Heimatforscher Ottenhofen:Haus und Hof-Name

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Nach der gut besuchten Ausstellung im Januar werden im September die Schilder mit den alten Hofnamen für über 50 Anwesen ausgegeben

Von Vin Regina Bluhme, Ottenhofen

An rund 50 Gebäuden im Gemeindegebiet von Ottenhofen werden neben den üblichen Hausnummern bald zusätzliche Schilder hängen. Die grünunterlegten Tafeln in stilisierter altdeutscher Schrift geben Auskunft über den ursprünglichen Hofnamen, über die erste urkundliche Erwähnung und darüber ob, es ein Ganzer Hof oder womöglich nur ein Achtel-Hof war. Die Heimatforscher Ottenhofen haben erfolgreich in vergilbten Akten, alten Kirchenbüchern und historischen Karten gestöbert. Am Sonntag, 25. August, werden im Rahmen einer kleinen Feier die Schilder verteilt, inklusive kleiner Urkunde, Schrauben und Dübel.

"1440, Beim Wendl, Ganzer Hof, Leibrechtig Kloster Ebersberg" - so steht es auf einem der Schilder. Die kleinen mattgrünen Tafeln auf 60 mal 30 Zentimeter sind alle nach diesem Muster aufgebaut: Zunächst die Jahreszahl, die besagt, wann der Hof erstmals erwähnt worden ist, erklärt Franz Weber, Leiter der Interessensgemeinschaft Heimatforscher Ottenhofen. Dann kommt der Hofname, oft sei dieser mit dem Beruf des damaligen Anwohners verbunden gewesen, Schneider oder Schuhmacher. Wie sich Wendl ableiten lässt, da gebe es von Seiten der Historiker mehrere Erklärungen. Passen würde nach Ansicht von Weber aber gut der Heilige Wendelin, der Patron der Bauern und Taglöhner.

Die Beschreibung "Ganzer Hof" wiederum bezieht sich laut Weber auf die Größe des Hofes. Ein ganzer Hof liege bei circa 100 Tagwerk, ein halbe bedeute 50 bis 60 Tagwerk, bis zum einem Sechszehntel-Hof und schließlich zur Leersölde, "eine Hütte mit ein paar Quadratmetern Grund". Ein wenig irritiert seien manche schon gewesen, sagt Weber. Warum sollte ihr Anwesenein halber Hof sein, während das kleineres Haus des Nachbarn als ganzer Hof ausgeschildert wird. Aber so ändern sich eben die Zeiten: "Viele große Höfe sind kleiner geworden oder verschwunden, während aus ursprünglich kleinen Höfen auch mal große Anwesen wurden", erzählt Franz Weber.

Neben Name und Größe sind auf dem Schild auch die ursprünglichen Besitzverhältnisse angegeben. "Leibrechtig Kloster Ebersberg" bedeute, dass der Landwirt ein lebenslanges Recht auf das Bewirtschaften des Klostergrundes hatte. Weitere Grundbesitzer vor Ort waren die Hofmark Ottenhofen, Adel und ein paar wenige Großbauern. Auch Besonderheiten werden auf den Schildern vermerkt, zum Beispiel die Information "Tafernwirtschaft".

Vor zehn Jahren haben sich die Heimatforscher Ottenhofen zu einer Interessensgemeinschaft zusammengetan. Die vier Männer und zwei Frauen sind seitdem dabei, altes Wissen rund um Ottenhofen zu dokumentieren und zu archivieren. Bei der Suche nach den ursprünglichen Hofnamen waren sie sich einig: Es sollten alle Ortsteile von Ottenhofen untersucht werden, also zum Beispiel auch Unterschwillach oder Wimpasing. Und die Höfe sollten von 1900 und früher stammen. Eines der ältesten Anwesen dürfte die Hofmühle sein, die bereits im Jahr 1234 erwähnt wird, oder Keckmühle von 1387.

Für die sechs Ottenhofener Heimatforscher bedeutete das Projekt jede Menge Arbeit und akribische Recherche anhand von historischen Karten und Büchern, im Internet oder im Hauptstaatsarchiv. Das Ermitteln von Daten und Fakten könne dem ehemaligen Kripobeamten Franz Weber vielleicht sogar ein wenig im Blut liegen. Wobei die Bücher des Klosters Ebersberg recht übersichtlich geführt worden seien, "fast wie eine Art Excel-Tabelle", sagt er.

Bereits im Januar haben die Heimatforscher eine sehr gut besuchte Ausstellung über die alten Hofnamen im Feuerwehrhaus Ottenhofen organisiert, "da haben wir schon gemerkt, dass die Leute sehr interessiert sind", erzählt Franz Weber.

So kam der Gedanke auf, Hofnamensschilder anfertigen zu lassen. Über 50 Bestellungen gingen bei den Heimatforschern ein. Die rund 60 mal 30 Zentimeter großen Tafeln kosten 70 Euro. Am Sonntag, 25. August um 14 Uhr werden sie in einer kleinen Feier bei Kaffee und Kuchen um 14 Uhr in der Sportgaststätte "beim Mäck" an alle Besteller verteilt. Dazu gibt es eine kleine Urkunde mit weiteren Informationen über das Anwesen und passende Schrauben und Dübel.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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