Gewerbegebiet in Moosinning:Ganz nah dran

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

Groß, größer, Moosinning: Die Gemeinde muss nun ein neues Gewebegebiet planen, das doppelt so groß ausfällt wie bisher geplant. Doch geholfen ist damit niemandem so recht

Von Mathias Weber, Moosinning

Manchmal passiert es, da hat man eine gute Absicht, aber diese gute Absicht führt zu schlechten Ergebnissen, die so eigentlich gar nicht gewollt waren. Es gibt da ein Beispiel, das bei Kommunalpolitikern immer wieder zu heftigem Kopfschütteln führt: das berühmt-berüchtigte Anbindungsgebot. 2006 im Landesentwicklungsprogramm verankert, ist dieses Gebot ein Werkzeug der Planung von Siedlungsstrukturen im Freistaat. Es legt fest, dass Neubaugebiete, also auch neu ausgewiesene Gewerbegebiete, an bestehende Strukturen anbinden müssen. Zersiedelung soll so vermieden werden, Neubaugebiete auf der grünen Wiese werden so unmöglich.

Was Pamela Kruppa aber gar nicht gefällt. Die Bürgermeisterin von Moosinning (CSU) hält das Anbindungsgebot für "nicht sinnvoll", für ihre Kommune bedeutet es nichts als Ärger. Denn schon lange möchte die Gemeinde ein neues Gewerbegebiet ausweisen, da, wie es einem Vorentwurf heißt, Moosinning "bislang nur unzureichend und unterdurchschnittlich von der starken wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Erding profitiert". In der Tat: Die Nähe zum Flughafen, zu München und zur Flughafentangente lassen den Standort attraktiv erscheinen. Geplant hatte die Gemeinde daher ein gut angebundenes Gewerbegebiet am westlichen Ortsrand Richtung Erding, zwischen dem Mittleren Isar Kanal und der B 388.

Ein idealer Standort mit einem Fehler: Es gibt keine Anbindung zu bestehenden Strukturen - auch wenn es nur wenige Hundert Meter bis zur Ortschaft Eching sind (siehe Karte). Die Regierung von Oberbayern wollte daher dieser Planung nicht zustimmen. Die Gemeinde hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, ist bis zum Innenminister gegangen. Nichts hat genützt, eine Anbindung musste her, und was man nun plant, das nennt Kruppa "einen Kompromiss": Das Gewerbegebiet wächst nun - von einem "riesigen Gebiet" ist da schon Mal die Rede. Das Gebiet wird einfach verdoppelt: Es erstreckt sich den neuesten Planungen zufolge vom alten Standort bis zum Moosinninger Ortsteil Eching und bindet daran an. 150 000 Quadratmeter soll es groß sein, womit Moosinning nicht unbedingt in der obersten Liga der flughafennahen Gewebegebiete mitspielt. Das Oberdinger Gewerbegebiet Schwaig-Nord etwa ist 260 000 Quadratmeter groß, das geplante Gewebegebiet im Westen Erdings zwischen Sigwolfstraße und Dachauer Straße soll 230 000 Quadratmeter groß werden. Deutlich kleiner geht es aber auch: Das neue Eittinger Gewebegebiet ist nur 12 000 Quadratmeter groß.

In Moosinning soll der Abschnitt, der an Eching angrenzt, nun als erstes entwickelt werden. Man ist noch in einem frühen Stadium: Derzeit laufen Verhandlungen mit mehr als einem Dutzend Grundstückseigentümern. Wann die fertig sind und wann mit einer Entwicklung begonnen werden kann - darüber will die Gemeindeverwaltung nicht spekulieren. Bis sich Gewerbe im Osten der Gemeinde ansiedelt, kann es noch Jahre dauern. Dass aber Nachfrage besteht, das ist unbestritten. Aus der Gemeindeverwaltung heißt es, dass immer wieder Gewerbetreibende nachfragen, auch die Immobilien-Zeitung hat schon über die Planungen berichtet.

Für einige Moosinninger wird es aber nicht langsam genug gehen können: für die Anwohner in Eching. Dass das Gewerbegebiet ganz nah an ihre Häuser heranrücken wird, das gefällt ihnen nicht. Das gibt auch Bürgermeisterin Kruppa zu: "Die Begeisterung ist verständlicherweise nicht groß", sagt sie. Zudem die geplante Ortsumgehung Moosinnings im Norden auch nah an der Ortschaft vorbeiführen wird. Sie taucht im aktuellen Bundesverkehrswegeplan auf und hat gute Chancen, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verwirklich zu werden.

Wenig bis keine Zukunft hat aber wohl das Anbindungsgebot. Heimatminister Markus Söder (CSU) will es lockern, auch gegen den Protest von Umweltgruppen, die den zusätzlichen Flächenverbrauch und die Versiegelung kritisieren. Die haben die Bürger von Eching bald vor ihrer Haustür - eine Abschaffung des Gebotes kommt für sie wohl zu spät.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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