Isental Open Art:Entdeckungsreise ums Eck

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Die künstlerische Leiterin Geraldine Frisch. (Foto: Renate Schmidt)

Bei der 3. Auflage der regionalen Kunstschau im östlichen Landkreis öffnen an diesem Wochenende 14 Künstler ihre Ateliers

Von Peter Kees, Dorfen

Ausflüge sind mitunter Entdeckungsreisen. Man muss dabei noch nicht mal in die Ferne schweifen, denn schon ums Eck lässt so manches Unbekannte auf sich warten. Im Landkreis Erding zum Beispiel bei der Isental Open Art an diesem Wochenende. 14 Künstler und Künstlerinnen öffnen die Pforten zu ihren Ateliers. Ein paar Feldwege muss man allerdings erklimmen, um hinter Büschen und Berghängen die Künstleranwesen zu erspähen.

In Innerbittlbach - einem kleinen Dorf, das man schon auf der Landkarte nicht so einfach findet - liegt ein altes, liebevoll renoviertes Gehöft auf einem parkähnlichen Grundstück. Das Künstlerpaar Erhard und Christa Walde hat dort (Innerbittlbach 4a, Lengdorf) ein zauberhaftes Kleinod geschaffen. Ein 6000 Quadratmeter großer Garten mit Objekten, Skulpturen, einem kleinen Teich und einer Grotte. Die Figuren aus Keramik - Wächter, nachgebildete Familienangehörige und Fabelwesen - sind aus Christa Waldes Künstlerhand. Richtig aufregend wird es in ihrem Atelier: dort findet sich ein Panoptikum an Objektkästen, in die hinein die Künstlerin Fundstücke verarbeitet hat. Auch Teile toter Tiere, ein Vogelgerippe etwa oder ein Schildkrötenpanzer, finden sich darunter, "finstere Sachen" nennt Walde das. Doch es geht keineswegs um Gruseleffekte. Diese Dinge faszinieren und geben eine Antwort auf die Frage, was Kunst ist und wozu sie nötig ist.

Über einen anderen Feldweg gelangt man zum Anwesen von Uschi Strick. Der Ort heißt Höselsthal. Auch hierhin verirrt es Fremde wohl eher selten. Wieder ein alter Hof (Höselsthal 4, Isen). Im ersten Stock gibt es sogar eine Galerie. Dort hängen "nicht bunte, sondern farbige Bilder," wie die aus Düsseldorf stammende Künstlerin anmerkt. Ihre Gemälde sind geprägt von Formen, Linien und Farben, manche sind monochrom. Uschi Strick spricht von inneren Bildern, bei der Abstraktion und Figuration keinen Gegensatz bilden. Um psychisches Befinden geht es ihr, um Variationen zum Thema Mensch, auch in ihren bronzenen Skulpturen.

Bei der Isental Open Art sind aber auch weniger idyllisch geprägte Ateliers Stationen dieser Kunstschau. Andrea Cordes-Thalheimer sitzt mitten in Dorfen in einer kleinen Gewerbeeinheit (Unterer Markt 22, Dorfen). Es ist ihr Unterrichtsraum für Kurse und das Atelier der Malerin. Intuitiv geschaffene Bilder, aber auch Dinge von Kursteilnehmern, auch aus Kinderhand, erwarten den Erkundungsreisenden dort. Ein paar hundert Meter weiter lebt und arbeitet der Tiroler Albin Zauner, (Birkenallee 19). In seinen Zeichnungen geht es um Digitalisierung und Vernetzung, um Flucht, ums "vereinsamte und trotzdem vernetzte Subjekt." Wenn wundert's, dass man scheinbar einsame Figuren auf den Blättern etwa mit Handys oder Computern in den Händen sieht. Albin Zauner ist Holzbildhauer und beschäftigt sich in seinen Skulpturen mit der menschlichen Abhängigkeit von der Natur. Nicht umsonst bezieht er an seinen Gestalten auch die weggeschnitzten Holzspäne mit ein. Die Fremdkörper gehören dazu.

Auch in Isen sind Arbeitsräume von Künstlern in ihre Wohnhäuser integriert. Zum Beispiel bei der Initiatorin der Isental Open Art, Geraldine Frisch (Adalbert-Stifter-Straße 13a). In ihrem Experimentierraum, einem aus Europaletten errichteten Anbau an das Wohnhaus der Architektin und Künstlerin, zeigt sie Rauminstallationen, Foto- und Videoarbeiten. Geraldine Frisch setzt sich intensiv mit Baumaterialien auseinander sowie dem Prozess des künstlerischen Schaffens an sich. Bei ihr zu Gast ist der Bühnen- und Szenenbildner Andreas H. Schroll aus Moosach mit seinen veredelten Müllplastiken. Eine Styroporobstschalle, einen Plastikbecher oder eine Bierflasche hat er in Bronze gegossen. "Müll, der ewig hält," sagt Schroll, der auch selbst Bier braut. Speziell für die Isental Open Art hat er eine Sonderedition seines "Roten" aufgelegt, das übrigens an allen Kunststandorten angeboten wird.

Weiter geht es zu expressiver Malerei und zu den primitiv geprägten Skulpturen von George von Mergeln (Im Isental 14, Isen) und den Skulpturen aus Fundstücken von Edi Lechner (Münchner Straße 48, Isen), zu Kunstwerken von Wiebke Kleinschmidt (Loipfing 14, Isen), Thomas Bachmaier (Zinniengasse 11, Dorfen), Tomy Seelig (Enzianstraße 40, Armstorf, Sakt Wolfgang), Peter Breth und Hannelore Stephani (beide in der Grünbacher Straße 16, Grüntegernbach, Dorfen). Bei den Waldes in Innerbittlbach zeigt Tochter Daniela auch Schmuck.

Alle Ateliers haben am Samstag und Sonntag, 15. und 16. Juli, jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Detaillierte Infos unter www.isental-open-art.de.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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