Isener Siedlung:Kleine Schritte ohne Hast

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Dorfener SPD plädiert für eine maßvolle Stadtentwicklung

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Pläne für ein neues großes Wohngebiet südlich der Isener Siedlung und der Antrag für eine Kiesgrube direkt westlich des Wohngebiets haben zahlreiche Bewohner alarmiert. Die Dorfener SPD unterstützt die Anliegen der verunsicherten Bürger in der Isener Siedlung, die unter anderem eine Veränderung des Grundwasserpegels befürchten, was negative Auswirkungen auf ihre bestehenden Häuser haben könnte. Die SPD-Stadtratsfraktion hat bereits eines hydrogeologischen Gutachtens gefordert, das vor der Weiterverfolgung der Pläne eingeholt werden müsse. Unter dem Titel "Wie viel Bauen verträgt Dorfen?" hat die SPD nun auch zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. In einem war man sich einig: Die Pläne rund um die Isener Siedlung zeigten, dass die beabsichtigte Entwicklung der Stadt überdimensioniert sei.

Die Ortsvorsitzende Simone Jell sagte, die Dorfener SPD sei nicht grundsätzlich gegen neue Wohngebiete in Dorfen. Der Zuzugsdruck sei sehr groß und der Immobilienmarkt "ziemlich leer gefegt". Für die SPD sei es jedoch wichtig, die Folgen neuer Wohngebiete rechtzeitig mitzudenken. Es gelte vorab die Verkehrsentwicklung und die Notwendigkeiten an zusätzlicher Infrastruktur abzuklären, die durch neue Wohngebiete und mehr Einwohner entstehen. Stadtrat Heiner Müller-Ermann sagte: "Keiner will, dass über Dorfen eine Käseglocke gestülpt wird und nichts mehr geht." Doch er sei dagegen, "in großen Schritten und mit unglaublicher Hast alles zuzubauen". Die Fraktionsvorsitzende Michaela Meister wies daraufhin, dass die Ausweisung neuer Wohngebiete kaum dazu führen werde, dass sich die zuletzt stark gestiegenen Preise für Baugrund wieder reduzieren würden. Die Stadt brauche im Interesse jüngerer Bürger, die in Dorfen bleiben wollten, vor allem mehr flächensparenden Geschosswohnungsbau.

SPD-Mitglied Ernst Giller, der zusammen mit anderen Bürgern die kritischen Bewohner der Isener Siedlung nach außen hin vertritt, präsentierte zum beantragten Kiesabbaugebiet eine allgemeine Einschätzung des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). Demnach müsste ein Kiesabbaugebiet mindestens 300 Meter Abstand zu einem reinen Wohngebiet einhalten. Bei der Stadt Dorfen ist jedoch eine Kiesgrube beantragt, die direkt an die Isener Siedlung angrenzt. Giller zitierte zudem aus einer Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamt, das eine Kiesgrube an dieser Stelle sehr kritisch sieht.

Der Umweltreferent des Stadtrats, Gerald Forstmaier von der Grün-Alternativen Liste, sagte, die Vorgabe der LfU sei im Stadtrat nicht bekannt gewesen. Es sei offensichtlich "definitiv ein Fehler", wenn die Kiesgrube keinen Abstand zur Isener Siedlung habe. Gleichwohl bekräftigte er seine Ansicht, dass eine Kiesgrube westlich der Isener Siedlung auch einen Vorteil haben könnte. So könnte unter Umstände nach einigen Jahre dort ein Badeweiher entstehen, den sich viele Dorfener Bürger schon seit langem wünschten. Ob das aber überhaupt an dieser Stelle funktioniere, müsse "erst geprüft werden".

Das geplante Baugebiet "Obere Mooswiese" wird von vielen Bewohnern der Isener Siedlung kritisch gesehen, weil eine Bebauung der Wiesen den Grundwasserspiegel womöglich anheben werde. Giller sagte, es sei ganz klar, dass der Grundwasserpegel in den vergangenen Jahrzehnten bereits deutlich gestiegen sei. An vielen Stellen in der Isener Siedlung stehe das Grundwasser bereits kurz vor der Unterkante der Keller: "Deshalb haben viele Leute Angst, dass sie absaufen."

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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