Landkreis Erding:Der Heizölmarkt spielt verrückt

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Die Nachfrage bei den Heizöllieferanten ist wegen der hohen Preise eher gering derzeit. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Preise springen auf hohem Niveau rauf und runter. Eine Prognose wie es weiter geht, wagt keiner. Aber Experten erwarten einen weiteren Anstieg. "Jetzt ist alles teuer, aber es wird noch teurer werden", sagt ein Händler.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Heizölpreise in Deutschland sind so hoch wie lange nicht mehr. Laut dem Statistischen Bundesamt ist leichtes Heizöl rund doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor. Dabei springt der Preis ziemlich oft rauf und runter. Viele Heizölhändler im Landkreis wagen keine Prognose wohin der Preis sich entwickle, der Heizölmarkt spiele verrückt und man könne den verunsicherten Kunden keinen Ratschlag geben, ob man jetzt oder später kaufen soll. Experten gehen aber davon aus, dass die Heizölpreise im Laufe des Jahres weiter steigen. Wie das Ölmarktportal "Tecson.de" schreibt, müssen Verbraucher 2022 und 2023 mit "sehr hohen Strom-, Gas-, und Ölpreisen" rechnen. Werner Huber von der gleichnamigen GmbH in Lengdorf meint das auch: "Jetzt ist alles teuer, aber es wird noch teurer werden", schätzt der Geschäftsführer.

Ältere Kundschaft wolle eher die Tanks voll oder zumindest genügend drin haben

"Aktuell ist die Nachfrage zurück gegangen, weil die Preise so hoch sind. Beim Heizöl ist derzeit auch der Bedarf nicht unbedingt sehr hoch, die meisten kaufen eigentlich nur, wenn sie Öl dringend brauchen, weil es sonst kein heißes Wasser gibt", sagt Alexander Michl, Disponent und Einkäufer bei der Raiffeisen-Waren GmbH (RWG) Erdinger Land. Auch Markus Kerschbaumer von der gleichnamigen Mineralöle GmbH in Taufkirchen berichtet von einer "schleppenden Nachfrage". Ältere Kundschaft wolle eher die Tanks voll oder zumindest genügend drin haben, während Jüngere mehr auf Risiko gingen und abwarten, ob es vielleicht noch billiger wird.

Der bun­des­weit ge­mit­telte Durch­schnitts­preis für Heizölpreis lag am Dienstag, 21. Juni, bei 152,9 Cent pro 100 Liter laut dem Internetportal "Tecson.de" bei einer Abnahmemenge von 2500 Litern. Die Preisspanne ist dabei extrem groß. Am 9. März 2022 kostete der Liter 214,60 Cent, im November 2020 jedoch nur 37,76 Cent. Der Durchschnittspreis im Zeitraum von drei Jahren lag bei 70,63 Cent.

"Aktuell haben wir eine Ausnahmesituation mit dem Krieg in der Ukraine."

"Aktuell haben wir eine Ausnahmesituation mit dem Krieg in der Ukraine. Wenn die Opec ihre Fördermenge erhöhen würde, würde das vielleicht den Preis drücken. Aber die Produzenten halten den Preis künstlich hoch. Der Heizölpreis ist sehr sprunghaft derzeit. An einem Tag geht er drei bis fünf Cent rauf, am nächsten Tag zwei, drei runter. Wir haben so starke Sprünge wie noch nie, wie ich mich erinnern kann. Wir geben deshalb überhaupt keine Preisprognosen aus, weil wir nicht wissen, wie sich der Markt entwickelt. Das wäre ein Blick in die Glaskugel. Wer was anderes behauptet, ist unseriös", sagt Alexander Michl. Auch Markus Kerschbaumer teilt diese Ansicht: "Ob man jetzt kaufen soll oder nicht, das muss der Kunde entscheiden. Da gebe ich keine Empfehlung". Die Situation auf dem Markt sei "ganz kurios" und die Preise würden rauf und runter springen.

Disponent Alexander Michl tun aber die Leute leid, die heuer teilweise das Doppelte an Kosten haben gegenüber dem vergangenen Jahr. "Corona war auch ein absoluter Ausnahmenfall. Da war aber jeder happy, wenn der Preis zwischen 40 und 50 Cent lag. 60 bis 70 Cent wäre ein fairer Preis, mit dem jeder leben könnte."

"Die Situation wird sich nicht entspannen", vermutet Werner Huber

Bei der Werner Huber GmbH in Lengdorf ist das Geschäft immerhin "normal", wie Geschäftsführer Werner Huber sagt. Er glaubt nicht, dass die Situation auf dem Markt besser werden wird. Durch die Gasdrosselung würden viele Großanlagen auf Öl umstellen und damit würde die Heizölmenge auf dem Markt weniger. "Die Situation ist: Bekommen wir überhaupt noch Öl?". Zur derzeitigen Situation ohne Gas und Öl aus Russland hätten politische Entscheidungen in der Vergangenheit beigetragen. Eine Preisprognose will Werner Huber zwar nicht abgeben, aber er warnt: "Wenn jetzt nicht gekauft wird, staut sich alles in den Herbst hinein und dann sollen wieder alle Tanks auf einmal gefüllt werden. Dann spielt der Markt noch mehr verrückt, wie es im März der Fall gewesen war, als wir bei zwei Euro für den Liter waren." Sein Rat: "Man soll einfach auffüllen. Die Situation wird sich nicht entspannen." Alles was Richtung Winter gehe, werde teurer.

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