Hemadlenzen:Grauenhaftes Ende eines traumhaften Tages

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Enorm große Beteiligung und ausgelassene Stimmung beim Umzug in Dorfen am Unsinnigen Donnerstag. Getrübt wird der Tag durch eine Polizeimeldung über eine vermisste Person

Von Thomas Daller und Antonia Steiger, Dorfen

Ein paar Tausend Hemadlenzen kommen am Unsinnigen Donnerstag schnell zusammen. Heuer wurden nun die Auflagen deutlich verschärft. (Foto: Renate Schmidt)

Ein traumhaft schöner Tag hat ein furchtbares Ende gefunden: Beim extrem gut besuchten Hemadlenzen-Umzug am Unsinnigen Donnerstag ist ein junger Mann in die Isen gefallen und gestorben. Er war an einer Stelle in der Isen im Wasser gesehen worden, die als ungefährlich gilt. Die Strömung ist nicht sehr stark, es geht flach vom Ufer in den Fluss, zudem ist das Ufer von Büschen gesäumt. Aber das Gewässer ist dort stark verschlammt. Zeugen hatten beobachtet, wie der junge Mann offensichtlich abtrieb und dann wohl unterging, und die Polizei verständigt. Die Polizei Dorfen suchte das Gebiet ab, Unterstützung erhielt sie von Rettungstauchern, einem Polizeihubschrauber und der Dorfener Feuerwehr. Nach mehreren Stunden - der Hemadlenzenumzug war da schon lange vorbei - herrschte traurige Gewissheit: Am Spätnachmittag hatten Tauchern den jungen Mann tot aus der Isen geborgen, das teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord am Abend mit. Die Kriminalpolizei Erding hat die Ermittlungen zu den Umständen des Todes und zur Identifizierung des Mannes übernommen. Viele Hemadlenzen werden am Nachmittag von diesem Unglück nichts mitbekommen haben. Der Umzug fand mit einer enorm großen Beteiligung statt. Die Dorfener und Teilnehmer aus den Nachbargemeinden gaben sich alle Mühe, den Winter auszutreiben. Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen wie im Mai feierten mehr als 3000 Lenzen den Unsinnigen Donnerstag.

Begleitet von Blasmusik und Fernsehteams setzte sich der Zug um zehn Uhr in der Erdinger Straße in Bewegung, der Strom der weiß Gekleideten nahm fast kein Ende. Viele sagten, sie hätten sich kurzfristig und spontan einen Tag Urlaub genommen, weil die Wetterprognose einen traumhaften Tag vorhergesagt hatte.

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(Foto: Renate Schmidt)

Der Lenz ist verbrannt, der Frühling kann kommen.

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(Foto: Renate Schmidt)

Bürgermeister Heinz Grundner stieg heuer vom Vordach des Friedbergergebäudes zu den Lenzen hinab.

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(Foto: Renate Schmidt)

Beim Umzug sah man auch vereinzelt traditionelle Elemente wie Saublasen oder Laternen.

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(Foto: Renate Schmidt)

Viele Dorfner haben beim Hemadlenzenumzug erfolgreich den Winter ausgetrieben.

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(Foto: Renate Schmidt)

Tausende Lenzen verfolgten am Unteren Tor, wie die drei Ritter aus den Stüberl über eine Leiter geholt wurden und sich dem Umzug anschlossen.

Erstmals wurden statt eines Prinzenpaares heuer die drei Ritter mit einer Leiter aus dem Turmzimmer des Unteren Tores geholt. Am Rathausplatz wartete bereits Bürgermeister Heinz Grundner auf dem Vordach des Friedberger-Gebäudes. Mit einem roten Herzerl auf der Backe und einem Bierkrug in der Hand kletterte auch er die Leiter hinab. Höhepunkt war wie immer das Verbrennen der Strohpuppe im Hemadlenzengewand. Dichtgedrängt verfolgten die Lenzen, wie die Puppe angezündet und hochgezogen wurde. Als der Lenz in hellen Flammen stand, frischte plötzlich eine Windböe aus Westen auf, die die Funken nur so stieben ließ. Kurzzeitig war das so brandgefährlich, dass die Veranstalter die Puppe rasch herabließen, um weiteren Funkenflug zu verhindern.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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