Infrastruktur:Altbekanntes, aber mit Nachdruck

Lesezeit: 3 min

Ringschluss, zwei Gleise bis Erding, S-Bahn nach Dorfen, besserer Takt: Auch für den Landkreis Erding fordern die Landräte des Münchner Umlands zahlreiche Verbesserungen im S-Bahn-Verkehr

Von Mathias Weber und Florian Tempel, Erding

"Das S-Bahnsystem arbeitet bereits im alltäglichen Betrieb seit Jahren an der absoluten Belastungsgrenze": In klaren Worten zeigen die Landräte der Landkreise rund um München in einem am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier auf, was passieren muss, damit die S-Bahn wieder attraktiver wird - und zwar aus Sicht der Nutzer im Münchner Umland. Auch der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hat das Papier mit verfasst. Darin finden sich zahlreiche Vorschläge für kurzfristig Verbesserungen, aber auch die Forderung nach einer Ertüchtigung der S-Bahn-Infrastruktur.

An oberster Stelle steht der Erdinger Ringschluss zum Flughafen. Ein Projekt, das im Gegensatz zu vielen anderen Infrastrukturwünschen des Münchner Umlandes nicht nur schon lange diskutiert, sondern auch tatsächlich geplant wird. Für den ersten Abschnitt des Ringschlusses vom Flughafen bis zur Erdinger Stadtgrenze wird demnächst der Planfeststellungsbeschluss erwartet. Die "rasche Umsetzung" des Ringschlusses, wie ihn die Landräte fordern, scheint möglich. Eine andere Idee ist, dass die S 2 nicht am Flughafen enden müsse, sondern über die Neufahrner Kurve bis nach Freising fahren könnte.

Ein weiterer Wunsch für die S 2 scheint nur langfristig realisierbar - wenn überhaupt: der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Markt Schwaben und Erding. Sollte das partout nicht gehen, "wären zumindest zusätzliche, über die fahrplantechnisch notwendigen zweigleisigen Begegnungsabschnitte nötig, um bei Problemen schnell auf den Fahrplan zurückzukommen". Erstrebenswert seien auch eigene S-Bahngleise zwischen Markt Schwaben und München, die für Entflechtung sorgen könnten. Der Ausbau auf vier Gleise wird mittlerweile rege diskutiert und von der Politik immer wieder nachdrücklich gefordert. Vom Ringschluss erwarten die Landräte noch mehr Nutzer der S-Bahn. Sie wünschen sich daher, dass in Zukunft mehr Langzüge eingesetzt werden, um der "Überfüllung in manchen S-Bahnen schnell und unkompliziert" entgegenzuwirken. Auf den Außenästen, etwa auf der S 2 ab Markt Schwaben, wäre dafür jedoch ein Ausbau einiger Bahnsteige nötig. Schließlich soll auch die Messe in Riem durch den so genannten "Messeverschwenk" an die S 2 angebunden werden.

Eine vergleichsweise kurzfristig durchsetzbare Maßnahme wäre eine Taktverbesserung für die S 2, für die ein durchgehender 20 Minuten-Takt angestrebt wird. Dabei, so heißt es, gehe es nicht allein um die generelle Erhöhung der Fahrtenzahlen, "sondern häufig vor allem um ein im Sinne der Merkbarkeit regelmäßiges Angebot ohne Taktlöcher." Taktlücken sind auf der S 2 genauso vorhanden wie auf allen anderen Außenästen. Eine Übersicht im Positionspapier zeigt, dass auf der Strecke von Laim nach Erding alleine zwischen 8.45 Uhr und 12.25 Uhr vier Taktlücken geschlossen werden sollten. Auch später am Tag, in der Nacht und in der Gegenrichtung werden zahlreiche weitere Taktlücken aufgezählt.

Als ein "Zukunftsprojekt" wird die Einführung einer S-Bahnlinie bis Dorfen gefordert. Diese Idee gibt es schon seit 2010, als der Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf bei einer Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans neu konzipiert wurde. Eine S-Bahn bis Dorfen würde so aussehen: Ein Zugteil einer S 2 wird in Markt Schwaben abgekoppelt und fährt nicht nach Erding, sondern über Hörlkofen, Walpertskirchen und den Lengdorfer Bahnhof Thann-Matzbach nach Dorfen. Der zweigleisige Ausbau und vor allem die Elektrifizierung der bislang stromlosen Bahnstrecke ist dafür natürlich eine notwendige Voraussetzung. Bei einer Bürgerversammlung zum Bahnhausbau in Dorfen im Dezember 2016 hatten Vertreter der Bahn die S-Bahn-Pläne zwar als ein Ziel ihrer Planungen erwähnt. In erster Linie erfolgt der Streckenausbau, dessen konkrete Realisierung noch nicht datiert werden kann, aber aus anderen Gründen: um mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, die Strecke über Rosenheim zu entlasten und den Bahnanschluss zum Flughafen München über die Walpertskirchener Spange möglich zu machen. Eine S-Bahnlinie bis Dorfen ist nur ein Nebeneffekt

Eines wäre dann aber erreicht: Das MVV-Tarifgebiet würde endlich bis Dorfen gehen. Die Forderung, den gesamten Landkreis Erding ohne Ausnahmen zum MVV-Gebiet zu machen, ist zig Jahre alt. Die Begründungen, warum daraus bisher nichts wurde, sind erstaunlich. Ein Argument war zum Beispiel, dass die Bahn kein Interesse daran haben kann, die Zugverbindungen durch MVV-Tarife noch attraktiver zu machen - weil die Doppelstockzüge eh gerammelt voll mit Pendlern sind, mehr und längere Züge auf der alten Strecke aber nicht fahren könnten. Innerhalb der Gemeinde Wörth zeigt sich am besten, wie ungleich der aktuelle Zustand ist. Eine S-Bahnfahrt von St. Koloman nach Markt Schwaben kostet a 1,40 Euro. Wer mit der Bahn von Hörlkofen nach Markt Schwaben fährt, zahlt 2,70 Euro.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: