Interessenskonflikt:Länger laufen, weniger pausieren

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Die Laufbahn am Dorfener Schulzentrum ist für offizielle Wettbewerbe zu kurz geraten. Nördlich von ihr liegt das Förderzentrum. (Foto: Bayernatlas)

Der TSV Dorfen wünscht sich eine 400 Meter-Laufbahn, um offizielle Leichtathletikwettbewerbe ausrichten zu können. Doch das würde den Pausenbereich der nahen Förderschule einschneidend verkleinern

Von Thomas Daller, Dorfen

Es ist ein Interessenskonflikt zwischen dem TSV Dorfen und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum, es geht um die Tartanbahn am Schulzentrum: Der Bauausschuss der Stadt hatte im vergangenen Sommer den Grundsatzbeschluss gefasst, die 333 Meter lange Laufbahn zu sanieren. Daraufhin stellte der TSV Dorfen den Antrag, die Bahn auf 400 Meter zu verlängern. Denn damit wäre sie auch für offizielle Leichtathletikwettbewerbe geeignet. Aufgrund der Topografie könnte man allerdings das Oval nur nach Norden hin verlängern. Dort befindet sich jedoch der Pausenhof der Förderschule, der bei einer Laufbahnvergrößerung knapp die Hälfte seiner Fläche verlieren würde.

Nachdem diese Pläne bekannt geworden waren, haben Stadträte der SPD und der GAL einen Dringlichkeitsantrag gestellt, der in der vergangenen Stadtratssitzung auf der Tagesordnung stand. Er wurde von Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) jedoch zurückgewiesen, weil er die Kriterien der Dringlichkeit nicht erfüllte. Mit dem Thema müssen sich nun erst der Dorfener Bauausschuss sowie der Kreisausschuss beschäftigen, weil der Landkreis Träger der Förderschule ist.

Die Aufregung war groß: Viele Eltern, deren Kinder in die Förderschule gehen, hatten die Stadtratssitzung besucht, weil sie befürchteten, der Pausenhof müsse verlegt werden. Das wäre aus ihrer Sicht ein großer Verlust, denn auf der bestehenden Fläche befinden sich sowohl schön eingewachsene, terrassierte Sitzflächen als auch ein kleines Biotop, das auf dem östlichen Teil des Pausenhofs angelegt wurde. Außerdem würde eine Verlegung des Pausenhofs auf den weitaus mehr verschatteten Norden eine qualitative Verschlechterung bedeuten.

Bürgermeister Grundner wies in der Stadtratssitzung darauf hin, dass die Thematik noch nicht dringlich sei, weil man sich erst im Stadium der Vorplanung befinde. Eine Beratung stünde erst im Bau- und Verkehrsausschuss an. Außerdem müsse man auch mit dem Landkreis erst Grundstücksverhandlungen führen, der Eigentümer der Erweiterungsfläche sei. Daher müsse man über den Dringlichkeitsantrag nicht beraten.

SPD-Stadtrat Heiner Müller-Ermann lenkte ein: Da klargestellt worden sei, dass das Thema im Bau- und Verkehrsausschuss behandelt werde, sei eine Dringlichkeit nicht mehr gegeben. Er sei einverstanden, dass dieser Antrag zu einem normalen Antrag abgeändert werde. Er rege zudem an, dass vor der Sitzung des Bauausschusses ein Ortstermin angesetzt werde, weil man dann die Entscheidung mit einer anderen Fundierung treffen könne. Er selbst habe sich die Fläche angesehen, sie sei kein geeigneter Platz.

Ursula Frank-Mayer (GAL) betonte, dass es für eine Erweiterung der Tartanbahn keinen Beschluss gebe. Der Bauausschuss, der den Grundsatzbeschluss zur Tartanbahn gefasst habe, habe lediglich einer Sanierung zugestimmt. Sie verlangte eine Erklärung, warum plötzlich eine Erweiterung erörtert werde. "Wir sind erst im Vorstadium, was hier möglich wäre", entgegnete Grundner und ging zur Tagesordnung über.

Bernd Schmidbauer, Präsident des TSV Dorfen, sagte der SZ, der Verein benötige eine 400 Meter-Bahn nicht für Trainingszwecke, sondern für die Austragung von Leichtathletikwettbewerben. Der TSV sei bereits mehrmals gefragt worden, ob man in Dorfen Meisterschaften austragen könne. "Wenn die Bahn ohnehin saniert wird, ist es legitim, dass wir einen Antrag auf eine Erweiterung auf Wettkampflänge stellen", sagte Schmidbauer. Er räumte jedoch ein, dass es schwer sein dürfte, den Kreisausschuss davon zu überzeugen, die Wettkampfambitionen eines Dorfener Vereins höher zu gewichten, als die Pausenhofbedürfnisse einer landkreiseigenen Schule.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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