Im Herbst wird es ernst:Dorfen macht sich ein Konzept

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Die Lebensqualität von Dorfen besteht auch darin, dass die Stadt so schön grün ist - was dieser Blick auf der Ruprechtsberg eindrucksvoll zeigt. (Foto: Renate Schmidt)

Experten, Bürger und Kommunalpolitiker überlegen, wie die Kleinstadt "lebens- und liebenswert" bleiben kann

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Wie soll sich die Stadt Dorfen in den kommenden Jahren weiter entwickeln? Vor einem Jahr hat die Stadt den Planungsprozess für das integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) gestartet und Experten für Stadtplanung, Handel und Gewerbe sowie Verkehr mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt: Am Montag sind beim zweiten Bürgertermin die in den vergangenen Monaten erarbeiteten Ergebnisse und Vorschläge von Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und den Planern präsentiert worden. Nach der Sommerpause soll der Stadtrat konkrete Richtlinien für die Zukunft bestimmen. "Wir müssen einen Aufgabenkatalog, ein Handbuch, einen Leitfaden für die Stadtentwicklung der nächsten Jahrzehnte entwickeln", sagte Grundner, "denn wir müssen große Herausforderungen meistern".

Grundner sagte, er sei froh, dass das Stadtentwicklungskonzept nunmehr konkrete Formen annehme. Er forderte die Bürger auf, aber weiterhin Vorschlägen einzubringen. Die Weichenstellung könne nicht alleine vom Stadtrat vorgegeben werden: "Wir müssen uns gemeinsam mit den 14500 Einwohnern überlegen, wie wir Dorfen weiter bringen und zu einer dauerhaft lebens- und liebenswerten Kleinstadt machen können."

Durch den Siedlungs- und Preisdruck im Münchner Umland, die im Bau befindliche Autobahn A 94 und die Bundesstraße B 15 werde die Verkehrsbelastung in Dorfen in jedem Fall zunehmen, erklärte Verkehrsplaner Ulrich Glöckl. Zu intelligenten Verkehrskonzepten gehörten deshalb auch mehr Ampelanlagen, damit Fußgänger die viel befahrene B 15 sicher überqueren können. Grundner sagte, dass man auch mehr Autoparkplätze benötige, "weil nicht nur Fußgänger und Radfahrer in der Innenstadt leben werden."

Handelsexpertin Kathrin Schmittnägel wertete die Isentalautobahn als Chance für die Ansiedlung neuer Firmen. Dorfen müsse sich im Wettbewerb mit anderen Städten selbstbewusst als attraktives Mittelzentrum und starke Marke positionieren. Dorfen komme bei Handel und Gewerbe langsam an die Kapazitätsgrenzen. Man müsse deshalb über neue Entwicklungsgebiete nachdenken, aber dabei berücksichtigen, dass die Innenstadt durch diese nicht "ausblutet". Die Stadträte Heiner Müller-Ermann (SPD), Dorette Sprengel und Ursula Frank-Mayer (beide GAL) forderten klare Richtlinien für neue Einkaufszentren auf der grünen Wiese, damit den heimischen Metzgern, Bäckern und Einzelhändlern in der Innenstadt nicht die Existenzgrundlage streitig gemacht wird.

Nach Ansicht der Stadtplanerinnen Martina Schneider und Manuela Skorka kann der Bahnhofsbereich nach dem Ausbau der Bahnstrecke zum hochwertigen Innenstadtbereich weiter entwickelt werden. Schneider betonte weiter, dass Dorfen aufgrund des demografischen Wandels barrierefreie und kleinere Wohnungen für Senioren schaffen sollte und nahe Einkaufsmöglichkeiten erhalten werden müssten. Darüber hinaus sollten innovative Wohnprojekte in Kooperation mit Firmen aus der Wohnbaubranche entwickelt werden. Mit der B 15 müsse man städteplanerisch angemessen umgehen. Die Bundesstraße dürfe kein trennendes Element innerhalb der Stadt sein: "Wir wollen keinen Tunneleffekt."

Zum Thema bezahlbarer Wohnungsbau fügte Grundner an, dass sich der Stadtrat über das Einheimischenmodell hinaus künftig mit weiteren die Bürger entlastenden Modellen auseinandersetzen werde. Einer eventuelle Bebauung der TSV-Sportplätze und deren Verlagerung an den Stadtrand erteilte er aber eine klare Absage. Eine Wohnbebauung in dieser Lage würde zu nahe an die Eishalle und das Freibad heran rücken, sagte Grundner: "Wenn, dann müssten wir den großen Wurf wagen und den gesamten Sportstättenkomplex verlagern, doch das würde die Mittel der Stadt überschreiten".

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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