Grund- und Mittelschulprojekt:Rettungsinseln auf dem Schulweg

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Im Gemeindebereich von Oberding zeigen 15 Einrichtungen mit einem Plakat: Wir helfen Kindern im Notfall

Von Regina Bluhme, Oberding

Ein Sechsjähriger aus Oberding ist auf dem Weg zur Schule. Er stürzt, das Knie tut ihm furchbar weh, er kann kaum laufen. Ein Pflaster, ein tröstendes Wort oder einen Anruf bei der Schule gibt es für ihn bei einer der 15 "Rettungsinseln" im Gemeindebereich. 15 Geschäfte und eine Bankfiliale machen mit bei dem Projekt der Grund- und Mittelschule Oberding. Sie haben in ihren Schaufenstern Plakate mit einem rot-weißen Rettungsring hängen und der signalisiert Kindern: Wenn du in Not bist, dann kannst du dir hier Hilfe holen. Das kann ein böser Sturz sein oder ein Streit mit Mitschülern. In Taufkirchen gibt es dieses Projekt schon seit 2009, dort heißt es "Kinderhilfe". Die Initiatorin Inga Reichenauer ist überzeugt: Auch in Zeiten der Handys ist ein erster Ansprechpartner für die Kleinen eine große Erleichterung.

In Oberding ist das Projekt nach einem Vortrag einer Kripobeamtin zum Kinder- und Jugendschutz entstanden, berichtet Schulsozialpädagogin Nikki Hebermehl. "In Oberding gehen viele Kinder zu Fuß zur Schule, fahren mit dem Fahrrad oder Roller und auch der Weg zum Bus ist teilweise etwas länger." Um auch den Kindern aus Oberding ein sicheres Gefühl auf dem Schulweg zu bieten, sei die Idee für ein Netz der Rettungsinseln entstanden.

Zunächst wurden öffentliche Einrichtungen, die zu den Stoßzeiten auf dem Schulweg geöffnet haben, über den Elternbeirat angesprochen. Wer mitmachen wollte, erhielt das Logo der "Rettungsinsel" sowie ein Merkblatt, auf dem steht, "was bei bestimmten Gegebenheiten zu tun ist und wer benachrichtigt werden soll", erklärt Nikio Hebermehl. "Alle Mitarbeiter waren sofort bereit, ihre Hilfe anzubieten", fügt sie hinzu. Im Oberdinger Gemeindegebiet machen laut Hebermehl 15 Einrichtungen mit, darunter Bäcker, eine Bankfiliale und ein Kindergarten.

Feste Anlaufstelle ist die Schule. Diese leitet dann die weiteren Schritte ein und benachrichtigt zum Beispiel die Eltern. Bisher sei dieser Fall noch nicht eingetreten, informiert die Schulsozialpädagogin. Aber sie habe von Einrichtungen gehört, dass Kinder nach einem Sturz bei ihnen Hilfe in Anspruch genommen hätten. "Für uns ist es natürlich positiv, dass die Rettungsinseln noch nicht für große Notfälle benötigt wurden, da wir sehen, wie sicher unsere Gemeinde schon so ist", sagt Hebermehl. Das Logo - ein rot-weißer Rettungsring mit dem Zusatz "Hier wird dir geholfen" - wurde von einem Designbüro nach einem Projekt der Stadt Biberach entworfen.

In Taufkirchen hat Inga Reichenauer ein solches Projekt bereits 2009 ins Leben gerufen. "Es ging mir darum, Kindern im Alltag mehr Sicherheit zu bieten und Anlaufstellen in Notfällen zu schaffen", sagt sie. Auf die Idee sei sie durch einen Fernsehbericht gekommen. 2009 wurde das Projekt dann vom Gemeinderat abgesegnet. 17 Geschäfte, vom Friseur über Metzger, Bäcker bis zum Tierarzt machen nach Angaben von Inga Reichenauer mit. Alle zwei Jahre klappere sie die Einrichtungen ab, um gegebenenfalls die Aufkleber zu erneuern. Aus den letzten Jahren sei ihr kein Zwischenfall bekannt. "Zum Glück."

In den ersten beiden Klassen der Grundschule Taufkirchen werde das Projekt Kinderhilfe im Unterricht besprochen. Das Logo zeigt ein Kreuz, auf dem ein rotes Männchen liegt, das von einem grünen Männchen verarztet wird. Gestaltet hat es damals Vera Dorn aus der vierten Klasse.

Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2009 über die Einführung der "Kinderhilfe" endet mit dem Satz: "Die Stadt Erding möchte jetzt ein solches Pilotprojekt in die Wege leiten." Auf Nachfrage bei der Stadt Erding, muss Pressesprecher Christian Wanninger passen: Davon sei ihm nichts bekannt. Auch für Florian Gänger, 2. Vorsitzender der Erdinger Händlergemeinschaft Ardeo, ist diese Idee neu, er findet sie "sehr interessant".

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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