfen.de oder Telefon 08081 /95 25 383. Weitere Infos auf www.fluechtlingshilfe-dorfen.de.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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