Hans Schreiner informiert sich:Auf Exkursion in Niederding

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Vor dem Maisfeld in Niederding (von links): Kreisobmann Jakob Maier, Hans Schreiner, Helga Stieglmeier und Korbinian Empl. (Foto: oh)

Der Landratskandidat Hans Schreiner besucht Kreisobmann Jakob Maier auf dessen Hof. Zusammen mit weiteren Kommunalpolitikern informiert er sich über Maisanbau, Färsenaufzucht und die Sorgen der Landwirtschaft

Von Regina Bluhme, Oberding

Jakob Maier geht voran, er kennt den Weg durch die Schneise, die er am Vortag noch geschlagen hat. Der Erdinger Kreisobmann führt seine Besucher in ein hohes Maisfeld in Niederding, über drei Meter stehen hier die Pflanzen, dicht bei dicht. Plötzlich, mittendrin: Sonnenblumen. Ein Experiment soll es sein mit einem mobilen Blühstreifen, sagt Maier, der gerne Neues ausprobiert. Vor über 20 Jahren zum Beispiel ist der Landwirt eine Betriebsgemeinschaft mit Lorenz Strobl eingegangen, seit kurzem baut er Silphie an, die vielleicht einmal als Maiersatz dienen kann, und schmiedet zudem Pläne für einen Nahwärmeanschluss der Biogasanlage. Beim Besuch von Kommunalpolitikern der Freien Wähler (FW), SPD und Grünen und des gemeinsamen Landratskandidaten, Bockhorns Bürgermeister Hans Schreiner (FW), stand der Bauernvertreter Rede und Antwort. Es ging um Maisanbau und ums Bienensterben.

Er wolle den Kommunalpolitikern einen groben Überblick über die Arbeit eines Landwirts geben, sagte Jakob Maier. Er wehre sich gegen Schwarz-Weiß-Denken, Schlagworte wie Maiswüste zum Beispiel findet er "völlig unangemessen". Denn der Mais sei "im Grunde eine tolle Pflanze" - wenn sie "im richtigen System" angebaut werde. Soll heißen: in Fruchtfolge, die den Boden wieder zu Kräften kommen lässt. Vom Hof geht es auf ein Maisfeld. Auf 40 Hektar baut er Mais an, dazu kommen unter anderem noch zehn Hektar mit Kleegras, elf Hektar Wickroggen oder 16 Hektar Wiesen. Auf dem Maisfeld, zu dem er die Gäste führt, hat er ein paar Meter im Inneren einen Blühstreifen angebaut, der Tieren einen geschützten Raum geben soll. Vor 14 Tagen hat er eine Wildtierkamera installiert, noch hat er keine Bilder, aber ersten Spuren zufolge, werde der Streifen durchaus als Rückzugsort genutzt.

Die Fahrt geht weiter zu einem Feld mit knallgelber Pflanze: die Silphie werde er für die nächsten zehn Jahre auf dem Feld belassen, erklärt Maier. Noch sei nicht ausreichend erforscht, ob sich die Pflanze tatsächlich einmal als Maisersatz etablieren kann. Aber eins kann er jetzt schon sagen: Insekten fliegen drauf. Unbestritten habe die Artenvielfalt abgenommen, aber die intensive Landwirtschaft verteufeln, will er nicht. Das Optimum erreichen zu wollen, daran könne er nichts Schlechtes sehen. Auf das Artenvielfalt-Volksbegehren ist er nicht so gut zu sprechen. Was früher auf freiwilliger Basis gefördert worden sei, sei jetzt per Gesetz vorgeschrieben, ohne finanziellen Ausgleich, als Beispiel nannte er die Gewässerrandstreifen. "Da liegt der Fehler im System", erklärte Grünen-Kreisrätin Helga Stieglmeier. Neben ihr waren auch Kreisrat Florian Geiger (Grüne), SPD-Kreisvorsitzender Martin Kern und SPD-Kreisrat Horst Schmidt (beide SPD), Kreisrat Korbinian Empl (FW) und FW-Bezirksrätin Maria Grasser dabei. Landwirt Maier hat mehrere Standbeine. Seit 1996 hat er in Niederding eine Betriebsgemeinschaft mit Landwirt Lorenz Strobl.

Sie betreiben eine Biogasanlage, haben gerade zugebaut, um eine flexiblere Produktion ermöglichen. Zwölf Wohnhäuser erhalten ihre Wärme von der Anlage, aktuell laufen Gespräche mit der Gemeinde Oberding, wie die Biogaswärme ins Oberdinger Nahwärmekonzept eingebracht werden könnte.

Zur Betriebsgemeinschaft von Maier und Strobl gehört auch die Aufzucht von circa 200 Färsen. Vor dem offenen Stall macht die Delegation ebenfalls halt. Maier und Strobl arbeiten hier für fünf Milchviehbetriebe, drei davon sind aus dem Landkreis Erding.

Kein Berufsstand habe eine "Bestandsgarantie", auch die Landwirte nicht, räumte Maier ein. Derzeit sei viel im Umbruch, vieles ungewiss: 2027 laufe die Förderung für Biogasanlagen aus, sagt Maier, "wir hängen ein bisschen in der Schwebe". Auch die Hofnachfolge ist noch ungeklärt. Sohn Philipp arbeitet bislang in Teilzeit am Hof mit. Dass die Landwirtschaft kein gutes Image habe, bedrücke ihn. "Wir sind so weit weg von den Leuten". Wichtig sei auch die Unterstützung durch die Kommunalpolitik, betonte Maier. Wie das gehen soll? "Keine Flächen mehr wegnehmen und regionale Absätze fördern", da war sich der Landwirt mit den Besuchern einig.

Er sehe bei den Landwirten "viel Verzweiflung", sagte Hans Schreiner. Heute überlege "sich jeder zweimal", ob er den Beruf ergreifen solle. Dabei finde sich "so ein guter Standort wie im Landkreis Erding" nicht so leicht. Das Problem: "Wir schätzen die, die uns füttern, nicht." Gerade was regionale Produkte betreffe, müsse ein Umdenken einsetzen. Ein solches sieht Jakob Maier bei einigen jungen Landwirten: "Es gibt ein verändertes Denken, gezwungenermaßen und richtigerweise".

© SZ vom 20.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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