Erding:Sicher auf dem Herbstfest

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Zwei junge Frauen im Dirndl: Auch auf dem Erdinger Herbstfest sollen sich die Besucherinnen sicher fühlen. (Foto: Johannes Simon)

Innerhalb weniger Wochen hat die Stadt Erding ein Maßnahmenpaket ausgearbeitet, damit Mädchen und Frauen feiern können, ohne belästigt zu werden. Sollte es doch einmal dazu kommen, können sie sich an den "Safe Point" oder einen der ehrenamtlichen Helfer wenden.

Von Karoline Heinzl, Erding

Schon vor ein paar Wochen hatten sich Erdinger Stadträtinnen mit dem Appell für ein "Sicheres Herbstfest für Mädchen und Frauen" fraktionsübergreifend an die Öffentlichkeit gewandt. Ziel war es, bis zum Erdinger Volksfest konkrete Maßnahmen zu erarbeiten. Das ist tatsächlich gelungen. "Wir waren im Haus sehr bemüht, die Sicherheitslücken am Herbstfest zu schließen. Ich freue mich, dass es so schnell gegangen ist", sagt Oberbürgermeister Max Gotz (CSU). Auch Grünen-Stadträtin Helga Stieglmeier ist erfreut über die rasche Umsetzung. "Ich hätte nicht gedacht, dass was zustande kommt in der kurzen Zeit."

Die geplanten Maßnahmen liegen jetzt auf dem Tisch. Wortwörtlich, denn bei einem Pressegespräch am Mittwoch befand sich eine leuchtende Warnweste vor Steffi Irmscher-Grothen, der Leiterin der Frauenbereiche beim Bayerischen Roten Kreuz. Sie sind für die Freiwilligen gedacht, die auf dem Volksfest als Ansprechpartner für Mädchen und Frauen vor Ort sind. "Es werden Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterwegs sein, die das schon jahrelang machen und viel Erfahrung damit haben", sagt Steffi Irmscher-Grothen. Sie sind dort, um mit Hilfe der Security und der Polizei alle Ecken des Festgeländes abzugehen, vor allem die dunklen, und dort zu helfen und zu beraten, wo sie gebraucht werden. "Wir hoffen, dass die Präsenz am Volksfest mögliche Täter abschreckt und generell zu einer Sensibilisierung bei den Leuten für das Thema führt", sagt Gotz.

BRK schafft Anlaufstelle für Mädchen und Frauen

Das Bayerische Rote Kreuz hat auch einen "Safe Point" eingerichtet, zu dem man jederzeit kommen kann, sollte man sexuell belästigt worden sein oder um einen Übergriff zu melden. "Der Safe Point ist eine erste Anlaufstelle. Wir helfen immer im Sinne und der Geschwindigkeit der Patienten. Wir sind nicht dort, um jemanden zu einer Anzeige zu überreden, aber wir hören zu und reden gerne." erklärt Irmscher-Grothen. Außerdem verteilen die Helfer Visitenkarten, damit man sich auch im Nachhinein noch melden kann. Der Frauennotruf hat für die Zeit des Volksfestes zusätzliche Beratungsspots eingerichtet, damit jede bestmöglich betreut werden kann.

Zusätzlich sollen überall am Festgelände Plakate, einerseits für Frauen, andererseits für Männer, aufgehängt werden, die auf das Thema aufmerksam machen. Frauen werden Tipps und kleine Erinnerungen gegeben, beispielsweise das Getränk nicht aus den Augen zu verlieren. Auch sollen sich Mädchen und Frauen laut durch ein "Nein" in unangenehmen Situationen bemerkbar machen und diese verlassen, nicht alleine unterwegs sein, andere im Notfall um Hilfe bitten und den Handy-Akku im Auge behalten. Auch eine Notfallnummer ist auf den Plakaten zu finden.

"Ein Dirndl-Ausschnitt ist keine Einladung"

Auch für Männer gibt es Plakate, die sie daran erinnern sollen, wie man sich am besten verhalten sollte. Mit Sprüchen wie "Nein heißt nein", "Mädchen und Frauen werden nicht begrapscht" und "Ein Dirndl-Ausschnitt ist keine Einladung" soll Mann daran erinnert werden, dass Frauen keine Objekte sind. Diese Plakate sollen speziell an den Männerklos befestigt werden. Auch sei es wichtig, dass Männer untereinander auf angemessenes Verhalten achten. Wenn Kumpels oder Bekannte Frauen belästigen, dann sei es wichtig, etwas zu sagen, hieß es bei dem Pressegespräch.

Helga Stieglmeier appelliert an alle Eltern, mit ihren Töchtern vor dem Fest zu reden. "Es ist wichtig, vor allem junge Frauen zu warnen" sagt sie. Allerdings gehöre hier hinzugefügt, dass Eltern nicht nur ihre Töchter auf Gefahren am Herbstfest hinweisen, sondern auch mit ihren Söhnen über angemessenes Verhalten im Umgang mit Mädchen und Frauen sprechen sollten.

Nagellack kann K.-o.-Tropfen erkennen

Auch im Umgang mit Getränken hat Stieglmeier noch ein paar Tipps. Generell sei es wichtig, sie immer im Auge zu behalten. "Es gibt mittlerweile auch Produkte am Markt, die K.-o.-Tropfen im Getränk einfach, schnell und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit erkennen können." Es gebe zum Beispiel Armbänder mit vier Punkten, auf die man das Getränk tröpfeln kann, oder auch Nagellack, der die Farbe ändert, wenn K.-o.-Tropfen vorhanden sind.

"Hoffen wir, dass nichts passiert", sagt OB Gotz. "Vollständig verhindern, dass etwas passiert, kann man wahrscheinlich eh nicht, aber wir hoffen, dass durch die Maßnahmen dem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und dass wir durch niederschwellige Beratung bestmöglich vor Ort helfen können", fügt Steffi Irmscher-Grothen hinzu.

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