Hochwasser in Erding:Schlamm im Keller

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Im Erdinger Ortsteil Pretzen kämpfen die Anwohner mit den Folgen der starken Regenfälle: Bei Familie Braun dröhnt seit zwei Wochen ein lauter Motor im Keller.

Matthias Vogel

Seit zwei Wochen dröhnt im Keller von Familie Braun ein Motor. Die Fliesen wurden angebohrt, jetzt trocknet heiße Luft das Mauerwerk. "Sonst geht der Estrich kaputt", sagt Doris Braun. Die Familie wohnt im Erdinger Stadtteil Pretzen, genauer gesagt Am Hochrainacker. Vor zwei Wochen ging nach einem Platzregen eine Schlammlawine vom benachbarten Feld ab. In der Nacht drang durch die Ritzen der geschlossenen Fenster die braune Brühe ein und stand schließlich 15 Zentimeter hoch in den Kellerräumen.

30 Grad warm ist es bei der Familie Braun im Keller, wo die Wasserschäden mit einem Heizlüfter behoben werden sollen. Doris Braun und ihre Kinder haben sich an den Lärm bereits gewöhnt. (Foto: Peter Bauersachs)

Familie Braun und einige Nachbarn hat es zwar nicht ganz so schlimm erwischt wie manche Bewohner der weiter unten gelegenen Parallelstraße Am Wirtsacker. Denen machte zusätzlich der hohe Grundwasserstand zu schaffen. Einen erheblichen Schaden haben die Brauns dennoch zu beklagen. "Mein Mann ist vier Mal zum Bauhof gefahren, um Sperrmüll zu entsorgen. Auch viele Erinnerungsstücke mussten wir wegschmeißen", sagt Doris Braun. Versichert ist die Familie nicht, deswegen hat sie die Stadt angeschrieben. "Wir hoffen, dass die Versicherung der Stadt eintritt."

Bei der Verwaltung sind mehrere solcher Schreiben eingegangen. "Unsere Versicherung überprüft gerade, ob da Ansprüche gegenüber der Stadt Erding geltend gemacht werden können", sagt Geschäftsleiter Reinhard Böhm. Bei der Aufstellung des Bebauungsplans für die Siedlung seien Entwässerungseinrichtungen berücksichtigt worden. Ein Graben führt von dem Feld durch die Siedlung und endet zwischen der Straße Am Wirtsacker und der Hörlkofener Straße in einer Flutmulde. Doris Braun vermutet, dass Schnittgut für den Schaden verantwortlich ist. "Die Rohre des Grabens sind vergittert, damit keine Kinder hineinkrabbeln können. Dort verfängt sich das Heu, wenn der Bauer oben mäht."

Böhm sagt, die enorme Masse an Erde habe die Rohre dicht gemacht. Bereits vor drei Jahren sei Schlamm in die Siedlung gelaufen, erinnert sich Doris Braun. "So extrem wie dieses Mal war es aber nicht, damals verdreckten lediglich die Wege zu den Häusern und die Garagenhöfe."

Bürgermeister Max Gotz (CSU) besuchte die Geschädigten sofort, machte sich ein Bild von den Folgen der Schlammwelle. Die Stadt will jetzt alles daran setzen, um die Situation in der Siedlung zu verbessern. "Wir wollen uns keine Versäumnisse vorwerfen lassen", sagt Böhm. Spezielle Maßnahmen könne er noch nicht nennen. "Das wäre nur ins Grobe gesprochen. Das ist durchaus eine komplexe Angelegenheit." Experten sollen ermitteln, wie künftig derart unliebsame Überraschungen für die Pretzener vermieden werden können. Böhm: "Wir haben bereits ein hydraulisches Gutachten in Auftrag gegeben."

"Der Dreck an den Wänden ist mittlerweile weggerieben", sagt Braun. Ganz ist die Sanierung des Braun'schen Eigenheims aber noch nicht abgeschlossen. Eine weitere Woche lang wird die Heißluftpumpe im Keller noch lärmen. Das hält Doris Braun aus. Wichtig ist ihr und ihrem Mann, dass sich die Malaise nicht wiederholt. "Wir wollen beruhigt in den Urlaub fahren können. Stellen Sie sich vor, wir wären acht Tage nicht da gewesen. Dann hätte sich auch noch unsere Holztreppe mit der schwarzen Pampe vollgesaugt."

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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