Gemeinderat Oberding:Wohnen im Stall

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Die Herz-Jesu-Missionare beantragen Nutzungsänderung für Einrichtung in Birkeneck - und bekommen sie auch

Besuch von Ordensbrüdern bekommt Oberdings Bürgermeister eher selten. Vor einiger Zeit jedoch sprachen zwei Patres der Herz-Jesu-Missionare bei Bernhard Mücke im Rathaus vor. Die Gemeinschaft betreibt seit vielen Jahren in Birkeneck bei Hallbergmoos, Landkreis Freising, eine Einrichtung für benachteiligte Jugendliche. Dazu gehört auch ein älteres Haus auf Oberdinger Grund, das seit Jahrzehnten bewohnt ist. Erst vor kurzem kam heraus, dass es sich hier offiziell um ein landwirtschaftliches Gebäude handelt und Wohnen nicht vorgesehen ist. Die Patres fragten also im Oberdinger Rathaus nach, was nun zu tun sei. Am Dienstag legten sie dem Gemeinderat einen Antrag auf Nutzungsänderung vor. Das Gremium genehmigte den Antrag einstimmig.

"Nachweislich seit mehr als vierzig Jahren" werde das Gebäude als Wohnhaus genutzt, erklärte Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) im Gremium. Als die Patres am Haus Umbauten vornehmen wollten, sei herausgekommen, dass es immer noch als landwirtschaftliches Gebäude gelte. Es handle sich also offiziell um einen Stall, fügte Mücke hinzu. Nach Rücksprache mit der Bauverwaltung des Landratsamts konnte Mücke den beiden Missionaren nur eins empfehlen: Sie sollten einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen. Das taten diese dann auch, ganz offiziell im Namen der Oberdeutschen Provinz der Herz-Jesu-Missionare. Ohne längere Debatte gab der Gemeinderat Oberding Grünes Licht.

Platz können sie im Jugendwerk Birkeneck gut brauchen. 1925 gründeten die Herz-Jesu-Missionare in dem ehemaligen Jagdschloss der Freisinger Bischöfe eine Fürsorgeerziehungsanstalt. 2006 wurde zusätzlich eine geschlossene Clearingstelle eingerichtet. Hier werden massiv auffällige Kinder mit richterlichem Unterbringungsbeschluss diagnostiziert und auch motiviert, sich auf die Hilfsangebote einzulassen. Es gibt zudem eine heimeigene Mittelschule, Berufsschule und Ausbildungswerkstätten. Aktuell kümmern sich geschulte Pädagogen und Fachkräften zusammen mit den fünf im Haus lebenden Herz-Jesu-Patres um etwa hundert Jugendliche, um sozial benachteiligte Kinder, aber auch um minderjährige Flüchtlinge. "Wir handeln nach unserem Leitspruch", sagt Superior Pater Josef Höcherl über seine Aufgabe. Und der laute: "sich derer annehmen, die sehr hilfsbedürftig sind."

© SZ vom 11.12.2018 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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